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Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes

Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes

Titel: Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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sich so schon einmal alle Fälle anschauen und sich die interessantesten herauspicken konnte. Seine Kollegen hatten nichts dagegen, weil Jack zum Ausgleich dafür reichlich viele Überstunden leistete.
    Dr. Riva Mehta, die im selben Jahr wie Laurie ans OCME gekommen war und sich mit ihr ein Büro teilte, saß, versteckt hinter etlichen Stapeln mit großen, braunen Briefumschlägen, die alle jeweils einen neuen Fall enthielten, am Schreibtisch. Sie nickte und lächelte Jack und Laurie zur Begrüßung zu. Außer ihr befanden sich zwei weitere Personen im Zimmer. Beide saßen hinter einer Zeitung versteckt auf einem Vinylsessel, den dampfenden Kaffeebecher in Reichweite abgestellt. Laurie und Jack wussten, wer sich hinter der Daily News verbarg. Das musste Vinnie Amendola sein, einer der Pathologieassistenten, der schon vor den anderen Hilfskräften erschienen war, um bei der Übergabe von der Nachtschicht zur Tagschicht behilflich zu sein. Er arbeitete regelmäßig mit Jack zusammen, weil auch Jack lieber früher als später unten im »Schacht« war, um gleich mit einem Vorsprung in den Arbeitstag zu gehen.
    Weder Jack noch Laurie wussten, wer hinter der New York Times steckte, doch das erfuhren sie, nachdem Jack versucht hatte, seine Krücken an einen der beiden noch freien Sessel zu lehnen und sie mit lautem Knall auf den nackten Holzfußboden gefallen waren. Das scharfe, laute Geräusch klang fast wie ein Pistolenschuss. Die New York Times senkte sich, und dahinter kam das verwunderte, angespannte und chronisch übermüdete Gesicht von Detective Lieutenant Lou Soldano zum Vorschein. Reflexartig steckte der Kriminalbeamte seine rechte Hand in den Aufschlag seines zerknautschten Jacketts. Seine gelockerte, mit Soße bekleckerte Krawatte und das knitterige Hemd mit dem offenen Kragen komplettierten sein ziemlich heruntergekommenes Erscheinungsbild.
    »Nicht schießen!«, sagte Jack und reckte scherzhaft die Hände in die Luft.
    »Mein Gott«, schnaufte Lou, während er sich sichtlich entspannte. Wie so oft wurden seine Wangen von einem Bartschatten geziert. Die vergangene Nacht hatte er ganz offensichtlich nicht im Bett verbracht.
    »Angesichts der Journalistenmeute da draußen dürften wir uns eigentlich nicht darüber wundern, dass du auch hier bist«, sagte Jack. »Wie geht’s denn, Lou?«
    »So, wie es jemandem eben geht, der den Großteil der Nacht draußen im Hafen zugebracht hat. Nichts, was ich guten Gewissens weiterempfehlen kann.«
    Ursprünglich war Lou mit Laurie befreundet gewesen. Nach einem gemeinsam gelösten Fall waren sie sogar einmal eine Zeitlang ein Paar gewesen, aber es war bei einer kurzen Romanze geblieben. Als dann Jack auf der Bildfläche erschienen war und er und Laurie sich irgendwann auch privat getroffen hatten, hatte Lou ihre Beziehung immer unterstützt. Er hatte ihnen sogar bei ihrer Hochzeit im Juni des vergangenen Jahres geholfen. Sie waren gute Freunde.
    Laurie ging zu Lou und legte kurz ihre Wange an seine, bevor sie sich einen Kaffee holte.
    Jack setzte sich auf den Sessel neben Lou und legte sein verletztes Bein auf die Tischkante. Laurie fragte, ob Jack auch einen Kaffee wollte, und er zeigte ihr den nach oben gereckten Daumen.
    »Was gibt’s?«, wandte Jack sich an Lou. Dieser war im Lauf der Jahre immer mehr zu der Überzeugung gelangt, dass die kriminalpathologische Spurensuche bei der Aufklärung von Mordfällen eine wichtige Rolle spielte, und war daher häufig in der Gerichtsmedizin anzutreffen, auch wenn sein letzter Besuch schon über einen Monat her war. Jack wusste aus Erfahrung, dass Lous Gegenwart mit großer Wahrscheinlichkeit auf einen interessanten Fall schließen ließ. Gestern hatte er mit zwei natürlichen Todesfällen und einem Unfalltoten drei Routineobduktionen gehabt. Keine echte Herausforderung. Lous Anwesenheit war eine Verheißung, dass das heute anders würde.
    »Heute Nacht war ziemlich viel los«, sagte Lou. »Ich habe drei Morde, bei denen ich eure Unterstützung brauche. Aus meiner Sicht hat die Wasserleiche, die wir aus dem Hudson River gefischt haben, die oberste Priorität.«
    »Habt ihr die Leiche schon identifiziert?«, wollte Jack wissen. Laurie gesellte sich zu ihnen und stellte Jacks Kaffeebecher auf den Tisch. Er formte mit den Lippen ein Dankeschön.
    »Nein, nicht die geringste Ahnung, zumindest nicht bis jetzt.«
    »Bist du sicher, dass es ein Mord war?«
    »Hundertprozentig. Ein Schuss in den Hinterkopf, aus kurzer Distanz und mit

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