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Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen

Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen

Titel: Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Anschließend drückte er sie mit der Hüfte wieder ins Schloss. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er die Luft angehalten hatte, aber jetzt, während er links und rechts den Flur entlangblickte, gestattete er sich einen Atemzug. In seinem Rücken kamen die gedämpften Schritte dem Absatz vor der Treppenhaustür immer näher. Aus Furcht, dass die betreffende Person, wer immer sie sein mochte, womöglich das Stockwerk betreten wollte, stieß er sich von der Tür ab und steuerte das Zimmer seines Patienten an. Er war zum Handeln gezwungen, wie einer, der Angst vor dem Wasser hat und dann hineingeschubst wird. Raj ging, ohne sich umzuschauen, bis zu David Lucas’ Tür. Direkt vor ihm kamen gerade zwei Krankenschwestern aus einem anderen Zimmer. Sie waren tief in ein Gespräch über den Patienten versunken und wandten sich zum Glück sofort in Richtung Stationstresen. Hätten sie auch nur einen Blick in die andere Richtung geworfen, sie hätten Raj, der keine drei Meter von ihnen entfernt war, direkt in die Augen geschaut. Dann wäre er ernsthaft in Erklärungsnöte geraten.
    Glücklicherweise gelang es ihm, ungesehen in das Zimmer zu schlüpfen, doch gleich hinter der Tür blieb er stehen. Er hörte eine gedämpfte Unterhaltung. Mr David Lucas war nicht allein.
    Unschlüssig, ob er bleiben oder die Flucht ergreifen sollte, blieb Raj wie angewurzelt stehen. Das war kein Besucher, das war der Fernseher. Erleichtert atmete er tief durch und war nun wieder bestärkt. Raj ging ein Stück weiter, umrundete die vorstehende Wand des Badezimmers und hatte nun freien Blick auf den auffallend fettleibigen Patienten, der, etwas erhöht und von Kissen stabilisiert, in seinem Krankenbett lag und schlief. Der Schlauch für die transnasale Magensonde, der aus einem seiner Nasenlöcher ragte, war an eine Saugpumpe angeschlossen. In der dazugehörigen Flasche hatte sich bereits etwa eine halbe Tasse gelblicher, mit Blut versetzter Flüssigkeit gesammelt. Ein Herzüberwachungsmonitor an der Wand hinter Mr Lucas zeigte einen gleichmäßigen Rhythmus an. Alles in allem hatte sich nichts verändert, seitdem Raj heute Nachmittag um kurz nach drei Uhr Feierabend gemacht hatte.
    Er griff in die Tasche seiner weißen Pflegerhose und holte die Spritze hervor, die er bereits im Bungalow vorbereitet hatte. Er musste sich, im Gegensatz zu Veena und Samira, nicht erst in den leeren Operationssaal schleichen, um das Succinylcholin zu holen, und darüber war er froh. Er wusste, dass er sich dafür bei Samira bedanken konnte, und hatte das bereits getan.
    Nach einem prüfenden Blick auf die Spritze, nur um sicherzugehen, dass nichts ausgelaufen war – eine durchaus realistische Gefahr, da er die Zehn-Kubikzentimeter-Spritze bis zum Anschlag gefüllt hatte –, war Raj bereit. Er hatte die Spritze absichtlich übervoll gemacht. Eine zu niedrige Dosierung konnte er wirklich am allerwenigsten gebrauchen.
    Er ging noch einmal zurück zur Tür und warf einen letzten Blick in den Flur. Eine Krankenschwester kam auf ihn zu, doch dann verschwand sie in einem anderen Zimmer. Die Voraussetzungen würden nicht mehr besser werden, und so kehrte er an die Bettkante zurück. Behutsam griff er nach dem Infusionsschlauch, zog mit den Zähnen die Schutzhülle von der Nadel und stach sie anschließend vorsichtig in den Port. Um die Sterilität brauchte er sich in diesem Fall ja keine Gedanken zu machen.
    Nun waren alle Vorbereitungen abgeschlossen. Raj legte noch einmal eine kurze Pause ein und lauschte nach irgendwelchen verdächtigen Geräuschen aus dem Flur, hörte aber nur den leise gestellten Fernseher. Also drückte er mit beiden Händen den gesamten Spritzeninhalt in den Port. Da er den oberen Teil des Schlauchs nicht blockiert hatte, stieg die Flüssigkeit im Keimfilter rasant an. Doch dann galt all seine Aufmerksamkeit der Reaktion des Patienten. Genau wie Samira gesagt hatte, begannen David Lucas’ Gesichtsmuskeln fast unmittelbar danach heftig zu beben, während er gleichzeitig ruckartig die Augen aufriss. Außerdem fing er an zu schreien, während seine Gliedmaßen unkontrollierbar in Zuckungen und Krämpfe ausbrachen.
    Raj trat einen Schritt zurück. Der Anblick versetzte ihm einen Schock. Er war zwar vorgewarnt gewesen, doch die Reaktion hatte viel schneller eingesetzt und war viel schwerer zu ertragen, als er erwartet hatte. Er sah noch einen Augenblick lang zu, wie der Patient versuchte, sich aufzurichten, aber sofort wieder auf den Rücken plumpste, wie

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