Montgomery & Stapleton 10 - Testphase
Susumus und Yoshiakis Verschwinden entgegenzuwirken, so wie Paulie es sich schlau ausgedacht hatte. Louie wollte alles richtig machen. Die Hauptzutat, so viel wusste er, war wirklich überzeugend stinksauer zu wirken.
Er nahm seinen Mut zusammen und wählte die Nummer. Zu seiner Überraschung wurde das Telefon nach nur einmal Klingeln mit einem knappen »Hai« abgenommen, als ob Hideki mit einer Hand auf dem Hörer geschlafen hätte.
»Okay, Hideki, welche beschissene Sache läuft hier eigentlich? Und erzählen Sie mir keinen Mist!«, brüllte Louie. »Gerade haben meine Jungs angerufen, die immer noch am Scheiß-Union Square rumhängen und auf Ihre Scheiß-Jungs warten. Also, was zum Teufel wird da gespielt?«
Louie benutzte nur sehr selten Schimpfworte, aber jetzt hatte er alle Hemmungen fallen lassen, weil er dachte, Hideki würde das erwarten. Die Antwort fiel dürftiger aus, als er erwartet hatte. »Entschuldigung, ich glaube, Sie möchten mit meinem Ehemann sprechen.«
Louie rollte mit den Augen, als ein mürrischer Hideki ans Telefon kam. Louie versuchte, seine Eröffnungssalve zu wiederholen, brachte es aber auf bedeutend weniger Obszönitäten.
Nach dem Missgeschick, nicht erkannt zu haben, wer anfangs am Apparat gewesen war, war das das Beste, was er zustande bringen konnte.
»Ist da Barbera-san?«, fragte Hideki.
»Was glauben Sie denn, wer Sie sonst um diese Uhrzeit anrufen würde?«, wollte Louie wissen und klang so verärgert, wie er nur konnte.
»Sie sagen, Susumu und Yoshiaki sind heute Nacht nicht erschienen?«
»Das ist genau das, was ich sage. Und ich erinnere Sie daran, dass dieser Einsatz zu Ihren Gunsten geplant ist, nicht zu unseren.«
»Das ist wahr, Barbera-san«, gab Hideki ihm recht. »Bleiben Sie bitte einen Moment in der Leitung. Ich will sie anrufen und fragen, wo sie sind. Es muss da ein Missverständnis geben. Ich entschuldige mich. Sie sind meine zuverlässigsten Kräfte.«
Louie konnte hören, wie Hideki mit der Person, die bei ihm war, japanisch sprach. Dann kam er wieder zurück. »Meine Frau holt mein Handy. Es tut mir sehr leid, was passiert ist. Haben wir denn noch Zeit, den Einbruch zu machen?«
»Lassen Sie uns erstmal herausfinden, wo Ihre Männer sind. Wenn sie sich in der Nähe des Union Squares aufhalten, können wir die Sache vielleicht noch dazwischenquetschen.«
Louie hörte, wie Hideki zweimal versuchte, jemanden übers Handy zu erreichen. Erfolglos wandte er sich wieder Louie zu. »Es geht keiner ans Telefon. Das ist sehr seltsam.«
»Sind Sie sicher, dass die beiden den Einbruchtermin für heute Nacht kannten?«
»Absolut.«
»Wann haben Sie das letzte Mal mit ihnen gesprochen?«
»Als sie mich nach dem Besuch bei Ihnen, Barbera-san, zurückgefahren haben. Zu dem Zeitpunkt wollten sie unbedingt heute Nacht mit Ihnen arbeiten. Das sagten sie ausdrücklich.«
»Denken Sie, es besteht die Möglichkeit, dass ihnen etwas zugestoßen sein könnte?«, fragte Louie.
»Wie meinen Sie das?«
»Gestern Abend haben meine Jungs mir erzählt, dass Ihre Jungs einige Sorgen und Ängste wegen Ihrer Rivalen angesprochen haben. Irgendetwas über eine Drohung, dass sie auf keinen Fall Satoshi töten sollten.«
»Welche Rivalen?«, fragte Hideki argwöhnisch.
»Die Yamaguchi-gumi.«
Darauf folgte eine Pause. Louie ließ diese Information eine ganze Minute sacken und keimen, bevor er hinzufügte: »Ich könnte Carlo und Brennan fragen, ob sie sich daran erinnern, was genau gesagt wurde.«
17
26. März 2010
Freitag, 07.21 Uhr
Das Taxi stoppte direkt vor dem OCME. Laurie zahlte und stieg aus. Sie war allein. Halb hatte Jack sie darum gebeten, halb hatte er es verlangt: sein geliebtes Fahrrad. Laurie gefiel das nicht, weil sie seit dem ersten Tag um sein Leben fürchtete, aber sie stand ihm nicht im Weg. Ein Grund für ihre Enttäuschung darüber, nicht in seiner Begleitung zu fahren, war auch, dass sie für sich allein die Kosten für ein Taxi kaum rechtfertigen konnte. Heute allerdings hätte sie so oder so eins genommen, um unbedingt so schnell wie möglich mit den Erkenntnissen vom Vorabend über ihren einzigen Fall im Büro anzukommen. Sie sprudelte förmlich über vor lauter Zuversicht, dass dies ein interessanter Tag werden würde. Wie wenig sie wusste!
JJs Übergabe an Leticia war reibungslos verlaufen und viel einfacher auszuhalten als noch am Tag zuvor. Leticia war früher als vereinbart erschienen. JJ hatte sie sofort erkannt und war begeistert, es
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