Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels
es könnte wahr werden« auf sie zutraf. Während der letzten Jahre mit Jack hatte sie immer mehr gemerkt, dass sie Entschlossenheit an einem Lebensabschnittspartner schätzte, eine Eigenschaft, die Jack in seinem Privatleben völlig fehlte. Roger schien das Gegenteil zu sein. Schon nach dieser kurzen Zeit merkte sie, dass er auch die Personifizierung dieses Begriffs war.
»Es muss ja nicht so spät sein«, gestand Roger zu, als Laurie zögerte. »Und es kann ein Restaurant sein, das in der Gegend liegt, in der Sie wohnen.«
»Wie wär’s am Wochenende?«, schlug Laurie vor. »Ich habe zufällig frei.«
»Das könnte ich als Bonus anbieten für den Fall, dass Ihnen der heutige Abend gefällt«, widersprach Roger zielstrebig, Lauries Vorschlag dennoch als viel versprechend aufgreifend. »Es tut mir Leid, aber ich muss auf heute Abend bestehen. Sofern Sie natürlich frei sind. Damit haben Sie es einfach, weil Sie immer behaupten können, Sie hätten was vor. Aber das hoffe ich nicht. Ich muss nämlich zugeben, dass ich nicht gerade von interessanten, gebildeten Frauen in dieser Stadt erdrückt werde, und ich habe meine Antennen weit ausgestreckt.«
Laurie fühlte sich durch Rogers Beharrlichkeit geschmeichelt, besonders wenn sie an Jacks Unentschlossenheit dachte. Und weil Sue ihr diesen Mann vorgestellt hatte, dachte sie, es gebe keinen Grund, die Einladung nicht anzunehmen. Sie hatte nach Ablenkung gesucht, und genau die bot sich hier. »Also gut«, sagte sie. »Dann haben wir eine Verabredung!«
»Prima! Und wo? Oder soll ich das entscheiden?«
»Wie wär’s mit dem Fiamma, einem Restaurant in SoHo?«, schlug Laurie vor. Sie wollte sich von allen Orten fern halten, wo sie mit Jack hingegangen war, auch wenn kaum die Gefahr bestand, ihm dort zu begegnen. »Ich rufe an und lasse einen Tisch für sieben Uhr reservieren.«
»Klingt gut. Soll ich Sie zu Hause abholen?«
»Wir treffen uns im Restaurant«, wehrte Laurie ab, als sie sich Mrs Engler vorstellte, die mit ihren blutunterlaufenen Augen durch den Türspalt spähte. Dem wollte sie Roger nicht aussetzen. Nicht gleich am Anfang.
Eine Viertelstunde später verließ Laurie mit beschwingten Schritten das Manhattan General Hospital. Sie war gleichzeitig überrascht und begeistert von ihrer jugendlichen Schwärmerei. Dieses Gefühl hatte sie seit der neunten Klasse in der Langley-Mädchenschule nicht mehr gehabt. Sie wusste aus Erfahrung, dass diese Gefühle verfrüht waren und vielleicht dem Zahn der Zeit nicht standhalten würden, aber das war ihr egal. Sie konnte sich dieser Hochstimmung hingeben, so lange sie anhalten würde. Das hatte sie sich verdient.
Draußen auf dem Bürgersteig blickte sie auf ihre Uhr. Sie hatte noch Zeit für einen kurzen Abstecher ins University Hospital, um ihre Mutter zu besuchen, bevor sie wieder ins Institut zurück musste.
Kapitel 8
Fünf Wochen später
J asmine Rakoczi war sich einigermaßen sicher, dass auf dem Dach des leer stehenden Gebäudes rechts von ihr mindestens zwei Heckenschützen postiert waren. Vor ihr, höchstens fünf Meter entfernt, stand ein Haus, das höher war als das, auf dem die Heckenschützen lagen. Ihr Plan war einfach: über den freien Platz hinweg ins Gebäude hechten und hinauf aufs Dach steigen. Von dort würde sie die beiden Heckenschützen erledigen und sich weiter in die verwüstete Stadt vorarbeiten, um ihren Auftrag zu erfüllen.
Sie rieb sich die Hände und bereitete sich innerlich auf den Spurt vor. Ihr Herz raste, sie atmete schnell und flach. In Erinnerung an ihre militärische Grundausbildung mahnte sie sich zur Ruhe, holte tief Luft und rannte los.
Leider liefen die Dinge nicht so wie geplant. Auf halbem Weg über den freien Platz und gut sichtbar für die Heckenschützen wurde sie von etwas abgelenkt, das sie aus dem Augenwinkel heraus bemerkte. Das Ergebnis war vorhersehbar: Sie wurde angeschossen, und damit würde ihre Beförderung flöten gehen.
Mit ein paar Flüchen auf den Lippen, die sie bei den Marines gelernt hatte, lehnte sich Jazz zurück, nahm die Hände von der Tastatur und rieb sich kräftig das Gesicht. Als russischer Soldat in der Schlacht von Stalingrad hatte sie sich mehrere Stunden auf Call of Duty konzentriert, ihr Lieblingscomputerspiel, das sich an realen Schlachten aus dem Zweiten Weltkrieg orientierte. Bis zu dieser Katastrophe hatte sie sich hervorragend gehalten, aber jetzt würde sie von vorn anfangen müssen. Das Ziel war, zunehmend
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