Montgomery & Stapleton 10 - Testphase
Hand weg. Dann rief er hinter ihm her: »Und sag John Franco, die Pasta muss al dente sein, oder ich schick alles wieder zurück!«
Louie wandte sich wieder seinen Gästen zu und sah Carlo direkt an. »Also, hast du die Karten dabei oder nicht?«
Carlo zog ein neues Kartenspiel heraus, brach das Siegel und legte den Stapel genau vor Louie ab, wobei er die ganze Zeit mit sich selbst haderte, ob er die Sache mit den verrückten Yakuza-Typen und was gestern Abend geschehen war, jetzt oder doch besser später berichten sollte, egal, was der Münzwurf entschieden hatte. Wie Brennan ihm schon gesagt hatte, war auch Carlo sicher, dass Louie an die Decke gehen würde, weil er in den letzten Jahren sehr drauf geachtet hatte, dass Gewaltanwendungen – und das bedeutete: Mord – gegenüber den anderen Gruppierungen, ob nun die asiatischen, die hispanischen, die russischen oder die amerikanischen, zu umgehen seien. Diese Führungsschiene hatte sich hervorragend bewährt, und jeder profitierte davon, sogar in den augenblicklich schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen. Seine Überzeugung war es, dass der Verzicht aufs Töten einem die Polizei vom Hals hielt, und man konnte in aller Ruhe dem Glücksspiel und Drogenhandel nachgehen, besonders dem Drogenhandel. Da die Polizei nun nicht mehr mitmischte, konnte Louie sogar die Zusammenarbeit mit der japanischen Yakuza-Familie der Aizukotetsu-kai eingehen, die von Hideki Shimoda angeführt wurde, der sich selbst Saiko-komon nannte, was Louie als gleichbedeutend mit seinem Titel Capo interpretierte. Diese Verbindung brachte Louie einen nie erschöpfenden Vorrat an ›Ice‹, wie die synthetische Droge auch genannt wurde, und den Zugang zu Japanern, die gerne mit hohem Einsatz spielten. Die Geschäfte waren in einem solchen Maß angewachsen, dass sie einen großen Teil der Einnahmen der Vaccarro-Familie ausmachten. Natürlich hatte Louies Hauptrivale, die Lucia-Familie, davon Wind bekommen und ihrerseits eine Yakuza-Organisation, die Yamaguchi-gumi, aufgetan, um eine ähnliche Geschäftsverbindung zu beginnen. Nun standen sie im direkten Konkurrenzkampf. Eine Situation, die in früheren Zeiten unweigerlich zu einem Revierkampf geführt hätte. Aber nicht unter Louies Herrschaft. Im Gegenteil, er sah die Situation eher als Plus denn als Minus an, da dadurch die Nachfrage verstärkt wurde. Ice war dabei, in New York eine ungemein populäre Freizeitdroge zu werden, ein Umstand, der dabei half, Vinnie Dominick von der Lucia-Familie davon zu überzeugen, dass es mehr als genug Platz für beide Organisationen auf diesem Markt gab.
Während Louie die erste Runde Karten austeilte, stieß Carlo auf einmal auf ein überzeugendes Motiv, ihm die schlechten Nachrichten jetzt gleich beizubringen. Wenn er es umgehend tat, konnte Louie nämlich nicht ihm die Schuld daran geben, weil er ihn schließlich dazu abkommandiert hatte, den Yakuza-Jungs zu helfen. Würde er aus Feigheit mit den Neuigkeiten hinter dem Berg halten, standen die Chancen dafür, dass Louie ihm die Verantwortung zuschieben würde, zu hoch, zumindest für die Morde, was die üble Situation noch verschlimmern würde. Carlo wusste, dass es nicht spaßig war, in Louies Nähe zu sein, wenn er wütend war, aber es war bei weitem schlimmer, wenn er wütend auf Carlo war.
»Gestern Nachmittag, als du uns losgeschickt hast, um den Typen von den Aizukotetsu-kai zu helfen, verlief die Sache …« Carlo stockte und überlegte, welche die sanfteste Methode wäre, diesen Punkt zur Sprache zu bringen, aber ihm fielen nicht die richtigen Worte ein, bis er auf einmal auf das Wort »verquer« stieß. Er hatte dieses Wort in seinem ganzen Leben wahrscheinlich noch nicht verwendet und fragte sich, woher er es nur hatte, als er es aussprach.
Louie hörte auf, seine Karten zu sortieren, ließ sie langsam sinken und starrte Carlo an. »›Verquer‹?«, fragte er mit aufrichtiger Verwirrung. »Was meinst du damit?«
»Irgendwie unerwartet«, erklärte Carlo.
»Unerwartet ist genauso verwirrend wie ›verquer‹ … Unerwartet gut oder unerwartet schlecht?«
»Ich muss leider sagen: schlecht.«
Louie sah Brennan an, als ob dieser Carlos Wortwahl erklären könnte. Da Brennan sich weigerte, ihm in die Augen zu schauen, sagte Louie: »Okay, Männer, ich glaube, ihr solltet mir besser erzählen, was zum Teufel gestern passiert ist!«
»Wir sind uns nicht ganz sicher, was den ersten Teil angeht, aber den zweiten Teil kennen wir gut
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