Montgomery & Stapleton 10 - Testphase
sein.«
»Damit kann ich nichts anfangen«, sagte Sheila. »Aber Halleluja, er hat etwas gesagt. Er hat Sie erkannt.«
»Vielleicht von unserer Begegnung vorhin. Bis dahin hatte ich ihn nur ein paar Mal gesehen, und dann auch immer nur kurz. Aber das ist ein gutes Zeichen. Wenn der Vater nicht bald auftaucht, werde ich wahrscheinlich zum Vormund ernannt.«
»Wirklich?«, hakte Sheila nach. »Das wussten wir nicht.«
»Ich hatte es dem Sanitäter gesagt. Genauso wie seinen Namen: Shigeru Machita.«
»Ich denke, es ist besser, Sie sprechen mit der Sozialarbeiterin, die für diesen Fall zuständig ist.«
»Natürlich«, sagte Ben. Er warf einen Blick auf seine Uhr. Die Zeit drängte, da er sich verpflichtet hatte, zurück in die Stadt zu fahren, aber für ihn war es auch wichtig, die Identität des Kindes aufzudecken und die Versicherungsangelegenheiten zu regeln.
Während Sheila sich draußen auf die Suche nach der Sozialarbeiterin machte, blieb Ben in Shigerus Zimmer und versuchte, ihn zu einem weiteren Wort zu bewegen oder eine andere Reaktion aus ihm herauszukitzeln.
Fünf Minuten später kehrte Sheila mit einer hochgewachsenen, attraktiven Hispanoamerikanerin zurück, die ein blaues Seidenkleid unter ihrem langen weißen Mantel trug. Natürlich war ihr Vorname Maria, ihr Nachname war Sanchez.
Sheila stellte sie einander vor. Sobald diese Formsache beendet war, schlug Maria vor, dass sie im Schwesternzimmer hinter dem Tresen miteinander sprechen könnten. Sie hatte das Auftreten einer knallharten Geschäftsfrau, die ihren Job ernst nahm.
»Sheila hat mir gesagt, dass Sie dem Sanitäter den Namen des Kindes genannt haben und dass Sie sein Vormund sind«, sagte Maria, sobald sie Platz genommen und die Hektik des Flurs hinter sich gelassen hatten.
»Ich gab ihm den Namen des Kindes und die Information, dass ich nach Ausstellen der Sterbeurkunden höchstwahrscheinlich sein Vormund werden würde. Natürlich nur, wenn auch der Vater tot sein sollte, was zurzeit befürchtet wird. Ich bin wirklich überrascht, dass es eine solche Lücke in der Kommunikation gab.«
»Die Notaufnahme ist ein geschäftiger Ort.«
Ich brauche keine Belehrung über das Leben in der Notaufnahme, dachte Ben, sagte aber nichts. Dazu hatte er während seiner Facharztausbildung zu viel Zeit in der Notaufnahme verbracht. Seiner Beurteilung von Marias Auftreten fügte er noch unangebrachte Feindseligkeit hinzu. In Ben keimte schon länger der Verdacht, dass die Art Behandlung, die ihm zuteil wurde, aussagte, dass er einen fragwürdigen Charakter hätte und einfach hereinspaziert kam, um ein verwaistes Kind zu stehlen.
»Es tut uns leid, dass die Informationen, die Sie dem Sanitäter gegeben haben, nicht korrekt weitergegeben wurden. Dessen ungeachtet, in welchem Verhältnis stehen Sie zu dem Kind?«
Mit mehr Härte in der Stimme sagte Ben: »Ich war oder bin – je nachdem, ob der Vater noch lebt – dessen Arbeitgeber.«
»Gibt es irgendwelche Unklarheiten den Status des Vaters betreffend? Uns wurde gesagt, die Eltern wurden getötet.«
»Die Mutter ja, über den Vater ist nichts bekannt, obwohl einige denken, dass er auch tot ist.«
»Warum nehmen Sie an, dass Sie der Vormund des Kindes werden?«
Ben zögerte einen Moment, in dem er überlegte, warum er es auf sich nahm, all diese Fragen zu beantworten. Vielleicht sollte er einfach ins Büro fahren und mit Satoshis Testament zurückkehren. Aber dann dachte er daran, dass er auf die Testamentseröffnung warten musste.
»Haben Sie meine Frage gehört?«
»Habe ich, aber ich finde, dass diese Situation immer mehr einer Ausfragerei gleicht, und das gefällt mir überhaupt nicht.«
»Warum sind Sie nicht mit dem Kind zusammen gekommen und erscheinen erst später?«
»Ich hatte keine andere Wahl. Die Polizei hielt mich auf, nachdem ich zufällig über diese Leichen gestolpert war. Ich habe das Kind in einem Versteck im Haus gefunden.«
»Gut. Lassen Sie mich Ihnen mitteilen, was bei uns im Krankenhaus geschehen ist, als Sie noch nicht hier waren. Da ich keinen Namen und keinerlei Informationen besaß, habe ich Kontakt zu einer Sozialarbeiterin beim Jugendamt hier in New Jersey aufgenommen. Diese wiederum wandte sich stracks an einen Anwalt der Abteilung, der zum Familiengericht ging und das Jugendamt vorübergehend zum Vormund bestellen ließ, damit wir das Kind über die erste Behandlung in der Notaufnahme hinaus versorgen konnten. Bisher wurde dieses Recht nicht in Anspruch
Weitere Kostenlose Bücher