Montgomery & Stapleton 10 - Testphase
abgeschlossen abzuzeichnen?«
»Nein, überhaupt keine. Wenn ich in der Richtung tätig würde, wäre es dasselbe wie mit einer Bestechung. Es würde ihren Eifer nur noch steigern. Momentan ist es nur eine spezielle Herausforderung in eigener Sache. Wenn sie aber vermutet, dass eine kriminelle Handlung dahintersteckt, wird sie das in einen Spürhund verwandeln, der die Fährte aufnimmt. Ich weiß das, weil es schon einige Fälle gegeben hat, bei denen sie allein Meinung A vertrat, auch wenn alle anderen Meinung B waren, und am Ende hatte sie recht. Im Übrigen möchte ich mit Ihnen nichts zu tun haben. Tut mir leid, aber so ist es! Ich werde niemandem irgendetwas sagen, also nicht, dass ihr hier gewesen seid oder etwas in der Richtung.«
Brennan, der das ganze Gespräch mitgehört hatte, machte Carlo ein Zeichen, ihm das Telefon zu geben. Carlo reichte es ihm mit einem Achselzucken.
»Hier ist Brennan. Hören Sie! Wie wär’s denn, wenn Sie einen anonymen Brief schreiben würden, dass es einige unangenehme Leute gibt, die wollen, dass der Fall des U-Bahnhof-Toten sofort abgeschlossen werden soll, weil es sich um einen Versicherungsfall handelt.«
»Wie kann es ein Versicherungsfall sein, wenn die Person noch gar nicht identifiziert worden ist?«
»Schlauer Einwand!«, gab Brennan zu. »Gut, die Sache mit der Versicherung können wir also vergessen. Schreiben Sie einfach nur so, dass ihr klar wird, dass sie in großen Schwierigkeiten stecken wird, wenn sie die Angelegenheit nicht so belässt, wie sie jetzt ist. Und sorgen Sie dafür, dass sie begreift, wie ernst die Situation ist.«
»Dann würde sie den Brief der Polizei übergeben, und die würde wissen, dass etwas nicht stimmt. Ich will euch bestimmt nicht sagen, wie ihr euren Job zu machen habt, aber ich bin der festen Überzeugung, dass, egal was ihr macht, es nur die Aufmerksamkeit auf den Toten lenken wird und dadurch die Chancen erhöhen, dass Dr. Montgomery-Stapleton sich den Fall mit neuerwachtem Misstrauen genau ansehen wird.«
»Sie könnten in Ihren Brief einfließen lassen, dass sie leiden wird, wenn sie darüber mit der Polizei oder irgendjemandem spricht. Ich meine, was würde ich tun, wenn ich ein Arzt wäre und eine Nachricht bekäme, in der mir Schmerzen angedroht werden, wenn ich den Fall, den ich unter natürlicher Todesursache am Laufen habe, nicht mit genau diesem Ergebnis abschließe? Dann würde ich ihn abschließen, ohne mit der Wimper zu zucken. Warum sollte ich unter diesen Umständen ein Risiko eingehen?«
»Das ist Ihre Einstellung, nicht die von Laurie Montgomery-Stapleton.«
»Wartet mal«, warf Brennan ein. Er sah Carlo an. »Was soll ich sagen? Ich habe die Ahnung, dass Louie genau so einen Drohbrief im Sinn hatte, als er uns hergeschickt hat. Er hat das doch praktisch so gesagt. Ich meine, wie sonst könnte Vinnie ›eine Drohung überbringen‹?«
»Ich glaube, du hast recht«, sagte Carlo. »Außerdem ist sie gerade aus dem Erziehungsurlaub zurückgekehrt. Hat Vinnie das nicht vorhin erzählt, oder denk ich mir das aus?«
Brennan hielt das Telefon wieder an sein Ohr und fragte Vinnie.
»Ja«, bestätigte Vinnie. »Heute ist ihr erster Tag nach der Pause, und das ist auch ein Grund für ihr ausgeprägtes Interesse an diesem Fall.«
»Frauen, die ein Kind bekommen haben, verändern sich«, sagte Carlo. »Ich weiß das, meine Frau hat zwei Kinder. Der Mutterinstinkt übernimmt die Herrschaft, und sie würden alles tun, um ihre Kinder zu beschützen.«
»Haben Sie das gehört?«, fragte Brennan.
»Ich hab’s gehört«, antwortete Vinnie. Seine Besorgnis darüber, mit diesen Leuten zu tun zu haben, steigerte sich ständig.
»Also setzen Sie einen Brief an sie auf, in denen Sie ernsthafte Konsequenzen für sie und ihre Familie ankündigen für den Fall, dass sie nicht mitspielt! Und legen Sie Betonung auf das Wort Familie! Und machen Sie ihr ebenso klar, dass dieselben Konsequenzen auf sie warten, wenn sie irgendjemandem von dem Brief erzählt, besonders der Polizei! Das Ganze muss nicht so lang wie Krieg und Frieden werden. Im Grunde ist es wichtiger, dass die Nachricht deutlich ist – die Länge ist völlig egal.«
»Sie haben vorhin doch gesagt, ich müsste überhaupt nichts tun, und alles, was Sie wollten, wäre, ein paar Fragen zu stellen.«
»Sie wollen uns doch jetzt nicht etwa Ärger machen, oder?«, fragte Brennan und senkte seine Stimme. »Um die Wahrheit zu sagen, sind wir gerade jetzt auf dem Weg zu Ihrem
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