Montgomery & Stapleton 10 - Testphase
nervöser werden könnte. Aber das war ein Irrtum gewesen. Er konnte nichts Positives daran erkennen, Satoshi zu finden, zumindest nicht tot.
»Ich sage Ihnen was«, sagte Tom, als ob er Bens Gedanken lesen könnte. »Ich habe noch immer Fragen an Sie, aber ich lasse Sie erst einmal zu dem Kind. Ich muss jetzt da rein und mir etwas ansehen, das ich nicht sehen möchte. Wenn Sie das Kind gesehen haben, möchte ich, dass Sie mich anrufen. Danach fahren Sie zum OCME in New York und identifizieren oder identifizieren auch nicht – je nach Lage – die Leiche, die sie dort in der Kühlung haben. Dann kommen Sie hier wieder her, oder wenn ich nicht mehr hier bin, fahren Sie zur Dienststelle der Bergen County Police, die sich ebenfalls in Hackensack befindet. Einverstanden?«
»Einverstanden«, stimmte Ben zu, der unbedingt von diesem Ort fort wollte.
»Moment noch! Ich will nur feststellen, wohin das Kind gebracht wurde.« Tom stieg aus dem Wagen aus. Gleichzeitig mit ihm stieg auch der Ermittler der Staatsanwaltschaft aus, der ihnen auf dem Rücksitz zugehört hatte.
O Mann , dachte Ben, als er allein war. Die Unterhaltung mit Tom hatte ihm ganz und gar nicht gefallen. Ben durchfuhren eiskalte Schauer, als er an einige Dinge dachte, die er gesagt oder getan hatte. Aus seiner Sicht war die Befragung schlicht und einfach ein Verhör gewesen, in dessen Verlauf er nicht gerade geglänzt hatte. Seine Paranoia hatte neuen Nährstoff, und das einzig Positive, das er dem Gespräch abgewinnen konnte, war, dass ihm seine Rechte nicht vorgelesen worden waren.
Ben richtete sich auf und versuchte, sich zu beruhigen. Wenigstens war das Gespräch – oder was immer es gewesen war – erst einmal vorüber, und bevor es wieder aufgenommen wurde, würde er Zeit gehabt haben, nachzudenken.
Ben startete den Motor, als er Tom auf sich zukommen sah. »Wie ich vermutet hatte, wurde das Kind zum Hackensack University Medical Center gebracht. Ich hoffe, es geht ihm gut. Hier, nehmen Sie meine Karte.«
Tom gab ihm seine Visitenkarte. »Meine Handynummer steht drauf. Ich möchte von Ihnen sofort ein Ja oder Nein hören, wenn Sie aus dem Leichenschauhaus heraus sind.«
»Warten Sie eine Sekunde«, sagte Ben, als Tom sich gerade zum Gehen wandte. »Ich habe noch etwas auf dem Herzen. Ich bin ziemlich besorgt, dass das Kind in Gefahr schweben könnte. Wer auch immer die komplette Familie ausgelöscht hat, will vielleicht auch das Kind töten, und wenn bekannt wird, dass es lebt und wo es sich aufhält, könnte er versuchen, den Auftrag zu beenden.«
»Guter Gedanke!«, stimmte Tom zu. »Danke. Ich werde mich gleich darum kümmern.«
Er fuhr auf direktem Weg zum Hackensack University Medical Center. Und obwohl er dabei durch mehrere kleine Vororte musste, kam er innerhalb kurzer Zeit dort an. Dank seiner Arztplakette parkte er auf dem Ärzteparkplatz, obwohl er wusste, dass er im Grund kein Recht dazu hatte.
Bens Abstecher zum Haus der Machitas war grauenvoll und nervenzerreißend gewesen, und wie sich herausstellte, sollte der Besuch im Krankenhaus seiner geistigen Verfassung ebenfalls zusetzen. Aber so aufwühlend, wie die Morde auch waren und auch wenn sich herausstellen sollte, dass Satoshi tatsächlich tot war, bestand zum Glück keine allzu große Gefahr für die Gültigkeit des Lizenzvertrages über die iPS-Patente. Damit war vorerst das Desaster von iPS USA abgewendet. Dank Satoshis Beharren, seinen Nachlass zu regeln, hatte Ben auch ohne die Unterschrift der Ehefrau ein Ass im Ärmel, nämlich Satoshis Testament und den Treuhandvertrag, beide unterschrieben und bestätigt. Für Ben bedeutete das, dass er nach der Testamentseröffnung Shigerus Treuhandverwalter wurde, daher würde es nicht zu einer Anfechtung des Lizenzvertrages kommen.
Nach seinem Besuch im Krankenhaus jedoch sahen Bens Vorstellungen über die rechtlichen Gegebenheiten nicht mehr so rosig aus, und er fürchtete, dass die Dokumente, die ihm bis dahin ein einigermaßen angenehmes Gefühl der Sicherheit geschenkt hatten – das Testament und der Treuhandvertrag – vielmehr Papiertiger waren, als dass sie ein solides Fundament für den Status Quo darstellten.
Ben war in die Notaufnahme stolziert und hatte sich selbstsicher als Dr. Benjamin Corey vorgestellt, um sich mehr Gehör zu verschaffen, da die Notaufnahme überfüllt war. Nur, dass der Trick bei dem völlig überforderten Krankenpfleger in der Aufnahme nicht funktionierte und Ben sich gezwungen sah, zur Seite
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