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Montgomery & Stapleton 10 - Testphase

Montgomery & Stapleton 10 - Testphase

Titel: Montgomery & Stapleton 10 - Testphase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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lag es an der Sonnenbrille, aber Laurie war sich immer noch unsicher. Sie wechselte zu Kamera sechs und ging dort auf dieselbe Zeit wie bei der anderen Kamera. Aus diesem Winkel heraus sah sie etwas, das Kamera fünf nicht gezeigt hatte: Der Mann hatte ein Muttermal von der Größe einer Zehn-Cent-Münze an seiner rechten Schläfe. Es war nicht sonderlich auffällig, aber es war definitiv da! Sie sah das rechte Profil auf ihrem Foto genauer an und fand das Muttermal dort wieder. Damit war Laurie fast überzeugt, dass es sich hierbei um ein und dieselbe Person handelte.
    Sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück, denn dieser Zufall war zu erstaunlich. Dann beugte sie sich wieder vor und sah sich weiter die Aufzeichnung von Kamera sechs an, bis zu dem Zeitpunkt, als der Zug in den Bahnhof einfuhr. Obwohl die vorwärtsdrängende Menschenmenge diese Aufgabe nicht gerade erleichterte, versuchte Laurie genau zu sehen, was sich dort abspielte, als die beiden Verfolger ihr Opfer erreicht hatten. Sie konnte ihre Hände nicht sehen, aber die Männer schienen das Opfer zu halten, während es zu zucken schien. Das geschah innerhalb weniger Sekunden, in nur wenigen Einzelbildern. Was nicht zu sehen war, war, ob die Verfolger die Ursache für das Zucken des Opfers waren oder ob dies spontan geschah, wie bei einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall.
    Wieder lehnte Laurie sich zurück, diesmal, um das rasche Ende zu beobachten, als die Verfolger den mittlerweile bewusstlosen Mann auf dem Bahnsteig ablegten, nachdem sie ihm bereits die Sporttasche und wahrscheinlich seine Brieftasche abgenommen hatten. Beim erneuten Betrachten dieser Szene fiel Laurie noch etwas auf, das ihr am Vorabend entgangen war: nämlich wie der vollgesichtige Mann, nachdem er die Besitztümer des Opfers an sich gebracht hatte, vorsichtig den Regenschirm aufhob, ihn halb öffnete und dann wieder zuzog. Ihr Eindruck war, dass es Kraft erforderte, den Regenschirm zu schließen. Der Gedanke, der Laurie unmittelbar darauf durchzuckte, war, dass der Regenschirm wie ein Luftgewehr gespannt wurde.
    Laurie stoppte die Disk, um sich diese Szene aus einer anderen Kameraeinstellung anzusehen, als eine ganz spezielle Geschichte ihr ins Gedächtnis schoss. Es ging dabei um einen berühmten Fall in der Gerichtsmedizin, über den sie in einer Vorlesung gehört hatte, als sie Studentin war und der von einem Attentat auf einen Diplomaten eines Landes hinter dem Eisernen Vorhang handelte. Der Mord wurde mithilfe eines Luftgewehrs, das der KGB geschickt als Regenschirm getarnt hatte, ausgeführt.
    Laurie legte die Fotos, die sie noch immer in der Hand hielt, nieder, ging online auf Schnellsuche, und innerhalb von Sekunden las sie über den Fall des Georgi Ivanov Markov, einem damals berühmten Bulgaren, der tatsächlich mit einer vom KGB angefertigten Luftpistole ermordet worden war, die im Schaft eines Regenschirms steckte. Das Wichtigste, was Laurie dadurch erfuhr, war, dass die Substanz, die verwendet wurde, Rizin war – ein besonders giftiges Protein, das aus den Samenschalen der Rizinusstaude hergestellt wird.
    Im Internet sah Laurie daraufhin Rizin nach, wobei sie besonders die Symptome, die im Zusammenhang mit einer Rizinvergiftung standen, interessierten. Sie stellte sofort fest, dass ihr Fall von gestern in keiner Weise eine Nachahmung des Markov-Vorfalles war, zumindest nicht mit Rizin, da dieses Gift gastrointestinale Symptome hervorrief, die sich über Stunden entwickelten, nicht etwa sofort, wie bei ihrem Toten. Hingegen das in einem Regenschirm getarnte Luftgewehr, um den Mord zu verüben, schien sehr wahrscheinlich. Laurie brannte darauf, die äußerliche Untersuchung ein weiteres Mal durchzuführen.
    Sie konnte es sich nicht erklären, warum sie bei dieser Untersuchung beim ersten Mal nicht gründlicher gewesen war, auch wenn Southgate sie angeblich bereits erledigt hatte und berichtet wurde, er hätte keinen Befund festgestellt. Von ihrem jetzigen Wissensstand heraus war es ihr richtig peinlich, dass sie sich darauf verlassen hatte. Sie hatte bereits früh erkannt, dass dieser Tod nicht auf natürliche Art gekommen war, weil sie nichts Pathologisches feststellen konnte: nichts! Die Herausforderung bestand nun darin, zu beweisen, dass ihre Intuition richtig war: In dem Fall müsste dort eine winzige Eintrittswunde sein.
    Laurie nahm das Telefon und wählte Vinnies Nummer. Sie, genau wie fast alle anderen Angestellten des OCME, hatte herausgefunden, dass es

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