Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes
was Riva gesagt hat, müsste dein nächster Fall eine klare Sache sein. Ich meine, der Kerl ist aus dem zehnten Stock auf eine Betonfläche gestürzt, also wird es sich um ein massives stumpfes Trauma handeln.«
»Und es macht dir wirklich nichts aus?«, fragte Laurie nach. »Vielleicht solltest du es dir noch einmal überlegen. Riva hat vorhin noch gesagt, dass es da drei unterschiedliche Parteien gibt, die in Bezug auf die Todesursache unterschiedliche Interessen haben. Also musst du auf jeden Fall bei zweien mit einer Enttäuschung rechnen, egal, was du herausfindest. Solche Fälle magst du doch eigentlich gar nicht.«
»Ich schätze, ich komme damit klar.«
»Tja, also dann nehme ich dein Angebot an. Ich habe mir bei Cheryl vorhin noch ein wichtiges Detail besorgt, das nicht in ihrem Bericht steht. Es könnte aber wichtig sein. Der Körper ist in 6,40 Metern Entfernung vom Gebäude auf dem Boden aufgeschlagen.«
»Klingt ja fast so, als müsste ich meine Schulphysikkenntnisse wieder ausgraben«, meinte Jack. »So, nachdem wir das geklärt haben: Warum beschäftigst du dich so intensiv mit diesen MRSA-Infektionen? Das ist doch nichts Neues, die Krankenhäuser haben schon länger damit zu kämpfen. Oder soll ich lieber gar nicht fragen?«
»Frag lieber nicht!«, meinte Laurie. »Erst will ich mir noch mehr Informationen besorgen. Und dann haue ich dir eine überzeugende PowerPoint-Präsentation um die Ohren.«
»Wieso habe ich plötzlich so ein komisches Gefühl, was den Sinn und Zweck dieser angeblichen Präsentation angeht?«
»Weil du Angst hast, dass ich dich damit zum Umdenken bringe.«
»Ziemlich unwahrscheinlich, Laurie! Am kommenden Donnerstag lasse ich mich am Knie operieren.«
»Wir werden ja sehen«, erwiderte Laurie zuversichtlich. »Und jetzt komm! Ich nehme auch den Fahrstuhl. Ich muss mir noch ein paar Unterlagen abholen, die ich gerade ausgedruckt habe.«
Auf dem Weg durch den Flur erkundigte sich Laurie nach Jacks letztem Fall, dem dritten Mord, an dem Lou interessiert gewesen war. Sie hatte heute Morgen mitbekommen, was Lou über die Tochter dieses Detective Sergeant und den Baseballschläger gesagt hatte.
»Das ist wirklich spannend«, sagte Jack, der die Krücken schwang, als hätte er nie etwas anderes gemacht. »Wieder mal eine Gelegenheit für unsere kriminaltechnischen Assistenten, zu glänzen. Steve Mariott hat festgestellt, dass in der ausgiebigen Blutlache auf dem Boden keine Fußabdrücke zu sehen waren. Ich meine, das allein hat noch nicht besonders viel zu besagen, aber deshalb hat er den ganzen Tatort ein bisschen gründlicher untersucht als sonst, und das war das Entscheidende. Die Stirn des Opfers war eingedrückt, und es war sogar ein wenig Gehirnmasse ausgetreten, aber insgesamt war die Wunde nicht so konkav, wie man das nach einem Schlag mit einem Baseballschläger erwarten dürfte. Ich habe einen Gipsabdruck von der Wunde gemacht, und sie verläuft geradlinig.«
»Du meinst also, dass sie eher von einem scharfkantigen Gegenstand stammt?«, fragte Laurie, während sie den Fahrstuhl betraten.
»Ganz genau«, erwiderte Jack und nahm beide Krücken in eine Hand, damit er die UG-Taste drücken konnte. Laurie beugte sich nach vorne und drückte die Taste für das Erdgeschoss. Der OCME-Drucker stand im Computerraum des Verwaltungstraktes.
»Steve hat auf der gusseisernen Einfassung eines Kaffeetischchens aus Granit ein paar Blutspuren bemerkt. Er hat sie sogar fotografiert, genau wie den Schläger. Ich glaube, Satan Thomas war gerade dabei, im Alkohol- und Drogenrausch die Wohnung kurz und klein zu schlagen, und dabei ist er gestürzt und mit der Stirn auf die Kante des Kaffeetischchens geknallt. Deshalb habe ich einen der kriminaltechnischen Assistenten noch einmal zum Tatort geschickt, um einen Gipsabdruck von der Tischkante zu besorgen.«
»Das ist ja großartig«, sagte Laurie. »Da wird Lou sich aber freuen.«
»Am meisten wird sich wohl die Freundin freuen.«
Die Fahrstuhltür glitt auf. Laurie drückte Jack kurz an sich und bedankte sich, dass er ihren Fall übernehmen wollte.
»Ich werd’ mir eine geeignete Gegenleistung überlegen«, erwiderte Jack und zwinkerte ihr lächelnd zu.
Nachdem die Fahrstuhltür sich geschlossen hatte, machte Laurie sich mit hastigen Schritten auf den Weg zum Bürodrucker im Computerraum. Sie war fest entschlossen, diese unerwartete freie Zeit zu nutzen. Mit Hilfe der Patientenakten von Rivas Fällen wollte sie ihre Tabelle
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