Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes
identisch.«
»Die Antibiotikaresistenz hat aber für die Ausdifferenzierung der Subtypen keine besonders große Aussagekraft.«
»Das ist mir klar, aber da wir alle Mitarbeiter, die positiv auf Staphylokokken getestet wurden, einer Behandlung unterzogen haben, dachte ich, das sei nicht so wichtig.«
»Schon möglich«, meinte Laurie. »Haben Sie einige der isolierten Keime ans CDC geschickt und näher bestimmen lassen?«
»Nein.«
»Wieso nicht?«
»Das war eine Entscheidung der Zentrale. Ich nehme an, dass man sich nichts davon versprochen hat, da wir ja, wie schon erwähnt, sowieso alle positiv Getesteten medikamentös behandelt haben. Außerdem haben wir alle bekannten Maßnahmen zur Eindämmung von Infektionserkrankungen ergriffen.«
»Haben Sie das CDC über diesen MRSA-Ausbruch informiert?«
»Nein.«
»Und was ist mit der Joint Commission for Accreditation of Healthcare Organizations? Haben Sie die informiert?«
»Nein, auch nicht. Die Joint Commission muss nur dann informiert werden, wenn unsere Infektionsrate in einem bestimmten Überwachungszeitraum die Vier-Prozent-Marke überschreitet.«
»Und wie lange ist dieser Überwachungszeitraum?«
Laurie sah, wie Loraine zögerte, fast so, als hätte Laurie sich nach einem Staatsgeheimnis erkundigt. »Sie müssen es mir nicht sagen, wenn Ihnen nicht wohl dabei ist«, fügte Laurie hinzu. »Ich weiß nicht einmal genau, wieso ich das gefragt habe.«
»Und ich weiß nicht, wieso ich zögere. Na ja, es handelt sich jedenfalls um ein Jahr.«
»Wenn man nur die letzten drei Monate betrachtet, dann könnte die Infektionsrate durchaus über vier Prozent liegen.«
»Das kann sein«, pflichtete Loraine bei. »Aber ich habe mir nicht die Zeit genommen, das auszurechnen.«
»Wie sieht es denn mit dem Gesundheitsamt der Stadt New York aus?«, erkundigte sich Laurie. »Ich gehe davon aus, dass Sie dort Bescheid gegeben haben.«
»Selbstverständlich«, meinte Loraine. »Der zuständige Epidemiologe, Dr. Clint Abelard, hat unsere Kliniken mehrfach besucht. Er war beeindruckt von unseren Gegenmaßnahmen und hat auch keine zusätzlichen Vorschläge gemacht. Kein Wunder, wir haben wirklich alles probiert.«
»Sehr interessant«, meinte Laurie. Sie hatte, was ihren Besuch hier in der Klinik anging, mittlerweile ein besseres Gefühl, da Loraine keine ihrer Fragen lächerlich gefunden hatte. Zugleich aber hatte sie Hemmungen, ihre etwas weiter hergeholten Vermutungen zu äußern. »Wie wäre es denn mit einer kleinen Führung? Diese Klinik hier wirkt sehr elegant, ganz anders als die Krankenhäuser, die ich sonst so kenne.«
»Aber gern«, erwiderte Loraine, ohne zu zögern. »Wir sind alle ziemlich stolz darauf, zumal wir auch alle Miteigentümer sind.«
»Tatsächlich?« Laurie staunte. »Wie kommt denn das?«
»Unsere Vorsitzende, Frau Dr. Dawson, hat jedem Mitarbeiter bei Unterzeichnung des Arbeitsvertrages ein kleines Aktienpaket überreicht. Nicht viel, aber durchaus mit einem gewissen, symbolischen Wert. Wobei sich das demnächst ja ändern könnte. Das Unternehmen will in ein paar Wochen an die Börse gehen. Wenn alles gut geht, dann sind unsere paar Aktien vielleicht bald richtig wertvoll.«
»Tja, dann hoffe ich mal das Beste für Sie.«
»Danke«, erwiderte Loraine. »Nach allem, was man hört, soll der Börsengang sehr erfolgreich werden.«
»Können Sie mich jetzt ein bisschen herumführen?«, meinte Laurie.
»Selbstverständlich.« Loraine stand auf und machte die Tür zum Sekretariatsbereich auf. Laurie folgte ihr.
»Was würden Sie denn gerne sehen?«, erkundigte sich Loraine, während sie den Verwaltungstrakt verließen und in die Eingangshalle traten. »Es ist zwar alles ein bisschen schicker als in anderen Krankenhäusern, aber im Grunde genommen dasselbe.«
»Aber ohne Notaufnahme.«
»Richtig, ohne Notaufnahme. Wir sind eine chirurgische Klinik. Wir nehmen keine medizinischen Notfälle auf.«
»Haben Sie eine Intensivstation?«
»Keine Intensivstation im eigentlichen Sinn. Wenn wir einen Fall haben, der intensivmedizinisch betreut werden muss, dann können wir einen Teil des Aufwachraums abtrennen. Falls es dort zu voll ist, dann verlegen wir die Patienten in die Uni-Klinik. Das spart uns eine Menge Geld.«
»Das glaube ich sofort«, meinte Laurie beipflichtend, aber die Vorstellung einer chirurgischen Klinik ohne voll funktionsfähige Intensivstation erschien ihr recht bedenklich.
Sie blieben draußen in der Eingangshalle vor den
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