Montgomery & Stapleton 10 - Testphase
vorbeigerannt und machten abrupt halt. Yoshiaki war zum Ende des Piers gelaufen und dort stehen geblieben.
»Wir dürfen ihn nicht entwischen lassen«, sagte Carlo atemlos.
»Das brauchst du mir nicht zu sagen«, schnaufte Brennan, ähnlich außer Atem.
»Was macht er da?«
»Sieht aus, als ob er seine Schuhe auszieht.«
»Oh Scheiße!«, sagte Brennan. »Er wird doch nicht schwimmen wollen, oder?«
»Ich glaube, schon. Er zieht seine verdammten Klamotten aus.«
»Los, renn hin und erschieß ihn, bevor er abhaut!«
»Teufel auch, das mach ich nicht«, sagte Brennan. »Er hat bestimmt eine Waffe. Lauf du doch zu ihm!«
Die beiden Männer standen da und sahen ihm zu. Es sah so aus, als ob Yoshiaki seine Bekleidung zu einem ordentlichen Haufen zusammenlegte. Im nächsten Moment war er verschwunden.
Ohne ein Wort zu wechseln, rasten Carlo und Brennan, jeder mit einer Taschenlampe und einer Pistole bewaffnet, zum Ende des Piers. Als sie näher kamen, verlangsamten sie ihr Tempo aus Angst, es könnte ein Trick sein, um sie heranzulocken. Mit zögernden Schritten bewegten sie sich vorwärts und hielten ihre Pistolen schussbereit vor sich.
Brennan hörte als Erster das klatschende Geräusch und rief: »Er ist im Wasser«!, rannte vorwärts, am Kleiderhaufen vorbei, der ordentlich auf den Schuhen lag. Die Schuhe waren exakt parallel zum Pierrand ausgerichtet.
Brennan lief weiter zum äußersten Ende des Piers. Er konnte gerade noch Yoshiaki ausmachen, der patschend davonschwamm, wobei er einen ungelenken Schwimmstil hatte, bei dem er den Kopf über Wasser hielt und ihn bei jedem Armzug hin-und herwarf. Brennan richtete den Strahl seiner Taschenlampe auf ihn, als Carlo sich neben ihn stellte. Beide Männer zielten mit ihren Automatikwaffen auf Yoshiaki und leerten dabei ihre Magazine. Als das Geräusch des letzten Schusses verklungen war und auch dessen Widerhall, der von den benachbarten Gebäuden und Piers zurückgeworfen wurde, starrten Carlo und Brennan auf die Stelle, wo nur Augenblicke zuvor Yoshiaki verzweifelt aufs Wasser gedroschen hatte, um nach Manhattan zu schwimmen. Jetzt war die Wasseroberfläche an dieser Stelle so absolut ruhig, nur die friedliche Skyline von Manhattan war als Spiegelbild darin zu sehen.
Erst fünf Minuten, dann zehn und schließlich fünfzehn Minuten lang hielten Brennan und Carlo ihre Taschenlampen auf diese Stelle gerichtet, in der Hoffnung, das Ende dieser Geschichte sei hier und jetzt erreicht. Einmal erschien ein plötzlich auftretender schneller Wirbel an der Stelle, der auf die Anwesenheit einer großen Kreatur hindeuten mochte und der die Männer erschreckte, aber Yoshiaki tauchte nicht für ein verzweifeltes Luftschnappen auf. Eins war klar: Er war hinüber.
»Wir müssen ihn getroffen haben«, sagte Carlo und brach damit das Schweigen.
»Scheint jedenfalls so. Das war echt knapp. Wenn er es geschafft hätte zu verduften, hätte Louie uns kaltgemacht.«
»Du könntest da rausschwimmen und den Körper herbringen«, sagte Carlo.
»Zum Teufel, nein!«, weigerte sich Brennan mit Nachdruck. Allein der Gedanke an diesen schwarzen, öligen Fluss, in dem sich wer weiß was versteckte, reichte für Brennan aus, um eine Gänsehaut zu bekommen.
»Hab nur Spaß gemacht«, meinte Carlo und schlug Brennan so stark auf den Rücken, dass dieser einen Schritt vorwärtsmachen musste, um seinen Fall zu verhindern.
Brennan griff sich Carlos Oberarm, bevor dieser ihn fortziehen konnte. »Ich habe dir gesagt, du sollst mich nicht schlagen«, knurrte Brennan und schob sein Gesicht ganz dicht vor Carlos Gesicht. Die Anspannung der vorangegangenen Vorfälle ließ ihn auf diese wiederholte Provokation überreagieren.
Carlo stieß ihn rau von sich. »Ach, werd erwachsen! Ich hab doch nur einen Witz gerissen, um Himmels willen … Über dich und im Fluss schwimmen. Du würdest den Körper in einer Million Jahre nicht finden. Bei der Strömung, die hier herrscht, ist er vielleicht schon hundert Meter flussabwärts.« Carlo beugte sich vor, um Yoshiakis Kleidung und Schuhe aufzuheben. »Lass uns zurückgehen und nach Arthur sehen. Wahrscheinlich müssen wir ihn noch behandeln lassen, bevor wir zu den Narrows fahren können, um Susumu loszuwerden.«
Die beiden Männer gingen schnell den Pier zurück. Immer wieder hörten sie das gurgelnde Geräusch, wenn das Wasser gegen die Pfähle schlug – daran konnte man erkennen, dass es eine starke Strömung gab.
»Louie wird nicht froh sein über
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