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Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen

Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen

Titel: Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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sorgfältig gebügelte lila Bluse und darunter einen dunkleren, violetten Rock, war groß gewachsen und hatte eine üppige Figur. Ihre brünetten Haare fielen ihr in dichten Dauerwellen auf die Schultern. Jennifer schätzte sie auf Mitte fünfzig.
    Sie sah, wie die Frau stehen blieb und mit dem Oberkellner sprach. Dieser bedeutete Mrs Benfatti, ihm zu folgen, und machte sich auf den Weg zu Jennifers Tisch. Jennifer winkte, und Mrs Benfatti winkte zurück. Während die beiden näher kamen, musterte Jennifer die Frau. Es war beeindruckend, wie aufrecht und mit hoch erhobenem Kopf sie sich bewegte. Erst als sie bei ihr am Tisch stand und Jennifer ihre blutunterlaufenen Augen sehen konnte, konnte man ahnen, dass sie gerade ihren Lebenspartner verloren hatte.
    Jennifer stand auf und reichte ihr die Hand. »Mrs Benfatti«, sagte sie. »Ich freue mich, Sie kennenzulernen, trotz der traurigen Umstände. Danke, dass Sie mit mir zusammen essen möchten.«
    Mrs Benfatti sagte zunächst einmal nichts. Sie wartete, bis der Oberkellner ihr den Stuhl zurechtgerückt hatte.
    »Tut mir leid«, sagte sie dann, nachdem der Kellner gegangen war. »Ich fürchte, ich muss mich richtig zusammenreißen, um mich unter Kontrolle zu halten. Das ist alles so plötzlich gekommen. Er ist ganz problemlos aus der Narkose aufgewacht und hat sich eigentlich den ganzen Tag über wohl gefühlt. Da war ich mir ganz sicher, dass wir das Gröbste hinter uns haben, und dann muss so was passieren.«
    »Ich kann Sie gut verstehen, Mrs Benfatti«, setzte Jennifer an.
    »Bitte. Ich heiße Lucinda.« Sie tupfte sich die Augenwinkel, doch dann setzte sie sich auf. Sie versuchte, sich wieder in den Griff zu bekommen.
    »Ja, natürlich. Vielen Dank, Lucinda!«, erwiderte Jennifer. Dann schlug sie vor, zunächst einmal das Essen zu bestellen, damit das erledigt war. Anschließend begann sie, von sich zu erzählen: dass sie kurz vor dem Abschluss ihres Medizinstudiums stand, dass sie ihre Mutter verloren und von ihrer Großmutter großgezogen worden war. Als das Essen kam, unterbrach sie ihre Erzählung und freute sich, dass Lucinda ihr eine Frage stellte. Sie erkundigte sich nach Jennifers Vater, den ihre Gesprächspartnerin bis jetzt mit keinem Wort erwähnt hatte.
    »Ach, habe ich nicht?«, erwiderte Jennifer ironisch. »Ich bin schockiert. Na ja, vielleicht ist schockiert etwas zu hoch gegriffen. Ich habe ihn wahrscheinlich deshalb nicht erwähnt, weil wir eigentlich nie über ihn sprechen, weder meine beiden älteren Brüder noch ich. Er hat es nicht verdient.«
    Trotz ihrer Trauer stieß Lucinda ein leises Kichern aus und hielt sich dabei die Hand vor den Mund. »Ich weiß, was Sie meinen. So einen haben wir in unserer Familie auch.«
    Zu Jennifers großer Freude nahm Lucinda den Faden auf und erzählte während des Essens zunächst einmal von ihrem enterbten Onkel, der einige Zeit im Gefängnis zugebracht hatte. Als Nächstes sprach sie über ihre beiden Söhne. Einer war Ozeanograf, hatte ein Kind und lebte in Woods Hole, Massachusetts, der andere arbeitete als Reptilienforscher im Museum of Natural History in New York. Er hatte drei Kinder.
    »Und ihr verstorbener Mann?«, fragte Jennifer zögernd weiter. Sie wusste nicht, wie Lucinda darauf reagieren würde, aber sie wollte das Gespräch auf die Toten lenken. Sie wollte wissen, wie weit die Parallelen zwischen den beiden Todesfällen gingen.
    »Er hat viele Jahre lang eine Tierhandlung gehabt.«
    »Also deshalb sind Ihre Söhne Biologen geworden.«
    »Das stimmt. Die Jungs haben den Laden geliebt und haben sich wahnsinnig gerne mit den Haustieren, den Fischen und dem allem beschäftigt.«
    »Warum hat er sich denn überhaupt in Indien operieren lassen?«, erkundigte sich Jennifer jetzt. Sie hielt den Atem an. Wenn Lucinda mit dieser Frage klarkam, die eine Entscheidung betraf, ohne die ihr Mann womöglich noch am Leben wäre, dann kam sie vermutlich auch mit jeder anderen Frage klar.
    »Das ist ganz einfach: Wir dachten, wir könnten uns eine Operation in den Staaten nicht leisten.«
    »Ich glaube, bei meiner Großmutter war es genau das Gleiche«, entgegnete Jennifer. Sie war froh. Lucindas Stimme klang zwar ein bisschen belegt, aber sie brach nicht gleich in Tränen aus. »Können Sie mir sagen«, fuhr Jennifer fort, »wie Sie auf das Queen Victoria Hospital gekommen sind? War der Umgang mit den Leuten dort angenehm? Geht es da professionell zu? Ich meine, die Klinik selbst sieht ja fantastisch aus, was

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