Montgomery & Stapleton 10 - Testphase
Ort einsetzen. Wir sind überall auf der Welt im Einsatz und kümmern uns ausschließlich um Entführungen. Ich komme gerade aus Rio zurück, und Colt hatte bis gestern einen Job in Mexiko City.«
»Sie waren beim Militär?«, wollte Jack wissen.
»Sie haben’s erraten«, sagte Grover lächelnd. »Ich war bei der SAS, einer Spezialeinheit der britischen Armee, und Colt ist ein ehemaliger Navy SEAL. Ins zivile Leben zurückzukehren ist für Männer wie uns mit unserer Spezialausbildung nicht einfach, und diese neue Aufgabe ist wie maßgeschneidert für uns. Im Sessel zu sitzen, eine Pfeife zu rauchen und Wiederholungen von Gameshows anzusehen, ist für uns alle keine echte Option. Wir lieben unsere Arbeit.«
»Erzählen Sie ihnen, was Sie mir gesagt haben«, sagte Lou. »Warum Sie besonders geeignet sind, ihnen in dieser Situation zu helfen.«
»Ihr Fall wurde uns skizziert, wobei uns einige Dinge sofort auffielen. Als Erstes hat die New Yorker Polizei, wie alle anderen Polizeieinheiten in den USA, nur begrenzt Erfahrungen mit den Ermittlungsarbeiten bei einer Entführung. Bei uns ist es das Gegenteil. Entführungen sind das Einzige, womit wir uns beschäftigen, und da diese Art von Verbrechen weltweit immer mehr zunimmt, sind die Entführungen ausgefeilter geworden, sowohl was die Durchführung betrifft, als auch wie wir Profis darauf reagieren.
Zweitens: Unsere Motivation ist eine ganz andere als die der Behörden. Die Behörden haben in Wirklichkeit Ziele, die in Konflikt miteinander stehen. Natürlich wollen sie Ihr Kind retten, aber das ist nur eines ihrer Anliegen. Genauso wichtig ist es für sie, die Täter zu fassen, und ich sage absichtlich ›die Täter‹, weil Kidnapping in heutigen Zeiten ein Mannschaftssport geworden ist. Die Behörden setzen häufig genauso viel Eifer in die Ergreifung der Täter wie in die Befreiung des Opfers. Mit anderen Worten: Ausschlaggebend sind für die Polizei und das FBI die politischen Konsequenzen. Was gelegentlich erschwerend dazukommt, ist der Konkurrenzkampf der Behörden untereinander, der den Ausgang einer solchen Situation nicht unbedingt positiv bestimmt.
Keiner dieser Punkte trifft auf uns zu. Ihr Kind sicher nach Hause zurückzubringen ist unser einziges Ziel und Anliegen. Uns sind die Täter egal. Uns kümmert es nicht, ob sie gefasst werden, genauso wenig kümmert es uns, ob sie verurteilt werden. Wenn das passiert, umso besser, aber wir arbeiten nicht darauf hin, so wie die Polizei und das FBI es tun. Soweit es Ihren Sohn betrifft, sind wir der Polizei und dem FBI einen Schritt voraus, denn wir kümmern uns nicht um Durchsuchungsbefehle oder Abhörvorrichtungen, wir scheren uns nicht um die Miranda-Rechte potenzieller Verdächtiger, die wir gelegentlich etwas grob behandeln. Wenn wir Informationen brauchen, besorgen wir sie uns, um es mal so auszudrücken …«
»Also eine Art Selbstjustiz?«, fragte Laurie.
»Nicht im Geringsten«, sagte Collins. »Unser einziges Ziel ist es, Ihr Kind in Sicherheit zu bringen, und das so schnell wie möglich. Das ist unsere Mission. Wenn ein Entführer dabei verletzt wird, ist das sein Problem, nicht unseres, aber es ist nicht unsere Sache, jemanden zu bestrafen.«
»Bisher haben Sie nur Allgemeines erklärt, Grover«, beschwerte sich Lou. »Kommen Sie zu den Details. Sagen Sie ihnen, warum Sie speziell für diesen Fall die Richtigen sind!«
»Detective Soldano war sehr offen zu uns«, fuhr Grover fort, »und hat uns Einblick in die Akte des Real Time Crime Centers gewährt. Außerdem haben wir den Drohbrief gelesen, den Sie erhalten und ignoriert haben.«
»Ich hatte meine Gründe«, sagte Laurie verlegen.
»Ich kann verstehen, warum Sie ihn ignoriert haben«, sagte Grover. »Seien Sie also nicht zu hart zu sich selbst. Der Brief ging an Sie, nicht an Ihren Sohn. Aber die Kombination aus Entführung und Brief ist für uns der Hinweis darauf, dass dieser Fall schnellstmöglich bearbeitet werden muss, um jede weitere Gefahr von Ihrem Kind abzuwenden. Das ist der Ansatz, mit dem wir an diesen Fall herangehen, wenn Sie uns den Auftrag erteilen. Wir wissen, wie die Polizei arbeitet und gehen ganz stark davon aus, dass sie den konservativen Weg wählen und darauf warten wird, dass die Entführer sich melden und die Verhandlungen beginnen, wie es bereits geschehen ist. Diese passive Herangehensweise ist altbewährt, aber in dieser Situation nicht angemessen. Wir sind überzeugt, dass man sich hier proaktiv verhalten und
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