Montgomery u Stapleton 01 - Blind
Disneyland", sagte Paul.
Der Raum blieb stehen, und die Wand ging in die Höhe. Jordan stand in seinem Sprechzimmer, Cerinos Akte in der Hand. Als er vortrat, bemerkte er augenblicklich den Zigarettenrauch.
"Entschuldigen Sie", sagte er, "aber hier darf nicht geraucht werden."
Angelo suchte nervös nach einer Ablage für seine brennende Zigarette. Cerino packte ihn am Arm und bedeutete ihm, sich nicht zu rühren.
"Wenn wir rauchen möchten, dann rauchen wir", sagte er.
"Wie ich Ihnen schon sagte, als Sie mich anriefen, Doktor, bin ich etwas unzufrieden mit Ihnen, und ich wiederhole das hier ausdrücklich."
"Aber die Instrumente", sagte Jordan und zeigte auf die Spaltlampe. "Rauch ist schädlich für sie."
"Zum Teufel mit den Instrumenten, Doktor", sagte Paul. "Ich will wissen, warum Sie in der ganzen Stadt herumposaunen, wie es mir geht."
"Wovon reden Sie?" fragte Jordan. Cerino hatte am Telefon gesagt, daß er verärgert sei. Jordan hatte angenommen, daß es etwas mit dem Warten auf ein geeignetes Hornhauttransplantat zu tun habe. Cerinos Vorwurf traf ihn vollkommen unvorbereitet.
"Ich rede von einem Detective mit Namen Lou Soldano", sagte Paul. "Und von einem Weibsbild mit Namen Dr. Laurie Montgomery. Sie haben es dem Weibsbild erzählt, das Weibsbild hat es dem Detective erzählt, und der Detective kam zu mir. Ich will Ihnen eins sagen, Doktor. Mir stinkt das ganz gewaltig. Ich habe versucht, die Einzelheiten meines kleinen Unfalls geheimzuhalten. Aus geschäftlichen Gründen, verstehen Sie?"
"Wir Ärzte diskutieren manchmal über einen Fall", verteidigte Jordan sich. Ihm war plötzlich sehr warm geworden.
"Geben Sie mir keine Chance mehr, Doktor?" sagte Paul spöttisch. "Wie ich höre, ist diese vermeintliche Kollegin Gerichtspathologin. Und für den Fall, daß Sie es noch nicht bemerkt haben, ich bin noch nicht tot. Und wenn Sie sie aus irgendeinem seltsamen Grund konsultiert hätten, würde sie darüber nicht mit einem Detective vom Morddezernat geplaudert haben. Da müssen Sie mir schon eine bessere Erklärung liefern."
Jordan saß in der Klemme. Ihm fiel keine plausible Ausrede ein.
"Tatsache ist, daß Sie die Schweigepflicht nicht gewahrt haben, Doktor. Das ist doch das schöne Wort, das ihr Ärzte immer gebraucht, oder? So wie ich das sehe, könnte ich zu einem Anwalt gehen und Ihnen ein Verfahren wegen standeswidrigen Verhaltens anhängen, nicht wahr?"
"Ich bin mir nicht sicher
" Jordan brachte keinen vollständigen Satz heraus.
"Ich will Ihre Ausreden gar nicht hören", fuhr Cerino fort.
"Wahrscheinlich gehe ich nicht zu einem Anwalt. Wissen! Sie, warum? Ich habe viele Freunde, die billiger als ein Anwalt sind und viel effektiver arbeiten. Wissen Sie, Doktor, meine Freunde sind eine Art Spezialisten wie Sie: Spezialisten für Kniescheiben, Beinknochen und Handgelenke. Ich kann mir sehr gut vorstellen, was es für Ihre Praxis bedeuten würde, wenn Ihre Hand zufällig von einer Autotür zerquetscht würde."
"Mr. Cerino
", sagte Jordan in besänftigendem Ton, doch Paul fiel ihm ins Wort.
"Ich denke, ich habe mich klar ausgedrückt, Doktor. Ich verlasse mich darauf, daß Sie nicht mehr herumquatschen. Kapiert?"
Jordan nickte. Seine Hände zitterten.
"Nun, Doktor, es ist nicht meine Absicht, Sie zu beunruhigen. Ich möchte Sie in guter Verfassung, sonst nichts. Denn dahin sollen Sie auch mich bringen: in gute Verfassung. Ich war sehr erfreut, als Ihre Sprechstundenhilfe heute morgen anrief und sagte, daß ich wegen der Operation vorbeikommen könnte."
"Ich bin auch sehr froh", sagte Jordan und versuchte, etwas Professionalität und Haltung zurückzugewinnen. "Sie haben Glück, daß Ihre Chance so schnell gekommen ist. Die Wartezeit war sehr viel kürzer als gewöhnlich."
"Für mich nicht kurz genug", erwiderte Paul. "In meiner Branche brauche ich alle meine fünf Sinne und noch einige mehr. Es gibt jede Menge Schurken, die mich liebend gern aus dem Verkehr ziehen oder ins Jenseits befördern würden. Bringen wirs also hinter uns."
"Von mir aus gern", sagte Jordan nervös. Er legte Cerinos Akte auf das Linsengestell. Er setzte sich rittlings auf einen kleinen, fahrbaren Hocker vor Cerinos Untersuchungsstuhl, schwenkte die Spaltlampe und wies Cerino an, sein Kinn auf die Kinnstütze zu legen.
Mit zitternder Hand faßte Jordan nach unten und schaltete die Spaltlampe an. Dabei traf ihn eine Wolke von Knoblauch aus Cerinos Mund.
"Wie ich höre, haben Sie in letzter Zeit mehr operiert
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