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Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes

Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes

Titel: Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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war die Stimme wieder am Apparat. »Sie sollten mich doch nur im äußersten Notfall anrufen. Ist das ein Notfall?«
    »Woher soll ich denn wissen, was ein Notfall ist?«, erwiderte Walter giftig. »Wenn es jetzt keiner ist, dann wird es bald einer.«
    »Worum geht es?«
    »Eine Gerichtsmedizinerin namens Laurie Montgomery ist im Angels Orthopedic Hospital aufgetaucht und hat Fragen gestellt.«
    »Warum ist das ein Notfall?«
    »Sie hat einen Patienten obduziert, der gestern an MRSA gestorben ist. Sie wollte sich den OP anschauen und war sogar oben in der Haustechnik.«
    »Na, und?«
    »Sie haben leicht reden. Mir gefällt das jedenfalls nicht. Als Nächstes steht vielleicht was in der Zeitung.«
    »Wie war der Name noch mal?«
    »Dr. Laurie Montgomery vom Gerichtsmedizinischen Institut der Stadt New York. Was wollen Sie jetzt unternehmen?«
    »Ich weiß nicht. Aber ich halte Sie auf dem Laufenden, und Sie mich auch.«
    Die Verbindung wurde unterbrochen. Walter starrte den Telefonhörer an, als könnte der ihm seine Frage beantworten. Dann ließ er ihn auf die Gabel sinken. Das Merkwürdigste war, dass er nicht einmal den Namen dieses Mannes kannte.
    Sorgfältig radierte er die Telefonnummer von Simons Briefumschlag, bevor er das Büro verließ und ins Labor hinaustrat.
     
    Lauries Taxi raste jetzt mit eingeschalteten Scheinwerfern die Second Avenue entlang in Richtung OCME. Doch anstatt sich, abgesehen von einem prüfenden Blick auf das Schloss ihres Sicherheitsgurtes, Gedanken um ihre persönliche Sicherheit zu machen, war Laurie nur mit ihrem seltsamen Besuch im Angels Orthopedic Hospital beschäftigt. Er war vollkommen anders abgelaufen, als sie erwartet hatte.
    Das Gebäude war sehr viel luxuriöser als in ihrer Vorstellung. Und die handelnden Personen hatten die gesamte Bandbreite von grundsympathisch bis abstoßend abgedeckt, wobei die Vorstandvorsitzende von Angels Healthcare, mit der sie wirklich niemals gerechnet hatte, eindeutig zur zweiten Kategorie gehörte. Ob sie wohl ihre kaum verhüllte Drohung wahr machen und Bingham anrufen würde? Die Gesetze der Stadt New York gestatten jedem Gerichtsmediziner im Rahmen seiner Untersuchungen, alles zu unternehmen, was dem Schutz der Allgemeinheit dient, und der Besuch eines Operationstraktes, in dem sich innerhalb von drei Monaten elf Menschen mit einer tödlich verlaufenden Infektionskrankheit angesteckt hatten, fiel eindeutig in diese Kategorie.
    Wenn überhaupt, dann hatte dieser Besuch ihr Bedürfnis, Jack von seiner Operation abzubringen, nur noch verstärkt, zumindest bis dieses MRSA-Mysterium gelüftet war. Angela Dawson hatte zwar Betroffenheit über den Tod ihrer Patienten zum Ausdruck gebracht, doch die Sorge um ihre Einrichtung schien genauso groß zu sein. Fast so, als ob es sich um zwei gleichwertige Dinge handelte, und das rief bei Laurie großes Entsetzen hervor. Sie konnte einfach nicht glauben, dass die Klinik unter den gegebenen Umständen weitermachte wie zuvor, dass die Umsatzrückgänge auf eine Stufe mit dem Verlust von Menschenleben gestellt wurden. Die Leiterin des Unternehmens war Laurie als Frau Dr. Dawson vorgestellt worden, Laurie hatte automatisch angenommen, es handele sich um einen medizinischen Doktortitel, aber das konnte ja wohl nicht stimmen. Jedenfalls konnte Laurie sich das nicht vorstellen.
    Sie versuchte sich auf die Infektionsserie zu konzentrieren, aber die Widersprüche waren verwirrend. Sie wusste zwar, dass Staphylokokken sich durchaus über die Luft verbreiten konnten, doch das kam nur selten vor, hauptsächlich, weil Staphylokokken sich im Gegensatz zu Anthrax oder anderen bakteriellen Bedrohungen nicht zerstäuben ließen. Das Bakterium bleibt außerhalb einer warmen, feuchten, nährstoffreichen Umgebung nur für sehr kurze Zeit stabil, und falls doch einmal ein paar verirrte Moleküle in jemandes Nase oder Mund gelangen, dann benehmen sie sich vorbildlich und führen praktisch nie zu irgendwelchen Problemen. Bei ihrer Serie jedoch, wo sie es überwiegend mit primären Pneumonien zu tun hatte, mussten die Keime über die Atemluft gekommen sein, und zwar in einer hohen Dosis. Das bedeutete aber, dass die Patienten im Operationssaal einer relativ großen Menge Krankheitskeime ausgesetzt gewesen sein mussten. Das Problem dabei war nur, dass die Klimaanlage mit HEPA-Filtern bestückt war, die selbst Viren zurückhielten, die hundertmal kleiner waren als die MRSA-Bakterien, und selbst wenn vielleicht trotzdem ein paar

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