Montgomery & Stapleton 10 - Testphase
Organisation.«
»So habe ich ihn verstanden.«
»Würdest du ihn bitte von mir fragen? Ich hätte gerne die Adresse und die Telefonnummer, wenn es eine gibt. Es wird mir besser gehen, wenn ich weiß, wie ich mit ihm in Kontakt treten kann, wenn es nötig sein sollte und er mal wieder nicht auf meine Anrufe auf seinem Handy reagiert. Natürlich würde ich niemandem davon erzählen!«
»Aus offensichtlichen Gründen liegt ihnen nicht gerade viel daran, den Standort ihrer sicheren Häuser zu verraten. Einer davon ist, dass so ein Haus anschließend nicht mehr sicher ist. Ich weiß, dass Satoshi mit unmissverständlichen Worten erklärt wurde, unter keinen Umständen zu verraten, wo er vorübergehend untergebracht ist. Und ich weiß, dass Fukuda-san sich um eine dauerhafte Wohnung kümmert. Aber ich rufe ihn auf jeden Fall an und erkläre ihm deine Beweggründe. Ich meine, sie vertrauen dir bereits eine unglaubliche Menge ihres sauer verdienten Geldes an, da kann ich keinen Grund sehen, warum sie dir nicht die Adresse eines ihrer sicheren Häuser überlassen sollten.«
»Ich würde auf jeden Fall besser schlafen können«, bekannte Ben.
20
26. März 2010
Freitag, 08.40 Uhr
Die Autopsie des Schwimmers hatte mehr Zeit in Anspruch genommen, als Laurie anfangs geplant hatte, weil sie die Kanäle von mehr als einem Dutzend Einschusslöchern durch den Körper verfolgen musste, mehrheitlich führten sie durch Brust und Bauch. Die meisten hatten auf ihrem Weg einen Knochen getroffen und waren abgelenkt worden, aber einige hatten den Körper geradewegs durchbohrt.
Als die Autopsie schon zur Hälfte beendet war, fand Lou, er hätte nun alles erfahren, was es zu erfahren gab, und war gegangen. Also hatten sich Laurie und Vinnie den restlichen Körper allein vorgeknöpft und dabei peinlich genau jeden Schuss verfolgt, alle Kugeln und Kugelfragmente eingesammelt.
Anfangs hatte Laurie versucht, Vinnie aus seiner Verstimmung herauszuholen, indem sie versuchte, ihn aktiver in das Sezieren einzubinden, aber irgendwann gab sie auf. Stattdessen dachte sie mit dem Teil ihres Gehirns, den sie nicht für ihre augenblickliche Arbeit benötigte, darüber nach, welche Verbindung es zwischen dem gestrigen Fall und dem von heute geben könnte. Könnte es sich um eine Art Vergeltungsakt handeln? Sie konnte es unmöglich sagen. Aber Laurie war erst am Anfang ihrer Überlegungen, und sie schoss sich immer mehr darauf ein, eine Verbindung zu finden. Sie würde mit Sicherheit mehr erfahren, wenn sie sich nochmal die Videoaufzeichnungen anschauen würde, dieses Mal mit dem Foto des neuen Leichnams in der Hand. Selbst dann wusste sie, dass sie wahrscheinlich nicht zu einhundert Prozent sicher sein würde, aber vielleicht reichte es aus, damit sie Schlussfolgerungen ziehen konnte. Für Laurie bestand kaum ein Zweifel daran, dass einer der Verfolger auf dem Videoband und der Mann, an dem sie gerade eine Autopsie vornahm, ein und derselbe Mensch waren. Aber sie blieb realistisch. Es war niemals einfach, Menschen zu identifizieren, besonders nicht, wenn man ein Foto oder eine bewegte Aufnahme von einer lebendigen Person mit einem Toten verglich, der noch dazu im Fluss getrieben hatte.
Wofür Laurie ganz besonders dankbar war, war Jacks Sensibilität. Ihr war klar, dass er wusste, dass sie die Videobänder gemeint hatte, als sie sagte, sie hätte den Schwimmer vorher schon einmal gesehen, dennoch hatte er sie nicht unter Druck gesetzt. Im Gegenteil, er hatte ihren Wunsch respektiert, alles selbst zu machen, um auf diesem Weg ihr fachliches Selbstvertrauen zurückzuerlangen.
»Danke, dass du mir bei meinem Fall geholfen hast«, sagte Laurie zu Vinnie, als sie sich bereit machte, den Körper mit ihm zusammen auf die Bahre zu hieven. »Tut mir leid, dass es so lang gedauert hat.«
»Kein Problem«, war Vinnies Antwort, völlig emotionslos.
»Ich möchte dich um noch einen Gefallen bitten.«
Vinnie sah Laurie erwartungsvoll an – und schwieg.
»Wenn gerade ein Tisch frei ist, möchte ich, dass du meinen Fall von gestern herausbringst, damit ich die äußerliche Untersuchung wiederholen kann.«
Vinnie gab keine Antwort.
»Hast du mich gehört?«, fragte Laurie leicht pikiert. Sie fand immer mehr, dass er neben sich stand. Er vermied sogar den Augenkontakt mit ihr.
»Ich hab ja gehört«, sagte Vinnie. »Wenn ein Tisch frei ist, bring ich ihn raus.«
»Auf drei«, sagte Laurie, die die Knöchel des Schwimmers umfasst hielt. Dann zählte
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