Montgomery & Stapleton 10 - Testphase
sie im Zimmer umgab, drang das unverständliche Gemurmel der Stimmen aus dem Eingangsbereich.
»Sein Name ist Satoshi Machita«, sagte Ben schließlich und sah noch immer von einem grell ausgeleuchteten Foto zum nächsten. Er hätte nicht gedacht, dass er sich so unglücklich anhören würde, und nahm an, dass es für Rebecca ein Ausdruck seiner Trauer war. Jetzt geht es los, fügte Ben im Stillen hinzu. Da wurde ihm mit einem Mal klar, dass es nicht besonders gut war oder – realistisch gesehen – total unangemessen, Gefühle zu zeigen. Er sah Rebecca an. »Ich dachte, ich würde mir eine Leiche ansehen müssen wie im Film.«
»Nein«, sagte Rebecca nur. »Wir benutzen seit Jahren Fotos. Bevor es Digitalkameras gab, haben wir mit Sofortbildkameras gearbeitet. Auf diese Art ist es für die meisten Menschen leichter, besonders für Familienmitglieder, oder eben auch, wenn die Gesichter der Toten verunstaltet sind. Nur wenn jemand darauf besteht, lassen wir ihn den Leichnam ansehen. Möchten Sie sich den Toten lieber direkt anschauen? Würde es Ihnen dabei helfen, ihn mit Sicherheit zu identifizieren?«
»Nein«, sagte Ben. »Das ist ganz eindeutig Satoshi Machita. Dazu muss ich mir die Leiche nicht ansehen.« Ben wollte eben aufstehen, als Rebecca ihm mit der sanftesten Berührung, die je von einer Amtsperson kam, ihre Hand auf den Arm legte.
»Ich fürchte, das ist noch nicht alles«, sagte sie. »Aber zuerst möchte ich Sie etwas fragen. Die Gerichtsmedizinerin, die für diesen Fall zuständig ist, befindet sich noch im OCME. Als ich ihr erzählt habe, dass Sie zu einer möglichen Identifizierung herkommen würden, hat sie mich gefragt, ob sie Sie treffen könnte, um Ihnen ein paar Fragen zu stellen, sofern Sie den Toten kennen.«
Bens erste Reaktion war Ablehnung. Das Letzte, was er jetzt wollte, war im OCME festzustecken, da er bereits dazu verpflichtet war, Detective Janows Fragen zu beantworten. Dorthin wollte er jetzt auch und die Sache hinter sich bringen, um dann zu ungefähr der Uhrzeit zu Hause anzukommen, die er seiner Frau telefonisch genannt hatte, als er sie nach seinem Besuch im Krankenhaus angerufen hatte. Aber dann überlegte er es sich noch einmal. Vielleicht war es gut, bei einem Auftrag hängen zu bleiben, zu dem ihn der Detective geschickt hatte. Und vielleicht half ihm sein verlängerter Aufenthalt im OCME dabei, sich um seinen Besuch beim Detective am Abend zu drücken. Er wäre lieber ausgeruht, wenn er das nächste Mal auf den Detective traf. Außerdem war er neugierig, woran Satoshi gestorben war, und ein Treffen mit der zuständigen Gerichtsmedizinerin schien eine aussichtsreiche Möglichkeit zu sein, Einzelheiten zu erfahren.
»Ich könnte sie schnell anrufen und fragen, ob sie gleich zu uns kommen kann. Wir können die restliche Abwicklung erledigen, während sie auf dem Weg zu uns ist. Wenn Sie damit einverstanden sind, dann rufe ich sie jetzt an, damit sie das Gebäude nicht verlässt.«
»In Ordnung«, sagte Ben. »Solange das Gespräch jetzt gleich stattfinden kann und mich nicht deutlich länger aufhält. Ich habe heute Abend noch ein weiteres Gespräch draußen in New Jersey.«
Rebecca befürchtete, er würde seine Entscheidung revidieren, und rief sofort in Lauries Büro an. Als Laurie hörte, wer sie anrief, versuchte sie Rebecca abzuwimmeln, indem sie sagte: »Ich bin noch in einer Besprechung, aber gleich fertig. Kann ich Sie in ein paar Minuten zurückrufen?«
»Das geht nicht. Der Herr, über den wir vorhin gesprochen haben, muss wieder weg zu einem Termin nach New Jersey, und ich habe bereits eine Menge seiner Zeit in Anspruch genommen. Er ist extra hergekommen, um zu helfen, den Toten zu identifizieren – was er auch getan hat. Wir wissen jetzt, wer er ist.«
»Wunderbar!«, rief Laurie. »Moment!«
Rebecca konnte Laurie reden hören, verstand aber nicht, was gesagt wurde.
Dann war Laurie zurück in der Leitung. »Wir sind sofort unten!«, sagte sie hastig und beendete abrupt das Gespräch.
Rebecca starrte einen Moment das Telefon an, als ob sie so herausfinden könnte, wen Laurie mit wir gemeint hat. Sie wandte sich zu Ben, nachdem sie aufgelegt hatte. »Sie kommt.«
»Das habe ich gehört.«
»Also lassen Sie uns schnell weitermachen. Ich möchte, dass Sie auf ein paar dieser Fotos ›Das ist Satoshi Machita‹ schreiben und Ihre Unterschrift darunter setzen.«
»Gut«, sagte Ben.
»Kennen Sie Satoshis letzte Anschrift?«
»Ja, aber nicht seine
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