Montgomery & Stapleton 10 - Testphase
Yoshiaki«, sagte Carlo.
»Darauf bin ich auch schon gekommen«, antwortete Brennan, der sich ein wenig beruhigt hatte. »Aber die Situation wäre zehnmal schlimmer, wenn der Kerl es bis nach Manhattan geschafft hätte.«
»Vielleicht sollten wir gar nicht darüber reden, außer, er fragt uns. Teufel auch, so stark, wie die Strömung hier ist – wer weiß, wo der mal wieder auftaucht. Vielleicht landet er sogar im Meer, wo er ja sowieso hinsollte.«
Brennan warf Carlo einen kurzen Blick zu. »Das ist deine Sache. Es ist dein Job, dem Capo zu berichten, aber wenn du mich fragst, ob ich dir in den Rücken falle und dich verrate – nein, das wird nicht geschehen!«
»Gut«, sagte Carlo. »Dann erzähl ich es ihm nicht, außer er fragt.«
»Wie willst du Arthurs Wunde erklären?«
»Ich werde ihm die Wahrheit sagen. Diese Japaner sind wild, daher wollten wir sie ja loswerden. Sie denken nicht eine Sekunde nach, bevor sie ihre Waffen zücken und losballern. Scheiße auch, Arthur ist ein gutes Beispiel dafür.«
Am Auto angelangt, sahen sie, dass alles in Ordnung war. Ted hatte bei Arthur einen Wundverband aus dessen Hemd angelegt, die Blutung war minimal. Das hauptsächliche Problem war, dass Arthur sich schrecklich fühlte. Anfangs hatte es ihm nicht viel ausgemacht, aber als die Taubheit sich legte, fingen die Schmerzen an, furchtbar zu werden.
Sie steckten Susumus toten Körper erst in einen Leichensack und verstauten den dann im Kofferraum des SUV. Die Männer stiegen ins Auto, verließen das Gelände der American Fruit Company und fuhren zurück nach Elmhurst. Sobald sie auf der Schnellstraße waren, rief Carlo Louie an.
Als Louies Gespräch mit Carlo beendet war, war er sich nicht sicher, ob er wütend oder erleichtert sein sollte. Aus Erfahrung wusste er, dass ein Mord gutgehen konnte oder aber auch nicht. Er war darüber erleichtert, dass es vorüber war, aber es regte ihn auf, dass Arthur verwundet worden war. Vier gegen zwei erschien ihm ein ausgewogenes Verhältnis.
Ohne erst aufzulegen, zückte Louie sein Adressbuch, das in der mittleren Schublade seines Schreibtisches lag, und wählte die Nummer von Dr. Louis Trevino. Unter dem Namen Doc bekannt, fungierte dieser bereits seit vielen Jahren als Arzt der Vaccarro-Familie. Er war aus dem St. Mary’s Krankenhaus rekrutiert worden, in dem er damals ein Praktikum absolviert hatte. Seitdem hatte er sich um die meisten medizinischen Erfordernisse der Vaccarro-Familie gekümmert, einschließlich einiger geheim gehaltener Schusswunden.
Das Telefon klingelte viele Male, bevor sich eine müde Stimme meldete.
»Doc, hier ist Louie. Wir haben ein Problem mit Arthur!«
»Worum handelt es sich?«
»Eine Schusswunde am rechten Oberarm, die Kugel ist durchgegangen.«
»Ist der Knochen getroffen worden?«
»Ich glaube nicht.«
»Welch ein Segen. Wie sieht’s mit den größeren Arterien aus?«
»Nochmal negativ, oder jedenfalls hat es bisher den Anschein.«
»Wo ist er?«
»Ich habe ihnen gesagt, sie sollten direkt ins St. Mary’s fahren. Ich würde mal ganz schwer schätzen, dass sie in, sagen wir mal, einer halben Stunde da sein werden.«
»Ich werde sie in der Notaufnahme in Empfang nehmen«, sagte Trevino und legte auf.
»Danke, Doc«, antwortete Louie, obwohl er wusste, dass er damit zu spät dran war.
Nachdem er diesen Anruf erledigt hatte, saß Louie an seinem Schreibtisch und bereitete sich auf seinen nächsten Anruf vor. Er war sich über die Botschaft, die er übermitteln wollte, absolut sicher, nur die Worte dafür hatte er noch nicht gefunden. In Gedanken versunken sah er aus dem Fenster seines Arbeitszimmers, das an das Wohnzimmer in seinem riesigen, am Wasser gelegenen Haus in Whitestone, New York grenzte. Jetzt, da die Bäume ohne Blätter waren, konnte er über das Grundstück eines Nachbarn einen Teil der anmutigen Whitestone Bridge sehen, deren Kabel beleuchtet waren. Der Anblick der Brücke erinnerte ihn daran, dass er einen viel besseren Ausblick auf die Throgs Neck Bridge von seinem Wohnzimmer aus hatte, das zur entgegengesetzten Seite hinausging. Von dort aus sah man über seinen weitläufigen Garten zu seinem Kai. Als er mit seinen Gedanken dort angekommen war, erinnerte er sich daran, dass es bald Zeit wurde, sein Boot aus dem Winterquartier zu holen.
Er richtete seine Überlegungen wieder auf die Sache, die ihm bevorstand: das Telefonat mit Hideki Shimoda, um jedem Verdacht einer möglichen Beteiligung der Vaccarros an
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