Montgomery & Stapleton 10 - Testphase
vor dem Büro der Personalchefin. Ich brauche die Erlaubnis von Twyla Robinson. Ich glaube nicht, dass das ein Problem ist. Sie hat mich erst letzte Woche daran erinnert, wie viel Urlaubszeit mir noch zusteht.«
»Ich werde versuchen, einige Hausaufgaben für die Kinder mitzunehmen.«
»Gute Idee.«
»Findest du nicht, dass du Dr. Montgomery warnen solltest?«, fragte Charlene.
»Habe ich bereits. Darum hau ich ja ab. Ich will nicht noch etwas für diese Leute tun müssen. Ich spüre es in meinen Knochen, dass sie genau darüber sprachen, als ich vorhin aufgelegt habe.«
»Was glaubst du, wie lange wir in Florida bleiben müssen?«
»Nicht lange. Vielleicht eine oder zwei Wochen. Mein Gefühl sagt mir, dass hier in einem, höchstens zwei Tagen die Hölle ausbrechen wird, und wenn es so weit ist, möchte ich südlich der Mason-Dixon-Linie sein.«
22
26. März 2010
Freitag, 10.35 Uhr
»Versuch noch einmal, ihn zu erreichen!«, sagte Louie zu Carlo und meinte damit Vinnie Amendola. Louie, Carlo und Brennan waren in Carlos Auto auf dem Weg nach Manhatten, um Hisayuki Ishii zu treffen. Brennan saß am Steuer, Carlo neben ihm auf dem Beifahrersitz, und Louie hatte hinten Platz genommen.
Obwohl Louie den Oyabun des Öfteren gesprochen hatte, waren sie sich bisher noch nie persönlich begegnet. Nachdem er Zeuge von Carlos Gespräch mit Vinnie gewesen war, freute er sich richtig darauf. Anscheinend verhielt sich Laurie Montgomery-Stapleton in genau der Weise, vor der Paulie Cerino gewarnt hatte: unkooperativ, verbissen und schlauer, als ihr guttat. Es musste umgehend etwas unternommen werden, damit Satoshis Fall weiterhin als unauffälliger, natürlicher Tod angesehen wurde. Bevor er von dieser unangenehmen Misere erfuhr, war Louie davon ausgegangen, dass sich das Gespräch mit den Yakuza hauptsächlich um die Laborberichte drehen würde und um die Frage, wie viel Geld investiert werden müsste, sie zu beschaffen. Nun würde sich ihre Unterhaltung auf Laurie Montgomery-Stapleton konzentrieren und wie man sie dazu bringen konnte, ihre Finger von der Angelegenheit zu lassen.
»Der Arsch antwortet nicht«, sagte Carlo und klappte sein Handy zu. Er hatte sich umgedreht und sah Louie an.
»Na, dann mach mal kurz Pause«, antwortete Louie. »Ich glaube, wir werden seine Mithilfe noch brauchen. Ihr müsst dem OCME vielleicht noch einen zweiten Besuch abstatten, wenn er sich in der nächsten Stunde nicht meldet.«
Als sie beim Four Seasons ankamen, stiegen alle drei Männer aus und überließen den Wagen dem Parkservice.
Louie führte die kleine Gruppe an. Sie gingen durch die Drehtür und dann die halbe Treppe zum Empfangsbereich hoch. Sie gingen um den Tresen herum, an den Aufzügen vorbei und wieder einige Treppenstufen hoch bis zur Bar und zum Essbereich. Louie war als Einziger von ihnen schon einmal in diesem Hotel gewesen, so dass es Carlo und Brennan überlassen blieb, über die Steinwände und die emporragenden Räumlichkeiten beeindruckt zu sein. Brennan erinnerte das alles an einen altägyptischen Tempel.
Jetzt, am späten Morgen, war die Bar zur Linken leer, und auch das Restaurant auf der rechten Seite war nur spärlich besucht. Sie entdeckten Hideki und seine Mannschaft sofort, wobei seine Sumo-Ringer-Figur natürlich auch eine Rolle spielten. Man konnte ihn kaum übersehen.
Wie Louie schon mit Schaudern befürchtet hatte, musste er auch mit Hisayuki Ishii das Visitenkarten-Ritual durchlaufen, während Hideki Shimoda sie einander vorstellte. Danach nahmen sie Platz, während Carlo und Brennan sich an das linke Ende der Bar setzten. Am entgegengesetzten Ende saßen bereits Hidekis Soldaten, einer so voluminös wie Hideki, aber vor allem aufgrund von Muskelmasse, nicht wie bei seinem Boss von Fettbergen. Unter den Gefolgsleuten gab es keine Vorstellungen, das war auch unnötig. Sie erkannten einander instinktiv.
Eine Zeit lang ergingen sich Louie, Hideki und Hisayuki in gegenseitigen Lobpreisungen, wie sehr der jeweils andere Anteil hatte am Erfolg ihrer gemeinschaftlichen Geschäfte, wobei sie alle zugaben, von den finanziellen Einkünften angenehm überrascht zu sein.
Dann dankte Hisayuki Louie für seine Bereitschaft, zum Hotel zu kommen, so dass er nicht nach Queens hinausfahren musste. »Es ist wirklich ein langer Flug von Tokio nach New York«, sagte er.
»Das ist doch selbstverständlich«, erwiderte Louie. Er war angenehm beeindruckt vom Oyabun . Für Louie war seine teure, modische Kleidung
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