Montgomery & Stapleton 10 - Testphase
glänzenden Sharkskin-Anzug, hatte zu Stacheln gegeltes Haar und trug trotz völligen Fehlens von Sonnenschein eine getönte Brille. Noch markanter war allerdings, dass ihm an der Hand, mit der er das Foto hielt, das letzte Glied des kleinen Fingers fehlte. Wie die meisten Japaner wusste auch Satoshi, dass Mitgliedern der Yakuza, die ihrem Boss, dem Oyabun, gegenüber Reue bekunden mussten, als Buße auferlegt wurde, sich selbst das letzte Stück des kleinen Fingers der linken Hand abzuschneiden.
In der nächsten Sekunde verschärfte sich die Situation beträchtlich, als Satoshi klar wurde, dass es nicht nur einen Mann gab, sondern zwei, und dass der Erste jetzt in Satoshis Richtung zeigte, während der Zweite in offenkundiger Zustimmung nickte.
Satoshi bekam Angst, dass die Männer die Straße überqueren und zu ihm kommen würden, also gab er die Suche nach einem Taxi auf, drehte sich auf dem Absatz um und machte sich sofort mit schnellem Schritt in nördliche Richtung zum Central Park auf, wobei er sich durch die Menge der Fußgänger auf dem Bürgersteig hindurchschlängelte. Obwohl die Yakuza der Yamaguchi-gumi ihm gerade erst geholfen hatten, indem sie ihm und seiner Familie die Flucht aus Japan ermöglicht hatten und aufgrund der Vermittlung von Ben Corey und iPS USA für sie eine Unterkunft gefunden hatten, hatte er diese beiden Männer noch nie gesehen und nahm an, sie gehörten einer anderen Yakuza-Familie an. Er hatte keine Ahnung, warum eine andere Yakuza-Organisation mit ihm sprechen wollte, hatte andererseits auch kein Interesse, den Grund herauszufinden. Wenn es um ihn ging, konnte es sich um nichts Gutes handeln.
Als er die 58. Straße erreichte, wurde er durch die Ampelschaltung ermutigt, die Fifth Avenue hochzulaufen und nicht darauf zu warten, dass er die 59. Straße überqueren konnte. Während er das tat, erlaubte er sich einen Blick nach links, um zu sehen, ob er die fraglichen Männer in der Menge entdecken konnte. Er blieb zwar nicht stehen, um sie zu suchen, konnte sie aber nirgendwo sehen, so dass die Hoffnung in ihm aufkam, dass der Vorfall nur seiner überaktiven Vorstellungskraft entsprungen war. Er ging leichteren Schrittes weiter, duckte sich unter den blattlosen Ästen eines niedrigen Baumes hindurch, der in dem kleinen Park vor dem Plaza Hotel stand, und lief rasch unter den Blicken der nackten Bronzeskulptur entlang, die Pomona darstellte, die sich für alle Ewigkeiten in ihrem Brunnen waschen würde.
Als Satoshi gerade um die nordöstliche Ecke des Plaza Hotels biegen wollte, um westlich auf der 59. Straße weiterzulaufen, warf er einen Blick zurück über die Schulter. Was er sah, ließ ihn nach Luft schnappen. Dieselben zwei Männer, die er vorhin schon gesehen hatte, liefen um den Brunnen herum und folgten ihm, während sie sich mit zwei weiteren Männern in einem schwarzen SUV unterhielten, der in falscher Richtung auf der Straße vor dem Hotel entlangkroch. Die beiden Japaner bemerkten, dass Satoshi sie entdeckt hatte und reagierten darauf, indem sie ihr Tempo zu einem Trab beschleunigten und die Unterhaltung beendeten.
Satoshi fiel ebenfalls in eine schnellere Gangart, da er nun sicher war, dass er verfolgt wurde und die Yakuza-Typen vor dem Gebäude, in dem iPS USA untergebracht war, auf ihn gewartet haben mussten. Er hatte überhaupt keine Ahnung, wer sie waren und was sie wollten. Ben hatte mit den Yamaguchi für Satoshis Aus-und Einreise zu tun gehabt. Dennoch musste diese Verfolgung mit seinem plötzlichen Wechsel von Japan in die Vereinigten Staaten in Verbindung stehen.
Noch immer klammerte sich Satoshis eine Hand um die Sporttasche, die andere um seine Jackenaufschläge. So sprintete er weiter durch die Menschenmenge, nicht wirklich wissend, was er tun sollte. Der immer überlaufene, komplizierte U-Bahnhof Columbus Circle, in dem viele Linien zusammenliefen, schien eine entfernte Oase zu sein, die ihm Sicherheit bot. Aber wie sollte er dorthin gelangen, ohne vorher von den Männern eingeholt zu werden, die ihn verfolgten? Er war sich angsterfüllt sicher, dass jeden Moment die nach Yakuza aussehenden Männer an seiner Seite auftauchen würden.
Die Rettung tat sich in der nächsten Sekunde auf, als ein Taxi an den Bordstein fuhr und einen Passagier aus seinem Inneren entließ. Ohne das kleinste Zögern schoss Satoshi durch die anderen Fußgänger hindurch und sprang in das Taxi, bevor der andere Fahrgast auch nur die Tür schließen konnte. Atemlos stieß er
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