Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes
ein.
»Wenn es sein muss.«
»Diese CA-MRSA ist schon seit vielen Jahren ein ernsthaftes Problem für die Krankenhäuser, und zwar mit ständig steigender Tendenz.«
»Das kann ja sein, aber ich glaube, die Tatsache, dass es sich ausschließlich um CA-MRSA-Erreger handelt, stützt eher meine Theorie. Aber lassen wir das einmal dahingestellt. Ich habe außerdem an dich gedacht und mit Dr. Wendell Andersons Sekretärin telefoniert. Dort habe ich mich erkundigt, ob es möglich wäre, für den Fall, dass ich die Operation verschieben möchte, noch einmal einen Termin für 7.30 Uhr zu bekommen. Sie hat gesagt, das sei ganz allein die Entscheidung des Arztes, da er normalerweise nie vor halb neun, neun Uhr anfängt, und dass er nur mir zuliebe am Donnerstag schon so früh anfängt.«
»Tja, dann lass den Termin doch verlegen«, sagte Laurie.
»Ich will ihn aber nicht verlegen. Darum geht es doch. Ich habe mich zwar erkundigt, für den Fall, dass ich meine Meinung ändern sollte, aber ich habe sie nicht geändert.«
»Aber wieso nicht?« Jacks Uneinsichtigkeit ließ Laurie spürbar sauer werden.
»Je schneller das gemacht wird, desto eher kann ich wieder Fahrrad fahren und Basketball spielen, darum«, knurrte Jack.
»Großer Gott!«, rief Laurie und warf vor Frustration die Hände in die Luft. »Wie kannst du bloß so unglaublich dumm und stur sein?«
»Das kann ich dir genau sagen«, giftete Jack zurück. »Ich habe Andersons Sekretärin um einen Rückruf ihres Chefs gebeten, und das hat er eine Stunde später auch gemacht. Dabei habe ich ihm ein paar sehr direkte Fragen gestellt. Zuerst habe ich ihn gefragt, ob er über die MRSA-Fälle in den Angels-Kliniken Bescheid weiß. Er hat gesagt, er weiß Bescheid, und hat auch zugegeben, dass das Ganze angesichts all der Vorsorgemaßnahmen, die die Klinik unter erheblichem Kostenaufwand ergriffen und die er mir ausführlich geschildert hat, ziemlich mysteriös sei. Er hat gemeint, dass die Infektionsrate zwar stark gesunken sei, dass aber immer noch vereinzelte Fälle vorkämen. Außerdem hat er mir verraten, dass er noch ein paar zusätzliche Maßnahmen getroffen hat, zusätzlich zu dem, was die Klinik unternommen hat.«
»Und die wären?«
»Er besteht bei seinen Operationen darauf, dass die Anästhesisten zusätzlichen Sauerstoff verabreichen, die Körpertemperatur des Patienten und sogar den Glukosespiegel überwachen und wenn nötig regulieren.«
»Ist bei ihm in letzter Zeit eine postoperative Infektion vorgekommen?« Lauries Stimme klang schneidend.
»Gut, dass du fragst«, erwiderte Jack süffisant. »Ich weiß zwar, dass Chirurgen auf dieses Thema nur äußerst ungern angesprochen werden, aber ich habe ihn ganz direkt danach gefragt. Umso überraschter war ich, als er mir erzählt hat, er hätte in seiner ganzen Laufbahn erst drei Patienten mit einer postoperativen Infektion gehabt, und das seien alles offene Mehrfachbrüche gewesen – die Wunden waren also von Anfang an stark verunreinigt. Außerdem sind sie alle drei am University Hospital und nicht im Angels Orthopedic vorgekommen.«
»Er hat also noch keinen einzigen MRSA-Fall gehabt.«
»Na ja, ich weiß ja nicht, welche Bakterien an diesen Fällen an der Uni-Klinik beteiligt waren, aber entscheidend ist doch, dass er in der Angels-Klinik noch keine Probleme mit MRSA hatte.«
Laurie starrte vor sich hin. Sie spürte, dass sie dabei war, den Streit zu verlieren.
»Ich bin sogar noch einen Schritt weitergegangen«, fuhr Jack fort. »Ich habe ihn gefragt, von Kollege zu Kollege, ob er sich angesichts meiner Verletzung und der Tatsache, dass die Angels-Kliniken mit einem MRSA-Problem zu kämpfen haben, an meiner Stelle wie geplant operieren lassen würde.« Jack machte eine dramatische Pause, um größtmögliche Wirkung zu erzielen.
»Und?« Laurie konnte nicht anders, sie musste nachfragen. Sie wollte es wissen.
»Er hat, ohne zu zögern, mit Ja geantwortet. Und darüber hinaus hat er noch gesagt, dass er nicht im Angels operieren würde, wenn er sich nicht absolut sicher wäre. Das Einzige, was er mir noch raten könne, sei, ein paar Tage vor der Operation nur noch antibakterielle Seife zu benutzen. Als ich gesagt habe, dass ich das bereits mache, da meinte er, dann sei ja alles in Ordnung. Er hat gesagt, er würde dafür sorgen, dass ich morgen bei der präoperativen Blutuntersuchung auf MRSA getestet würde und dass er, für den Fall, dass ich Bakterienträger sein sollte, darauf bestehen
Weitere Kostenlose Bücher