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Montgomery & Stapleton 10 - Testphase

Montgomery & Stapleton 10 - Testphase

Titel: Montgomery & Stapleton 10 - Testphase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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genommen. Aber das Jugendamt ist nun der Vormund. Mit dieser Tatsache müssen Sie sich abfinden.«
    »Und wenn ich das Testament hole, damit der Anwalt des Jugendamtes einen Blick darauf wirft?«
    »Das würde nichts ändern. Der Anwalt kann an der Entscheidung nichts ändern, nur das Familiengericht. Und solange Sie nicht wissen, ob der Vater noch lebt oder wie es um seinen Gesundheitszustand steht, können Sie das Testament nicht offiziell eröffnen lassen. Für die nächste Zeit bleibt das Jugendamt der Vormund.«
    Ben war baff.
    »Ich möchte Ihnen eine Frage stellen«, sagte Maria, als Ben schwieg. »Dieses Kind ist offensichtlich ein Japaner oder zumindest asiatischer Abstammung, und Sheila hat mir gesagt, es hätte gesprochen, als Sie zu ihm gingen, aber nicht auf Englisch. Ist er amerikanischer Staatsbürger?«
    »Nein, er ist Japaner.«
    »Hm, das erschwert die ganze Angelegenheit noch zusätzlich, zumindest meiner Erfahrung nach. In so einem Fall kann man nichts für selbstverständlich erachten. Ein Nachlassrichter wird die Sache übernehmen, nicht unbedingt im Sinne der Dokumente, die Sie haben, sondern er wird im besten Interesse des Kindes entscheiden.«
    »Oh«, sagte Ben nur, als eine neue Welle der Besorgnis über ihn schwappte. Bis zu diesem Zeitpunkt war er davon ausgegangen, dass der Lizenzvertrag sicher und geschützt gegen irgendwelche Änderungen sei. Und nun erfuhr er aus heiterem Himmel von dieser Frau, die in Familien-und Nachlassrecht erfahren war, dass die rechtliche Situation des Vertrages nicht unantastbar war, sondern dass es viel eher der Auffassung eines Nachlassrichters oblag, was das Beste für das Kind sei. Sogar Ben musste zugeben, dass es schwer werden würde, seine Rolle als Treuhänder für die Patentverwaltung zu erklären. Patente, über deren Vermarktungsrechte iPS USA einen Vertrag abgeschlossen hatte, zumal er auch noch Geschäftsführer des Unternehmens war. Das stellte einen enormen Interessenskonflikt dar. Und jetzt musste Ben die Möglichkeit erwägen, dass iPS USA die Kontrolle über Satoshis Patente verlieren könnte. Bevor er das Krankenhaus betreten hatte, war er sich sicher gewesen, sowohl Vormund als auch Treuhänder für Shigeru zu werden. Jetzt bestand die Gefahr, beide Aufgaben zu verlieren.
    Ben verließ den Franklin-D.-Roosevelt-Drive an der 34. Straße und fuhr südlich weiter zur Second Avenue. Je näher er dem OCME kam, umso entnervter wurde er durch die ganze Situation: Dass er sich später wieder bei dem Detective der Bergen County Police einfinden sollte, dass der Status Quo der iPS-Lizenzverträge gefährdet sein könnte und dass er möglicherweise kurz davor stand, Satoshis Leiche zu sehen. Auf seinem Weg zum Leichenschauhaus hatte er daran gedacht, Satoshi einfach nicht zu identifizieren, sogar wenn es tatsächlich dessen Leiche war. Aber er verwarf die Idee wieder, da sie nichts gebracht hätte, außer das Unvermeidliche hinauszuzögern und darüber hinaus den Verdacht gegen ihn zu erhärten. Ben hatte erkannt, dass seine einzige Hoffnung darin bestand, keine Verdachtsmomente auf eine Beteiligung an dem Mord auf sich zu lenken. Dafür musste er sich kooperativ zeigen.
    Er stellte sein Auto in einer Seitenstraße nahe des OCME ab. Er hielt einen Moment inne, bevor er das Gebäude betrat, aber nicht aus Furcht vor dem, was er dort zu sehen bekommen würde, denn als Arzt hatte er bereits so viele tote Menschen gesehen, dass er den Tod bereitwillig als Teil des Lebens akzeptierte. Als Student war er sogar bei einigen Autopsien dabei gewesen. Er zögerte, weil seine Intuition ihm sagte, dass Satoshis Tod ernsthafte Konsequenzen für ihn bedeuten würde, auch, wenn er selbst keine Schuld daran trug.
    Um sich innerlich zu wappnen, dachte Ben daran, dass noch immer die Chance bestand, dass die Leiche, die er sich gleich anschauen würde, nicht Satoshis war. Auch sagte er sich, dass nichts dagegen sprach, dass er mit den Problemen und Risiken fertig werden würde, sollte Satoshi tatsächlich tot sein. Das Wissen um eine Situation half einem immer am besten weiter. Es war immer das Nichtwissen, durch das Fehler verursacht wurden. Sollte Satoshi wirklich tot sein, war es am besten, Ben wusste es vor allen anderen. Und wenn er aufgrund einer natürlichen Todesursache gestorben war, hätte sein Ableben vielleicht gar keine Folgen.
    Etwas zuversichtlicher als noch vor ein paar Augenblicken zog Ben einen Flügel der Doppeltür des Eingangs auf und betrat das

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