Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes
ist.«
»Dann hast du dir also willkürlich jede Gewebeprobe angesehen und durchgezählt.«
»Ganz genau.«
»Tja, das kann man ja kaum wissenschaftlich nennen.«
»Ich weiß«, gab Laurie zu. »Es ist nicht mehr als ein Anhaltspunkt, allerdings ein ziemlich konstanter und von daher durchaus belastbar.«
Jack fuhr sich mit seifigen Fingern durch die Haare. »Das klingt ja wirklich sehr interessant, aber ich weiß nicht genau, was ich damit anfangen soll. Ich meine, wir wissen doch gar nicht, was es ist.«
»Das ist ja noch nicht alles. Ich habe also Dr. Malovar angerufen, den du im Zusammenhang mit deiner Leberzyste so gelobt hast.«
»Wie geht es ihm? Das ist ein Typ, was? Absolut bewundernswert. Ich kann nur hoffen, dass ich in seinem Alter auch noch so gut beieinander bin, von seinen Forschungen ganz zu schweigen.«
»Es geht ihm gut, aber willst du gar nicht wissen, was er gesagt hat?«
»Aber doch, auf jeden Fall. Wie lautet seine Diagnose?«
»Er hat gesagt, er hätte keine Ahnung.«
Jack stieß ein kurzes, verblüfftes Lachen aus. »Er hat keine Ahnung. Ich bin sprachlos.«
»Er hat gesagt, er glaubt, es sei ein Parasit.«
»Das könnte natürlich sein. Hast du Dr. Wiley einen Blick darauf werfen lassen?«
»Dr. Wiley ist leider bei einer Parasitologenkonferenz in Neuseeland.«
»Tja, dann werden wir uns wohl noch ein wenig gedulden müssen, aber Wiley ist auf seinem Gebiet eine ähnliche Koryphäe wie Malovar auf seinem.«
»Dr. Malovar hat ihm ein Digitalfoto geschickt, und ich bin mir sicher, dass Dr. Wiley sich meldet, sobald er es bekommen hat.«
»Auch, wenn natürlich niemand sagen kann, wann genau das sein wird.«
»Da hast du recht, leider.«
»Okay, Laurie«, sagte Jack jetzt und setzte sich auf. »Worauf willst du eigentlich hinaus? Ist das noch mal ein Versuch, mich dazu zu überreden, die Operation abzusagen? Falls das der Fall sein sollte, dann raus damit!«
»Natürlich ist es das«, erwiderte Laurie erregt. »Was denn sonst? Ich habe im Zusammenhang mit einer Reihe fulminanter postoperativer Todesfälle einen unbekannten Parasiten entdeckt. Da scheint es irgendwelche Synergien mit dem MRSA-Erreger zu geben, der zugegebenermaßen in jedem Krankenhaus zu finden ist. Aber dieser unbekannte Parasit tritt offenkundig nur in drei Kliniken auf, und in einer davon willst du dich operieren und dich dadurch zu einem potenziellen Opfer machen lassen.«
»Laurie, ich will dich noch einmal daran erinnern, dass mein Operateur noch nicht einen einzigen solchen Fall hatte, obwohl er ohne Unterbrechung im Angels Orthopedic Hospital operiert hat. Na ja, das stimmt nicht ganz. Als sie sämtliche OPs zur Desinfektion geschlossen haben, da konnte er natürlich auch nicht operieren. Aber seither ist er tagein, tagaus dabei, ohne die geringsten Probleme. Zweitens: Ich trage keine Parasiten mit mir herum. Vielleicht ist das die Ursache dieser Epidemie: Diese Leute waren alle irgendwo in den Sümpfen des Amazonas unterwegs und haben dort diesen bislang vollkommen unbekannten Parasiten aufgeschnappt. Hey! Ich bewundere deine Arbeit und werde dich auch weiterhin dabei unterstützen. Und sollte sich herausstellen, dass dieser unbekannte Parasit ein Krankheitsüberträger ist und du eine völlig neue Seuche entdeckt hast, dann will ich dich preisen und ehren. Vielleicht bekommst du ja sogar den Nobelpreis!«
Laurie stand abrupt auf. »Lass doch dieses arrogante Getue!«
»Ich bin nicht arrogant«, meinte Jack besänftigend. »Ich versuche bloß, mich deinem negativen Einfluss zu entziehen und mich auf meine Operation einzustellen. Du kennst doch meinen Standpunkt. Es wäre mir sehr viel lieber, du würdest mir den Rücken stärken, anstatt hier ständig Panik zu machen.«
Laurie wurde von allen möglichen Gefühlen übermannt, in erster Linie Enttäuschung und Wut. Sie riss die Badezimmertür auf und knallte sie hinter sich zu, stapfte den Flur entlang in das dunkle Wohnzimmer und warf sich auf das Sofa, um dort vor sich hinzubrüten. Jack hatte genau ihren wunden Punkt getroffen.
Carlo ließ seinen Denali in eine der wenigen freien Parkbuchten vor dem Einkaufszentrum gleiten. An einem Mittwochabend um halb zehn brummte das Venetian. Carlo und Brennan stiegen aus. Der Himmel hatte sich vollkommen aufgeklart, sodass man trotz der grell leuchtenden Neongondel auf dem Dach zwei fahle Sterne erkennen konnte.
Auf dem Weg zum Restauranteingang, der sie an der offenen Tür des DVD-Verleihs
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