Montgomery & Stapleton 10 - Testphase
ihren Sitzen herum, um sich Arthur und Ted anzusehen. Sie verbeugten sich mehrere Male und sagten immer und immer wieder ›hai, hai‹. Die anderen merkten gleich, dass die beiden ziemlich aufgeregt waren im Angesicht des bevorstehenden Einbruchs.
Brennan fuhr eine Linkskurve um den Union Square und fuhr östlich auf die 14. Straße die ganze Strecke zum East River. Dann steuerte er den Wagen nördlich auf den Franklin D. Roosevelt Drive. Eine Weile sprach niemand. Alle liefen auf Hochtouren, aber aus unterschiedlichen Gründen. Tatsächlich fragte sich nur Arthur besorgt, wie ihr weiterer Plan verlaufen würde, denn er war der bei weitem nachdenklichste der Gruppe und glaubte fest an das Sprichwort: Wenn etwas schiefgehen kann, wird es schiefgehen.
Brennan fuhr an der 34. Straße vom Franklin D. Roosevelt Drive ab, bog auf die Third Avenue ab und tauchte danach in den Queens-Midtown Tunnel ab. Da Susumu und Yoshiaki damit gerechnet hatten, den Franklin D. Roosevelt Drive weiter in nördlicher Richtung zu befahren, wurden sie bei der Einfahrt in den Tunnel unruhig und fingen sofort eine Unterhaltung auf Japanisch an. Es war ganz klar, dass sie verwirrt waren. Schließlich sprach Yoshiaki.
»’schuldigung«, sagte er und lehnte sich vor. »Warum wir fahren nach Queens?«
Carlo drehte sich herum und sah ihm in die Augen. »Holen Sprengstoff«, sagte er und dachte fälschlicherweise, dass er auch so gebrochen sprechen musste wie Yoshiaki. »Wir nehmen Sprengstoff, um zu machen eine Ablenkung, wenn wir brechen ein bei iPS USA, um zu holen die Labormappen. Verstehen?«
»Wo in Queens gehen wir?«, fragte Yoshiaki.
»Ein altes Vaccarro-Lagerhaus an dem Pier am Fluss«, sagte Carlo, immer noch Yoshiaki zugewandt. »Wir stellen dort Sachen unter. Auch den Sprengstoff, den wir für heute Nacht brauchen.«
»Was ist ein Pier?«
»Das ist ein langes Ding aus Holz, das bis ins Wasser geht. Schiffe können daran parken.«
» Futou ?«, fragte Yoshiaki nach.
»Naja, kann schon sein, woher soll ich das wissen?«
»East River?«
»Richtig! East River. Der Pier liegt am East River.«
Einige Meilen lang sprachen Susumu und Yoshiaki ziemlich laut miteinander, so dass Carlo sich bereits Sorgen machte, dass sie sich weigern würden, mitzukommen und verlangen würden, in die Stadt zurückgebracht zu werden. Aber das passierte nicht. Plötzlich waren sie still, und Carlo hoffte, dass dieser Zustand ein wenig länger anhalten würde.
Aus dem Tunnel heraus, verließ Brennan die Schnellstraße so bald wie möglich, kreuzte auf dem McGuinness-Boulevard den Newtown Creek und bog nach rechts auf die Greenpoint Avenue. Anfangs säumten noch viele Bars und Restaurants die Straße, je näher sie dem Fluss kamen, verkam die Gegend bis zu einem Grad, der am besten mit industriell und heruntergekommen beschrieben wird. Carlo bemerkte, dass zwei Dinge hervorstachen: der Mangel an Licht und der Mangel an Menschen. Die Gegend stand in scharfem Kontrast zu der Geschäftigkeit des Union Square und wirkte eher wie eine Kulisse für einen postapokalyptischen Film. Es schien dort kein lebendes Wesen zu geben, bis er eine riesige Ratte sah, deren Augen wie Diamanten funkelten, als der Nager in Richtung der Scheinwerfer des Denalis schaute.
Fünf Minuten später fuhr Brennan direkt vor das verschlossene Tor eines drei Meter fünfzig hohen Maschendrahtzauns, der rund um den Vaccarro-Besitz verlief und auf dessen oberem Rand sich in Spiralen Stacheldraht wand. Mit dem Schlüssel in der Hand sprang Carlo aus dem Auto und öffnete im Scheinwerferlicht das Schloss, damit Brennan hineinfahren konnte. Zuschließen musste er im Dunkeln. Dann rannte er zum Auto und kletterte hinein.
Auf Brennans linker Seite ragte das Lagerhaus hoch, während er zum Anfangspunkt des Piers fuhr. Als sie die halbe Strecke am Gebäude entlang hinter sich gebracht hatten, sahen sie eine kleine Eingangsterrasse, die auf eine Tür zuführte, die mit einem schweren Vorhängeschloss gesichert war. Über der Tür war ein Holzschild angebracht, dessen Farbe abblätterte und auf dem in so blasser Schrift, dass sie kaum noch zu lesen war, stand: American Fruit Company.
»Sprengstoff hier?«, fragte Yoshiaki und starrte auf das dunkle Lagerhaus.
»Jawohl«, sagte Carlo. Seine Hand glitt unter sein Revers und löste den Riemen, der seine 22er Glock in seinem Schulterholster hielt. Dann öffnete er die Ablage zwischen den beiden Vordersitzen, holte zwei Taschenlampen heraus und gab
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