Montgomery & Stapleton 10 - Testphase
einen leicht verstörten Eindruck.
»Vielleicht könnten Sie ein wenig langsamer sprechen?«, schlug Hideki vor. »Der Oyabun spricht gut Englisch, aber er bekommt selten eine Gelegenheit dazu.«
»Entschuldigung«, sagte Louie. »Ich werde ab jetzt langsamer sprechen, aber ich glaube, Geschwindigkeit wird eine Rolle spielen, wenn wir eine Eskalation der Situation verhindern wollen.«
Hisayuki nickte, schwieg aber. Er fühlte sich aus dem Gleichgewicht gebracht, da er es gewohnt war, gut vorbereitet zu sein und die Gesprächsführung nie aus der Hand zu geben. Momentan traf nichts davon auf ihn zu. Susumu und Yoshiakis Verschwinden hatten ihn verunsichert. Möglicherweise hatten die Yamaguchi-gumi inzwischen Verdacht geschöpft, dass Satoshi und seine Familie von den Aizukotetsu-kai umgebracht worden sind. Sollte das der Fall sein, dann befanden sie sich bereits in einer äußerst gefährlichen Situation.
»Im Moment scheint niemand zu wissen, was geschehen ist«, sagte Louie und zwang sich, langsamer zu sprechen. »Was ich damit meine, ist, dass die Familie bisher nicht entdeckt worden ist, weil sie, wie mir berichtet wurde, in einer sehr verlassenen Gegend gewohnt hat.«
Hisayuki vermutete, dass es sich hierbei um einen Unterschlupf der amerikanischen Mafia-Partner der Yamaguchi-gumi handelte, sagte aber nichts.
»Die Familie wird vielleicht entdeckt, vielleicht aber auch nicht – jedenfalls stecken wir jetzt noch nicht in der Klemme. Aber ich möchte, dass Sie dort sauber machen und die Leichen beseitigen lassen, da Ihre Jungs den Mist angerichtet haben. Wir werden Sie dabei unterstützen, denn wenn die Morde entdeckt werden, sind wir wieder genau an dem Punkt angelangt, von dem wir uns weggearbeitet haben. Wenn sie entdeckt werden, wird auch sofort aufgedeckt, worum es sich handelt: nämlich um Taten des Organisierten Verbrechens, was unsere Geschäfte hier vor Ort erheblich erschweren wird. Das passiert morgen. Am Sonntag können wir uns wegen der Labormappen treffen. Was halten Sie von diesem Zeitplan bis hierher?«
Hisayuki bewegte sich nicht und sprach nicht.
Louie blieb ruhig. Er wollte irgendeine Reaktion. Langsam fand er, eine Besprechung mit Hisayuki bestand aus einem langen Monolog. Alles, was der Mann tat, war blinzeln. Seine Verschlossenheit brachte Louie außerdem auf den Gedanken, dass Hisayuki vermuten könnte, Louie und die Vaccarros hätten etwas mit dem Verschwinden von Susumu und Yoshiaki zu tun.
Nach einigen Minuten ungemütlichen Schweigens sagte Hideki: »Sie reden von morgen und übermorgen, aber was ist mit heute? Und was meinen Sie mit der Situation, die eskaliert?«
»Danke, dass Sie fragen«, sagte Louie ohne Anflug von Sarkasmus. »Ich habe über die Angelegenheit im Haus der Machitas gesprochen, aber Satoshi nicht erwähnt. Wie Sie sich vielleicht erinnern, Hideki, haben wir gestern Nacht kurz über Dr. Laurie Montgomery-Stapleton gesprochen.«
»Ah. Ja«, erwiderte Hideki. »Ich habe es dem Oyabun gegenüber erwähnt.«
»Das ist richtig«, sagte Hisayuki, der plötzlich sein Schweigen brach. »Wir sind sehr darüber besorgt. Hat sie angemessen auf Ihre Warnung reagiert?«
»Es sieht nicht danach aus«, räumte Louie ein, den es freute, direkt mit dem Oyabun zu sprechen. Louie lehnte sich in seinem Stuhl zurück, wobei er einen Arm über die Rückenlehne schob, und rief nach Carlo. Sofort stand Carlo mit fragendem Gesichtsausdruck auf. Louie winkte ihn zu sich. Sowie Carlo losging, rutschten die Männer des Oyabun von ihren Barhockern und standen in angespannter Haltung, bis der Oyabun ihnen zum Zeichen der Entspannung zuwinkte.
»Versuch’s nochmal bei Vinnie!«, sagte Louie zu Carlo. »Wenn er antwortet, frag ihn, wie die Situation derzeit aussieht.«
Carlo versuchte es. Er wartete, bis sich die Voicemail meldete, dann unterbrach er die Verbindung. Mit einem Kopfschütteln signalisierte er Louie, dass niemand ranging. Louie winkte ihn fort und wandte sich wieder den anderen zu.
»Wir haben gerade Schwierigkeiten mit unserer Kontaktperson«, erklärte Louie. »Aber ich sage Ihnen, was wir bisher erfahren haben. Es scheint, dass unsere Drohung nicht nur völlig ignoriert wird, sondern dass sie sogar als Katalysator für die Anstrengungen der Gerichtsmedizinerin dienten.«
»Aber es gilt nach wie vor eine natürliche Todesursache?«, fragte Hisayuki mit deutlichem Interesse.
»Ja, soweit uns bekannt ist.«
»Warum sollte diese Frau dann ihre Meinung ändern?«,
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