Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes
Gefühl«, sagte Vinnie schließlich.
Michael räusperte sich und wollte gerade anfangen zu reden, als der Kellner mit einem dampfenden Teller Spaghetti und einem Weinglas sowie Besteck am Tisch auftauchte. Er spürte die Anspannung und beeilte sich, das Gedeck aufzutragen und den Wein einzuschenken, dann verschwand er wieder.
»Es geht um Angels Healthcare«, gestand Michael. »Die brauchen noch mehr Geld, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Das Problem war, dass sie diese Bakterien loswerden mussten, deshalb mussten die OPs geschlossen werden, daraufhin haben sie keine Umsätze gemacht.«
»Das Gleiche hast du mir schon vor einem Monat erzählt«, erwiderte Vinnie. Seine Stimme blieb weiterhin ruhig, doch seine Augen verrieten seinen aufsteigenden Zorn. »Der letzte Kredit sollte doch alle Ausgaben bis zum Börsengang abdecken.«
»Das habe ich bis vor einer Stunde auch noch gedacht, aber dann hat meine Ex mir was anderes erzählt«, sagte Michael. Vielleicht konnte er die Verantwortung auf sie abwälzen.
»Was ist denn passiert?«
»Die OPs waren länger geschlossen als geplant, sodass sie keine Einnahmen hatten, und die Desinfektion hat auch mehr gekostet als angenommen.«
»Sind die OPs jetzt wieder in Betrieb?«
»Ja, aber es wird wohl noch ein paar Wochen dauern, bis die Ärzte wieder das nötige Vertrauen haben, dass das Ganze ausgestanden ist.«
»Ist es denn ausgestanden?«
»Soweit ich es beurteilen kann, ja.«
»In Bezug auf die benötigte Summe hast du mit deinem Urteil aber auch daneben gelegen. Wieso glaubst du, dass das in Bezug auf dieses Infektionsproblem anders ist?«
»Ich weiß nicht«, meinte Michael achselzuckend. »Ich kann nur das weitergeben, was ich selbst gehört habe.«
»Wie viel wird denn bis zum Börsengang noch benötigt?«
»Zweihunderttausend, hat man mir gesagt.«
Wieder durchbohrte Vinnie Michael mit Blicken. Michael zuckte zunächst zusammen und starrte dann auf sein Essen hinab. In dieser Situation wusste er nicht, was respektloser gewesen wäre: zu essen oder nicht zu essen. Er wollte auf gar keinen Fall, dass Vinnie sich ausgerechnet jetzt über irgendwelche Tischmanieren aufregte. Denn er konnte in dieser Beziehung ziemlich empfindlich sein.
»Iss!«, befahl Vinnie und durchbrach damit das Schweigen.
Michael hatte keinen Hunger, griff aber trotzdem zur Gabel und mühte sich nach Kräften, einen Bissen Spaghetti aufzuwickeln.
»Ich bin alles andere als zufrieden damit«, sagte Vinnie. Drohend beugte er sich nach vorne. »So langsam komme ich mir vor wie dein Laufbursche. Zuerst willst du Geld von mir, dann geht es um einen Buchhalter, der die Verluste den Bullen melden will, und jetzt soll es noch mehr Geld sein. Wo soll das noch hinführen?«
»Das kommt auch für mich total überraschend«, brachte Michael zu seiner Verteidigung vor. »Aber es ist und bleibt eine sehr gute Investition. Vertrau mir! Sonst hätte ich doch niemals dein Geld da reingesteckt. Ich habe auch praktisch mein ganzes Vermögen verpfändet, um mir einen möglichst großen Anteil zu sichern.«
»Um ganz offen zu sein, dein Geld ist mir egal«, erwiderte Vinnie. »Ich mache mir viel mehr Sorgen um das Geld, für das ich die Verantwortung trage. Ich will es nicht verlieren. Dann wäre ich nämlich manchen Leuten eine Menge Erklärungen schuldig.«
»Das Geld geht nicht verloren«, sagte Michael mit großer Entschiedenheit, auch wenn er sich nicht ganz so sicher war, wie es sich anhörte. »Das Schlimmste, was passieren kann, ist eine Verschiebung des Börsengangs.«
»Das will ich verhindern, und ich leiste auch meinen Beitrag dazu. Deshalb habe ich schon eine Viertelmillion nachgeschossen, und deshalb kümmere ich mich auch um diese Buchhalter-Geschichte.«
»Du hast noch nicht mit ihm gesprochen?«, erkundigte sich Michael erschrocken.
»Oh, doch, ich habe mit ihm gesprochen. Sogar Franco und Angelo haben mit ihm gesprochen.«
»Verhält er sich nicht kooperativ?«
»Das würde ich nicht sagen. Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass er dieses Formular nicht weitergeben wird. Allerdings gibt es da noch eine unbekannte Größe, nämlich seine Sekretärin, die bedauerlicherweise eine Kopie dieses möglicherweise Unruhe stiftenden Berichts hat. Es hat den Anschein, als müssten wir uns auch mit ihr noch unterhalten.«
»Daran habe ich nicht gedacht«, gestand Michael. »Gute Idee!« Er war erleichtert. Das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, war ein Problem, das er bereits
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