Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes
Im Vergleich zu den Typen aus der guten alten Zeit, vor allem im Vergleich zu den Vollstreckern von früher, da sind wir doch kleine Schmusekätzchen.«
»Was, zum Teufel, redest du da eigentlich?«
»Ich hab mal einen Film über die alten Zeiten gesehen, als die echten Paten noch am Ruder waren. Wenn sich damals einer von den Vollstreckern jemanden geschnappt hat, so wie wir, dann haben sie denjenigen an einen Stuhl gefesselt und seine Füße in Zement gesteckt, und während der Zement getrocknet ist, konnte sich der Betreffende in aller Ruhe überlegen, was wohl gleich mit ihm passieren würde. Also, das waren richtig miese Typen, ganz im Gegensatz zu uns.«
»Du hast doch nicht mehr alle Tassen im Schrank!«
»Kann sein, aber irgendwann möchte ich das auch mal machen. Außerdem würde es heutzutage viel leichter und schneller gehen. Schließlich gibt es mittlerweile diesen Blitzzement und lauter solche Sachen.«
»Also, eines kann ich dir sagen. Wir fahren heute garantiert nicht mehr in einen Baumarkt, bloß damit du dir mit irgendwelchen Spielchen die Zeit vertreiben kannst.«
Kapitel 12
3. April 2007, 19.17 Uhr
Mit hastigen Schritten trat Angela aus dem Haupteingang des Trump Tower hinaus auf die Fifth Avenue und reihte sich in den mächtigen Fußgängerstrom ein, der sich nach Süden wälzte. An der 56 th Street musste sie an einer roten Ampel warten und schaute auf ihre Armbanduhr. Um Viertel nach sieben war sie mit Chet McGovern zum Abendessen verabredet und war bereits jetzt zu spät dran. In letzter Zeit, so kam es ihr vor, war sie nur noch im Laufschritt unterwegs und kam doch überall zu spät. Der Druck war fast unerträglich. Sie wusste, dass sie für ein förmliches Dinner eigentlich gar keine Zeit hatte, aber ausgerechnet heute, da sie eine Konfrontation mit Laurie Montgomery gehabt hatte, wurde sie von einem Kollegen der Gerichtsmedizinerin zum Essen eingeladen. Das war eine Gelegenheit, die sie einfach nicht ungenutzt verstreichen lassen konnte. Angela befürchtete, dass diese Laurie Montgomery zur bislang größten Bedrohung für den Schleier wurde, den Angels Healthcare bis jetzt über das MRSA-Problem und die daraus folgenden Liquiditätsprobleme breiten konnte. Sie musste unbedingt in Erfahrung bringen, wie groß die Bedrohung tatsächlich war.
Als die Ampel auf Grün sprang, wanderten Angelas Gedanken zu ihren anderen Problemen zurück. Paul Yang war immer noch nicht aufgetaucht. Kurz bevor sie ihr Büro verlassen hatte, hatte sie noch einmal mit Bob Rücksprache gehalten. Er hätte sie zwar bestimmt schon längst angerufen, wenn der Buchhalter sich bei ihm gemeldet hätte, aber Angela wollte ganz sichergehen. Es wäre schön gewesen, wenn sie wenigstens eine ihrer Sorgen von der Liste streichen könnte. Im selben Telefonat hatte sie Bob auch nach den zusätzlichen Fünfzigtausend von Michael gefragt. Bob sagte, es sei alles vorbereitet und dass jetzt nur noch das Geld fehle. Er hoffe, dass es morgen Früh auf dem Konto eingehe.
Die letzte Geschichte, um die Angela sich vor dem Verlassen des Büros kümmern musste, war ein Streit zwischen Cynthia Sarpoulus und Hermann Straus, dem Direktor des Angels Orthopedic Hospital. Cynthia wollte, dass David Jeffries’ OP noch weitere vierundzwanzig Stunden geschlossen blieb, während Hermann ihn wieder freigeben wollte, und zwar mit dem Argument, dass nach Jeffries noch vier weitere Patienten darin operiert worden seien, die allesamt ohne Befund geblieben waren, und dass der OP außerordentlich gründlich desinfiziert worden sei. Cynthia wiederum wollte noch einen Tag Zeit haben, um alles noch einmal gründlich zu kontrollieren, bevor sie grünes Licht gab. Eigentlich wäre für so etwas der Operativdirektor Carl Palanco zuständig, doch die divenhafte Cynthia hatte mit ihrer fristlosen Kündigung gedroht, sodass Angela als Vermittlerin einschreiten musste. Angesichts der Tatsache, dass die MRSA-Infektionen immer noch eine potenzielle Bedrohung darstellten, wollte Angela ihre Expertin für Krankenhaushygiene auf keinen Fall verlieren.
An der 54 th Street wandte Angela sich nach links und beschleunigte ihre Schritte. Trotz all der aktuellen Probleme und des auf ihr lastenden Drucks wollte sie wenigstens das Essen genießen, selbst wenn es – wie alles, was sie im Augenblick machte – einen geschäftlichen Anlass hatte. Immerhin besuchte sie eines ihrer Lieblingsrestaurants.
Nachdem sie durch die Eingangstür und anschließend durch
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