Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes
langsam aus ihrer Liegebucht schob, holte Angelo die dicken, weißen Stoßfänger ein. Dabei erfasste ihn der rötliche Schein der Positionslampen, die Franco gerade eingeschaltet hatte.
Brennan blieb länger hinter der Zapfsäule hocken, als er für nötig hielt. Er wollte kein zusätzliches Risiko eingehen. Er fürchtete, dass Angelo ihn bei dem Versuch, den Namen des Schiffes zu entziffern, entdeckt haben könnte. Aus dem Augenwinkel hatte Brennan gesehen, wie Angelo plötzlich kerzengerade stehen geblieben war und für einen kurzen Augenblick genau in seine Richtung gestarrt hatte. Erst da war ihm klar geworden, dass sich das von der Jacht kommende Licht womöglich in seinem relativ großen Fernglas gespiegelt haben könnte.
Als das Geräusch der Schiffsmotoren sich so weit entfernt hatte, dass er sich halbwegs sicher fühlte, riskierte Brennan einen Blick um die Zapfsäule herum und sah, dass sich die Positionslichter der Full Speed Ahead schon knapp zweihundert Meter jenseits der Hafenmole befanden. Er war überzeugt, dass er aus dieser Entfernung unmöglich gesehen werden konnte, und rannte auf der Mole zurück, an Francos Auto vorbei und dann bis ganz ans Ende des Parkplatzes. Erst als er unmittelbar vor Carlos Denali stand, bemerkte er den Wagen. Hastig und außer Atem ließ er sich auf den Beifahrersitz fallen.
»Und?«, drängte Carlo.
Brennan hob die Hand. Er musste erst wieder zu Atem kommen.
»Sie haben sie auf eine Jacht geschafft«, stieß er schließlich hervor.
»Da wir ihnen bis zu einem Jachthafen gefolgt sind, ist das keine besonders umwerfende Neuigkeit, zumal du ja glaubst, dass sie ihr in dieser Kneipe irgendwas ins Glas getan haben.«
»Aber sicher haben sie ihr was ins Glas getan!«, zischte Brennan. Er konnte es nicht leiden, wenn Carlo ihn herumkommandierte. »Die mussten sie ja praktisch aus der Kneipe raustragen.«
»Ist ja gut, ist ja gut! Jetzt sei doch nicht gleich beleidigt.«
»Du kannst ja selber mal ein bisschen rumrennen, wenn du mir nicht traust.«
»Ich habe gesagt, schon gut, sie haben ihr was ins Glas getan«, erwiderte Carlo. »Meinst du, sie haben diese ganze lächerliche Komödie bloß veranstaltet, um sie zu vögeln? Das wäre doch vielleicht ein bisschen viel Aufwand. In Queens gibt es bestimmt genügend Bräute. Da müssten sie nicht extra hier an den Arsch der Welt rausfahren.«
»Das ist garantiert nicht der eigentliche Grund«, sagte Brennan verächtlich. »Bist du eigentlich bescheuert oder was?«
Einen Augenblick lang saßen die beiden Männer stumm nebeneinander. Der Stress ihrer abendlichen Aktivitäten machte sich bemerkbar. Schließlich sagte Carlo: »Wir sollten uns nicht gegenseitig an die Gurgel gehen. Das Ganze war nicht gerade der Spaziergang, den ich eigentlich erwartet habe. Aber immerhin haben wir etwas entdeckt, was wir dem Boss erzählen können.«
»Sie haben die Jacht genommen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sich die ganze Mühe gemacht hätten, wenn es ihnen einfach bloß ums Ficken geht, schon gar nicht mit so einer Durchschnittspuppe. Da muss es irgendwas geben, was wir nicht wissen. Irgendwas Wichtiges.«
»Und du hast wirklich kein Wort von dem verstanden, was sie da in der Kneipe geredet haben?«
Brennan stierte Carlo durchdringend an.
»Also gut, also gut, hast du ja schon gesagt. Zu schade. Wäre die perfekte Gelegenheit gewesen.«
»Die Musik war zu laut, die ganze Zeit nichts als bumm, bumm, bumm«, sagte Brennan und hieb sich bei jedem Bumm mit der Faust in die Handfläche. »Ich hab nicht mal meine eigenen Gedanken gehört, ganz zu schweigen von irgendwelchen Gesprächen.«
»Vielleicht haben sie das Boot genommen, damit sie sie einfach ins Wasser schmeißen können, wenn sie mit ihr fertig sind.«
»Kommt mir auch nicht so richtig einleuchtend vor«, erwiderte Brennan und unterdrückte sein Bedürfnis, sehr viel nachdrücklicher Stellung zu beziehen. Er wusste, dass eine Date-Rape-Pille – so eine hatten sie ihr wohl verpasst – unter anderem den Vorteil hatte, dass die Frau sich hinterher an gar nichts erinnern konnte.
»Tja, für heute Abend sind sie uns jedenfalls entwischt, zumindest so lange, bis sie wieder zurückkommen.«
Verschon mich bloß, dachte Brennan, sagte aber nichts. Stattdessen meinte er: »Ich glaube, ich habe mit dem Fernglas, das ich extra mitgebracht habe, den Namen der Jacht erkannt. Die Schrift war nicht so besonders gut zu erkennen, und das Schiff ist die ganze Zeit auf und ab
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