Montgomery & Stapleton 10 - Testphase
Täter befindet. In vielerlei Hinsicht ist der Umgang mit einem Kind logistisch einfacher als der mit einem Erwachsenen. Bei Erwachsenen müssen jede Menge Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden, damit sie nicht herausfinden, wo sie gefangen gehalten werden, oder damit sie ihre Entführer niemals sehen, es sei denn, der Gefangene soll sowieso nie wieder freigelassen werden. Aber das Töten des Opfers macht es unmöglich, etwas im Gegenzug für die Freilassung zu verlangen, da es inzwischen ausgeklügelte Strategien gibt, Lebenszeichen zu erfragen, die im Prozess des Austausches eingesetzt werden.«
»Okay«, sagte Jack. »Ich verstehe das alles, aber was schlagen Sie vor, wie man herausfinden kann, wo unser Kind festgehalten wird? Das scheint mir unmöglich zu sein.«
»Häufig ist es schwierig, manchmal sogar unmöglich«, stimmte Grover ihm zu. »Aber es gibt außergewöhnliche Situationen, die uns dabei helfen können, und diese finden wir auch in diesem Fall. Zuerst einmal besteht die berechtigte Annahme, dass Vinnie Amendola uns einige wichtige Informationen dazu liefern kann, wer die Entführer sind. Aber wir sollten nicht darauf warten, obwohl wir uns dahinterklemmen werden. Nein, der einzigartige Umstand ist, dass Sie in einer Stadt mit echten Nachbarschaftsbeziehungen leben. Leute, die nicht aus New York stammen, würden dies wahrscheinlich nicht verstehen, weil sie New York als massive, unpersönliche Stadt wahrnehmen. Während wir darauf gewartet haben, mit Ihnen und Ihrer Frau zu sprechen, hatte ich das Vergnügen, mich mit Ihrem Freund hier, Warren Wilson, zu unterhalten, der sich große Sorgen um Ihr Kind macht und gerne helfen möchte.«
Grover machte eine Geste in Richtung Warren, der zur Bestätigung mit dem Kopf nickte.
Grover fuhr fort: »Er hat mir erzählt, dass Sie und Ihre Frau respektierte und allgemein beliebte Mitglieder dieser Nachbarschaft sind. Einer Nachbarschaft, die eng gestrickt ist, und das seit fast zwanzig Jahren. Er hat außerdem Ihre Großzügigkeit erwähnt, mit der Sie sich um den Spielplatz gegenüber gekümmert haben, und er hat über junge Männer gesprochen, die die Schule beendet haben und aufs College gegangen sind – weil Sie sie dazu gebracht haben. Das sind wunderschöne Geschichten, die nicht vergessen sind, und jetzt werden Sie dafür eine Belohnung erhalten.«
»Wie das?«, fragte Jack.
»Eine Sache, die wir bei CRT über die Jahre bei der Bearbeitung von Aberhunderten von Entführungsfällen gelernt haben, ist, dass die Kidnapper häufig die Familien der Opfer beschatten, hauptsächlich, um sicherzugehen, dass die Familien sich an die Bedingungen der Verbrecher halten. Eine Forderung, die ausnahmslos dazu gehört, ist, dass man die Polizei aus der Sache heraushalten soll. Das können sie aber nur überprüfen, indem sie beobachten, ob die Polizei oder das FBI im Haus der Familie ein-und ausgeht. Wenn sie das bemerken, wird es das Thema des nächsten Anrufs sein, zusammen mit einer Drohung, dass dem Opfer dies und das angetan werden wird.
Wenn wir mit unserer Annahme richtigliegen, dass diese spezielle Entführung nicht in erster Linie auf eine Lösegeldzahlung zielt, sondern Sie von Ihrer Arbeit abbringen soll, dann ist es noch viel wahrscheinlicher, dass sie einen Wachposten auf der Lauer liegen haben, zumindest tagsüber.«
»Sie haben also vor, diesen Wachposten zu schnappen? Ist das Ihr Plan?«
»Haargenau. Und das funktioniert, wie wir bestimmt schon ein halbes Dutzend Mal bewiesen haben – zweimal davon in Sao Paulo in Brasilien –, weil Sie in einer stabilen, kleinen Nachbarschaft leben, in der den Bewohnern schnell auffällt, wenn Leute herumhängen, die nicht hierhergehören. Warren hat angeboten, das zu übernehmen und fängt morgen früh damit an. Er hat uns versichert, dass dies eine ziemlich eng zusammenstehende Gemeinschaft ist, die Erfahrungen damit gemacht hat, Fremde zu erkennen, um die Bandenkriminalität möglichst gering zu halten.«
Jack sah zu Warren, der wieder nickte.
»Und wenn Sie den sogenannten Wachposten geschnappt haben, was machen Sie dann?«, wollte Jack wissen.
»Das sollten Sie lieber nicht fragen«, empfahl Grover. »Zuerst müssen wir sicherstellen, dass die Person tatsächlich der Beobachtungsposten ist. Dann fragen wir ihn oder sie, wo das Opfer festgehalten wird. Wie ich vorhin schon sagte, sind unsere Hände dabei nicht an gesetzliche Regeln gebunden. Unser einziges Interesse besteht darin, das Opfer zu finden
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