Montgomery & Stapleton 10 - Testphase
raus und zur Annahmerampe, wo die Garagentore sind. Dort treffe ich Sie.« Vinnie gestikulierte in Richtung Vordereingang, als könnte Brennan vergessen haben, wo es zur Straße ging. »Ich bin in zwei Minuten da!«
Mit dem Gefühl, hinausgeschmissen worden zu sein, verließ Brennan das Gebäude und ging zurück zu Carlos Auto. Er öffnete die Beifahrertür und beugte sich in den Wagen.
»Und?«, fragte Carlo.
»Er hat großes Nervenflattern nach seinem letzten Geschäft mit Paulie. Er sagt, er hätte dabei beinahe seinen Job verloren.«
»Er will nicht mit uns reden?«
»Er behauptet, er könne das Gebäude während der Arbeitszeit nicht verlassen, aber er will uns draußen auf der Straße treffen«, sagte Brennan und zeigte die 30. Straße runter.
»Herrgott noch mal«, schimpfte Carlo und kletterte aus dem Auto. Er ließ die Warnblinker an.
Sie umrundeten das Gebäude und gingen die 30. Straße hinunter, als sie sahen, wie Vinnie zwischen einer Kolonne weißer Transporter auftauchte. »Wenigstens müssen wir nicht hineingehen«, sagte Carlo und zog den Reißverschluss seines Mantels hoch.
Brennan stellte Carlo vor. Vinnie war so nervös, dass er ständig über seine Schulter sah, ob irgendjemand sie sah.
Vinnies Vermutung bezüglich Brennans Aufgabengebiet wurde durch Carlos Aufzug bestätigt, besonders durch das graue Seidenjackett über dem schwarzen Rollkragenpullover und die goldenen Ketten. So waren schon zu seinen Kinderzeiten die Mafiosi bekleidet gewesen.
»Also hört zu«, sagte Vinnie. »Wir haben nur wenig Zeit, ich bin immer noch im Dienst. Was wollt ihr von mir wissen?«
»Du weißt, dass wir im Namen von Paulie Cerino hier sind?«, betonte Carlo.
»Ihr Freund sagte es bereits.«
»Er wollte, dass ich Sie daran erinnere, was er für Ihren Vater getan hat.«
»Sie können Mr. Cerino sagen, dass ich nie vergessen werde, was er für meinen Vater getan hat. Aber Sie können ihn auch daran erinnern, was ich für ihn getan habe, als ich das letzte Mal von ihm gehört habe, und dass ich hoffe, dass wir dadurch mehr oder weniger quitt sind!«
»Das werde ich ihm sagen«, knurrte Carlo, der sofort über Vinnies Unverfrorenheit beleidigt war. »Allerdings entscheidet der Capo, wann eine Schuld beglichen ist, nicht der Schuldner.«
Vinnie holte tief Luft, um sich zu beruhigen. Das Letzte, was er wollte, war ein Streit mit diesen Typen. »Bitte stellen Sie mir nun Ihre Fragen.«
Einen Moment lang starrte Carlo Vinnie an und musste an sich halten, um ihm keinen Schlag zu verpassen. »Ihr habt hier in der Gerichtsmedizin eine Leiche, die irgendwann gestern Abend eingeliefert wurde. Ein Japaner, der auf einem Bahnsteig am U-Bahnhof Columbus Circle zusammengebrochen ist.«
»Ich kenne den Fall«, antwortete Vinnie. Als einer der dienstältesten Assistenten war er stolz darauf, dass er so ziemlich über alles Bescheid wusste, was im OCME geschah. »Was wollen Sie darüber wissen?«
»Wer ist der Leichenbeschauer, der sich um ihn kümmert?«
»Wir haben keine Leichenbeschauer«, erwiderte Vinnie in einem leicht arroganten Ton. »Wir haben ausgebildete Gerichtsmediziner, die alle studiert haben und nicht einfach nur Beamte sind.«
»Was auch immer«, blaffte Carlo gereizt zurück. Ihm ging Vinnies Verhalten immer mehr auf die Nerven, aber er ließ es ihm wieder durchgehen. »Wer ist für den Fall zuständig?«
»Dr. Southgate war dafür eingeteilt«, fing Vinnie an.
Bei der Erwähnung von Dr. Southgate entspannte sich Carlo sofort. Es war immer angenehmer, gute Nachrichten zu überbringen, besonders, wenn sie weniger Arbeit bedeuteten, und das nahm Carlo in diesem Fall gleich an. Unglückseligerweise verflog die Entspannung sofort, als Vinnie fortfuhr: »Aber Dr. Southgate wurde krank, und Dr. Laurie Montgomery übernahm den Fall.«
Carlo verstand es nicht sofort und hakte nach: »Wie war das?«
»Dr. Southgate war zuerst für den Fall eingeteilt, wurde dann aber krank und Dr. Laurie Montgomery – oder Dr. Laurie Montgomery-Stapleton, wie ihr Name jetzt lautet – übernahm ihn. Warum fragen Sie?«
»Warum haben sie gewechselt?«, fragte Carlo und ignorierte Vinnies Frage.
»Hab ich doch gesagt: Dr. Southgate wurde krank. Er ging nach Hause.«
»Scheiße!«, sagte Carlo, der versuchte, sein Gehirn auf diese neue Situation einzustellen.
»Wie lautete die Diagnose?«, fragte Brennan, da Carlo vorübergehend seine Sprache verloren zu haben schien.
»Bislang liegt keine vor«, sagte Vinnie. Er
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