Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes
Kopf. Amy selbst war so gut wie ohnmächtig.
Nachdem Franco auf dem Stadtplan den kürzesten Weg zurück nach Hoboken gesucht und gefunden hatte, machte er mitten auf der Broad Avenue eine Kehrtwendung und beschleunigte in Richtung Süden.
Eine ganze Zeit lang fuhren sie schweigend dahin. Schließlich ergriff Angelo das Wort: »Ich kann bloß hoffen, dass Vinnie den ganzen Stress, den wir hier machen, zu schätzen weiß. Die Fahrt in die Stadt während der Hauptverkehrszeit war ja schon schlimm genug, aber das war noch gar nichts gegen den Tunnel und dann die ganze Kurverei hier draußen in New Jersey. Ich meine, das war echt ätzend.«
»Ich hätte sofort mit dir getauscht«, erwiderte Franco. »Tagtäglich mit so einem Bus rein und wieder raus zu fahren, das wäre für mich der reinste Albtraum.«
Dann sprachen sie nicht mehr miteinander, bis sie den Jachthafen erreicht hatten. Franco stellte den Wagen vor der Hafenmole ab, an der gleichen Stelle wie gestern Abend auch. Er schaltete die Scheinwerfer aus. Wie gestern Abend war es auch jetzt vollkommen dunkel. Sie stiegen aus und trafen an der hinteren Tür auf der Fahrerseite wieder zusammen. Sie öffneten sie, und Amys Kopf sackte nach links.
»Okay, Baby!«, sagte Angelo. »Zeit zum Aufstehen.« Er steckte den Kopf in das Fahrzeug und löste den Sicherheitsgurt. Als das geschafft war, holten sie Amy aus dem Wagen.
»Besonders schwer ist sie nicht, stimmt’s?«, meinte Franco.
»Der Boss hat recht. Sie ist wirklich ziemlich klein.«
Es fiel ihnen nicht weiter schwer, Amy auf die Mole zu führen. Die kalte Luft, die vom Fluss herüberwehte, hauchte ihr ein wenig neues Leben ein, und sie half sogar mit, sodass sie gar nicht ihr gesamtes Gewicht zu schleppen hatten. Das Einzige, was sich ein wenig schwieriger gestaltete, war, sie über die schmale Gangway auf das Heck des Schiffes zu bugsieren.
»Was sollen wir mit ihr machen, bis wir abgelegt haben?«, wollte Angelo wissen.
»Na ja, bis jetzt hat sie noch nicht gekotzt, also legen wir sie in eine der vorderen Kabinen. Ich will nicht, dass sie aufsteht und womöglich über Bord geht. Bleib mal hier und pass auf sie auf, dann mache ich so lange im Salon und unten das Licht an.«
An Land hatte Amy sich leichter in die richtige Richtung bugsieren lassen als auf dem Boot, aber schließlich gelang es ihnen, sie in eine Kabine zu schaffen und auf ein Bett zu legen, wobei ihre Füße immer noch den Boden berührten. Sie legten ihr ein paar Handtücher unter den Kopf, nur für den Fall, dass ihr schlecht werden sollte. Als sie damit fertig waren, richteten sie sich auf und betrachteten die vor ihnen liegende Frau.
Unvermittelt beugte Franco sich nach vorne, packte Amy an den Aufschlägen ihres Mantels und riss ihn mit einem heftigen Ruck auf. Die Knöpfe flogen in unterschiedliche Richtung davon und fielen klappernd zu Boden.
»Weißt du was?«, sagte er. »Wenn man die Haare und die Pickel einfach ausblendet, dann sieht sie gar nicht so schlecht aus. Was meinst du?«
»Wir haben ihr eine Date-Rape-Pille verpasst«, sagte Angelo, und seine vernarbten Lippen verzogen sich zu einem schiefen Lächeln. »Wir sollten nichts verkommen lassen.«
»Ja, genau, das wäre wie mit diesen Stammzellen und den tiefgefrorenen Embryonen. Ich meine, wenn man sie sowieso ins Klo schmeißen will, warum sollte man sie vorher nicht benutzen?«
Franco und Angelo sahen einander an. Ihr Lächeln wurde immer breiter, bis sie in Lachen ausbrachen.
»Okay«, sagte Franco. »Wir legen ab, dann werfen wir eine Münze, wer zuerst dran ist.«
»Einverstanden, Mann!«
Mit deutlich mehr Eifer als im Verlauf des gesamten bisherigen Abends gingen Franco und Angelo an Deck zurück. Franco kletterte weiter nach oben auf die Brücke, während Angelo von Bord ging, um die Leinen loszumachen. Als er die Bugleine an Bord geworfen hatte, schnurrte der Schiffsdiesel bereits wie ein zufriedenes Kätzchen. Angelo rannte zum Heck und löste auch die Heckleine von dem mächtigen Poller. Er wollte sie gerade an Bord werfen, da entdeckte er einen Lichtschimmer auf der Mole, irgendwo in der Nähe der Tankstelle. Für einen kurzen Moment starrte Angelo in die Dunkelheit. Doch als nichts mehr zu sehen war, dachte er, dass sich wohl das Licht der Full Speed Ahead in einer der Zapfsäulen gespiegelt haben musste.
Angelo warf die Leine an Bord, trampelte über die Gangway und zog auch sie an Bord. »Alles klar«, rief er zur Brücke hinauf. Als die Jacht sich
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