Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes
vorbeiführte, streckte sich Brennan unter lautem Ächzen und Stöhnen. Er hatte seit fünf Uhr in diesem Geländewagen gehockt und war dabei total steif geworden.
Im Inneren des Lokals mussten sie eine Weile suchen, bis sie Louie in der Menschenmenge entdeckten. Schließlich sah Carlo ihn an einem Vierertisch nahe des Tresens sitzen. »Bleib hier!«, sagte er zu Brennan und schlängelte sich zwischen den Tischen hindurch. Carlo empfand es als Ironie, dass das Restaurant so erfolgreich war, obwohl es in Wirklichkeit nur zur Tarnung der eigentlichen Arbeit der Familie Vaccarro diente. Das war vermutlich auf Louies Einfluss zurückzuführen. Louie wusste gutes Essen und guten Wein sehr zu schätzen, was auch an seiner Statur abzulesen war.
Als Louie Carlo erblickte, entschuldigte er sich bei seinen Tischnachbarn und nahm Carlo beiseite. Trotz der vielen Menschen um sie herum konnten sie dank der schwarzen Seidengemälde an den Wänden und der schalldämpfenden Deckentäfelung problemlos miteinander sprechen.
»Was gibt’s denn?«, wollte Louie wissen. »Du bist früh dran.«
»Sie haben Feierabend gemacht«, erläuterte Carlo. »Sind alle vier zum Neapolitan zurückgefahren, haben die Autos abgestellt und sind reingegangen. Wir haben noch eine gute Stunde gewartet, aber als niemand mehr rausgekommen ist, sind wir hierhergekommen, damit wir dir alles erzählen können.«
»Ich höre.«
»Na ja, eigentlich ist gar nichts passiert. Seit Arthur und Ted heute Vormittag angefangen haben, Angelo und Franco zu beobachten, haben sie vor dem Gerichtsmedizinischen Institut gestanden. Außer dem einseitigen Kampf zwischen Angelo und irgendeinem Unbekannten ist nichts passiert. Sie haben einfach in ihren Lieferwagen gehockt und wir in meinem Denali.«
»Habt ihr eine Ahnung, wieso sie zwei Lieferwagen dabeihatten?«
»Keinen Schimmer.«
»Das ergibt doch alles gar keinen Sinn«, beklagte sich Louie. »Die treiben einen riesigen Aufwand, aber wieso?«
Carlo zuckte mit den Schultern. Er hatte auch keine Ahnung, und das, obwohl er und Brennan einen Teil des Nachmittags damit verbracht hatten, sich irgendwelche Theorien auszudenken.
»Aber obwohl es einen absolut sinnlosen Eindruck macht, sagt mir meine Intuition, dass es wichtig ist«, fuhr Louie fort. Dann war er eine Minute lang still. »Ich will, dass ihr mit der Überwachung weitermacht, auf jeden Fall. Ich will wissen, wo Franco und Angelo stecken und was sie machen. Sag Arthur und Ted, dass sie früher anfangen sollen, vielleicht schon so gegen sechs. Ich glaube nämlich, dass sie heute zu spät angefangen haben. Deshalb sind sie den beiden erst im Lauf des Vormittags auf die Spur gekommen.«
»Ich sag’s ihnen. Noch was?«
»Was ist mit dem Peilsender?«
»Haben wir besorgt und schon am Boot montiert. Wie es funktioniert und so, musst du mit Brennan besprechen.«
»Ist mir doch egal, wie’s funktioniert. Ich will einfach nur wissen, wann das Boot rausfährt und wohin, also sag Brennan, dass er aufpassen soll.«
Kapitel 22
5. April 2007, 3.15 Uhr
Vorsichtig, um Jack nicht aufzuwecken, drehte Laurie sich um und sah auf den Wecker. Sie lag jetzt seit fast einer Stunde wach und hatte endlich erkannt, dass an Schlaf nicht mehr zu denken war. Sie konnte nicht einmal sagen, woran es lag: an ihrer deprimierten Stimmung, ihrer Enttäuschung, ihrer Angst oder vielleicht an einer Mischung aus allem. Sicher war aber, dass sie keinen Augenblick mehr im Bett bleiben konnte. Ihr gingen immer dieselben Fragen im Kopf herum, mit immer denselben Antworten.
So leise wie möglich schlüpfte sie unter der Decke hervor, tastete mit dem Zifferblatt des Weckers als einziger Lichtquelle nach den Kleidern, die sie für den Tag bereitgelegt hatte, und schob sich zentimeterweise auf das offen stehende Badezimmer zu. Dort angekommen, lauschte sie auf Jacks Atem. Er war unverändert, und sie war froh darüber.
Da sie nun schon einmal so früh wach war, wollte sie ihren überhitzten Gehirnwindungen etwas Ablenkung verschaffen, und so war sie plötzlich auf den Gedanken gekommen, früh zur Arbeit zu gehen. Sie konnte doch zumindest ihre Tabelle fertig machen, egal, ob sich dadurch an Jacks Entscheidung etwas änderte oder nicht.
Die Diskussion gestern Abend hatte eindeutig gezeigt, dass er sich sowieso nicht davon abbringen lassen wollte, und abgesehen davon war es dazu jetzt zu spät. In vier Stunden und fünfzehn Minuten würde die Operation beginnen.
Laurie stellte sich kurz
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