Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes
Haut, aristokratischen Zügen und einer helmartigen Frisur aus kurzen, dicken Haaren. Sie trug einen eleganten Anzug und strahlte bei jedem ihrer Schritte eine gebieterische Entschlossenheit aus. Trotzdem schaffte sie es, so etwas wie klassische Weiblichkeit zu verströmen.
Der Mann war das genaue Gegenteil, nicht nur, was sein Geschlecht anging, sondern auch in Bezug auf seine Erscheinung und seine Art, sich zu bewegen. Er trug ein zerknittertes, kariertes Wolljackett mit lederbesetzten Ellbogen, wie sie nach Lauries Vorstellung vor allem unter Wissenschaftlern üblich waren. Er strahlte auch keine Entschlossenheit aus, sondern eher ein gewisses Misstrauen, wobei seine Augen ununterbrochen in Bewegung waren, so, als würde er sich in einem potenziell feindlich gesinnten Umfeld bewegen.
»Frau Dr. Montgomery«, sagte Cynthia triumphierend. »Ich darf Ihnen Frau Dr. Angela Dawson, Vorstandsvorsitzende von Angels Healthcare, und Herrn Dr. Walter Osgood, Leiter der klinischen Pathologie, vorstellen. Ich denke, Sie sollten Ihre Fragen direkt an diese beiden richten.«
»Was ist denn eigentlich los?«, wollte Angela wissen. Ihr Tonfall machte deutlich, dass Lauries Anwesenheit ihr überhaupt nicht recht war.
»Ich habe keine Ahnung, fürchte ich«, sagte Laurie, während sie sich erhob. Sie und Angela waren fast gleich groß, sodass sie sich buchstäblich in die Augen sahen.
Loraine stand ebenfalls auf. »Falls mit Frau Dr. Montgomerys Anwesenheit hier etwas nicht in Ordnung sein sollte, dann ist das allein meine Schuld«, sagte sie. »Frau Dr. Montgomery hat mich nach der Obduktion von David Jeffries angerufen. Sie hat mich gefragt, ob sie mich im Rahmen ihrer Untersuchungen in der Klinik besuchen könnte, und ich habe sie eingeladen. Sie wollte lediglich unsere Klimaanlage für die OPs, ein normales Krankenzimmer sowie den Operationsbereich besichtigen. Aus meiner Sicht war das alles völlig unbedenklich. Aber vielleicht hätte ich das lieber vorher mit Mr Straus besprechen sollen.«
»Das wäre klug gewesen, schließlich ist er der Klinikdirektor«, meinte Angela zustimmend. »Das hätte uns auch diese Peinlichkeit hier erspart.« Dann wandte sie sich an Laurie. »Ihnen ist doch klar, dass Sie sich hier auf Privatgrund befinden.«
»Das ist mir klar«, erwiderte Laurie. »Aber David Jeffries ist ein Fall für die Gerichtsmedizin, und ich bin gesetzlich befugt, mir im Rahmen einer umfassenden Untersuchung der Ursache und der Umstände seines Todes alle notwendigen Dokumente und Unterlagen zu beschaffen und den Ort seines Todes zu besichtigen.«
»Sie haben ohne Zweifel das Recht, allen Ihren Pflichten nachzukommen, aber hier einfach so hereinzuplatzen, gehört mit Sicherheit nicht dazu. Gestern Abend war bereits jemand aus Ihrem Institut hier, und wir haben ihn bereitwillig empfangen. Ich werde diese Angelegenheit mit dem größten Vergnügen mit dem Leiter des OCME, Herrn Dr. Harold Bingham, besprechen, dem ich schon bei diversen Gelegenheiten begegnen durfte.«
Laurie spürte, wie ihr ein kalter Schauer den Rücken hinunterlief. Obwohl sie wusste, dass sie letztendlich das Recht zu einem solchen Besuch hatte, wollte sie doch unter gar keinen Umständen, dass Bingham in diesen lächerlichen Wirrwarr um nichts und wieder nichts hineingezogen wurde, zumal sie aufgrund früherer Erfahrungen wusste, dass er vermutlich den Standpunkt der Klinik vertreten würde.
»Ich danke Ihnen für Ihren Einsatz«, fuhr Angela fort. »Ich bin mir sicher, dass Sie uns einfach nur behilflich sein wollten, aber Sie können sich vielleicht vorstellen, dass dieses Problem nicht nur für einige unserer Patienten, sondern für unsere gesamte Einrichtung ein fürchterlicher Schlag war und dass wir, um ganz offen zu sein, dieser Krise außerordentlich sensibel gegenüberstehen. Ich werde in meinem Telefonat mit Dr. Bingham deutlich machen, dass wir keineswegs etwas dagegen einzuwenden habe, dass Sie oder andere Mitarbeiter des OCME unsere Operationsräume besichtigen, aber das nächste Mal verlangen wir einen Durchsuchungsbefehl und einen MRSA-Test der betreffenden Person. Im Rahmen unserer Bemühungen, dieses grässliche Problem in den Griff zu bekommen, müssen wir darauf bestehen, dass niemand, der den OP betritt, als Überträger in Frage kommt.«
»Daran habe ich gar nicht gedacht«, sagte Laurie ein wenig schuldbewusst. Es war ihr überhaupt noch nicht in den Sinn gekommen, dass sie selbst Bakterienträgerin sein könnte, zumal
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