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Montgomery u Stapleton 01 - Blind

Montgomery u Stapleton 01 - Blind

Titel: Montgomery u Stapleton 01 - Blind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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üblichen Fälle handelte, die man in den Abbruchhäusern fand. Erleichtert legte sie die Mappen zurück. Dann griff sie nach den beiden für George bestimmten Mappen. Als sie den ersten Untersuchungsbericht las, beschleunigte sich ihr Puls. Der Verstorbene war Wendell Morrison, sechsunddreißig Jahre alt, ein Arzt!
    Mit fahrigen Händen öffnete sie die letzte Mappe: Julia Myerholtz, neunundzwanzig, Kunsthistorikerin.
    Laurie atmete tief aus. Sie hatte gar nicht gemerkt, daß sie den Atem angehalten hatte. Ihre Ahnung hatte nicht getrogen: Es gab zwei weitere Fälle von Überdosis mit ähnlichem sozialen Hintergrund wie die anderen. Sie empfand einen Widerstreit von Gefühlen – Empörung darüber, daß sie nicht, wie verlangt, angerufen worden war, und Entsetzen, daß ihre Befürchtungen sich bewahrheitet hatten und es zwei weitere Todesfälle gegeben hatte.
    Laurie begab sich direkt zum gerichtsmedizinischen Ermittlungsbüro und suchte Bart Arnold. Sie klopfte an die Tür und trat ein, bevor er ›Herein‹ rufen konnte.
    "Warum hat man mich nicht angerufen? Ich habe es Ihnen persönlich gesagt. Ich habe gesagt, daß ich bei Kokainüberdosen angerufen werden möchte, die in ein bestimmtes demographisches Muster passen. Letzte Nacht waren es zwei Fälle. Ich bin nicht angerufen worden. Warum nicht?"
    "Ich hatte Anweisung, daß Sie nicht angerufen werden sollten", erklärte Bart.
    "Warum nicht?"
    "Man hat mir keine Gründe genannt", sagte Bart. "Ich habe den Tour Docs Bescheid gesagt, als sie ihren Dienst antraten."
    "Wer hat die Anweisung gegeben?"
    "Dr. Washington. Tut mir leid, Laurie. Ich hätte es Ihnen selbst gesagt, aber Sie waren schon weg."
    Laurie war eher wütend als gekränkt. Sie war nicht versehentlich übergangen worden, man war gezielt darauf aus, sie auszuschalten. Vor dem Büro des Polizeibeamten traf sie Lou Soldano.
    "Kann ich Sie eine Minute sprechen?" fragte er.
    Laurie sah ihn entgeistert an. Schlief der Mann eigentlich nie? Wieder sah er aus, als wäre er die ganze Nacht aufgewesen. Er war unrasiert, und seine Augen hatten rote Ränder. Das kurzgeschnittene Haar klebte an der Stirn.
    "Ich bin etwas in Eile, Lieutenant", sagte Laurie.
    "Nur einen Augenblick. Bitte."
    "Also gut", gab Laurie nach. "Was gibt es?"
    "Ich hatte gestern abend etwas Zeit nachzudenken", begann Lou. "Ich möchte mich entschuldigen, daß ich mich gestern nachmittag so dämlich aufgeführt habe. Also, tut mir leid."
    Das letzte, was sie von Lou erwartet hätte, war eine Entschuldigung. Aber sie freute sich darüber.
    "Wenn ich das erklären darf", fuhr er fort. "Ich stehe stark unter Druck vom Chef wegen dieser Gangstermorde. Er erwartet eine rasche Lösung der Fälle."
    "Ich glaube, wir sind beide ziemlich gestreßt", sagte Laurie.
    "Aber ich nehme Ihre Entschuldigung an."
    "Danke", erwiderte Lou. "Wenigstens eine Hürde weggeräumt."
    "Und was bringt Sie heute morgen hierher?"
    "Haben Sie nichts von den Morden gehört?"
    "Was für Morde? Morde haben wir jeden Tag."
    "Solche aber nicht", meinte Lou. "Weitere Gangstermorde. Profiarbeit. Zwei Ehepaare hier in Manhattan."
    "Aus dem Fluß gefischt?"
    "Nein. Zu Hause erschossen. Beide Ehepaare waren wohlhabend, eins ganz besonders. Und das hatte darüber hinaus noch politische Beziehungen."
    "Ach ja", sagte Laurie. "Noch mehr Druck."
    "Das können Sie laut sagen", bestätigte Lou. "Der Bürgermeister ist auf achtzig. Er hat den Polizeichef schon zur Schnecke gemacht, und raten Sie mal, wen der sich als Zielscheibe gewählt hat: meine Wenigkeit."
    "Haben Sie irgendeine Vermutung?" fragte Laurie.
    "Ich wünschte, ich hätte eine", sagte Lou. "Es ist irgendwas Großes im Busch, aber ich habe ums Verrecken keine Ahnung, worum es geht. Vorgestern nacht hat es in Queens drei ähnliche Fälle gegeben. Jetzt diese beiden in Manhattan. Und es scheint keine Verbindung zum organisierten Verbrechen zu geben. Ganz sicher nicht bei den beiden letzten Fällen. Aber der Modus operandi weist eindeutig auf Gangster hin."
    "Dann sind Sie wegen der Obduktionen hier?" fragte Laurie.
    "Ja. Vielleicht bekomme ich hier einen Job, wenn ich bei der Polizei rausfliege. Ich verbringe hier genausoviel Zeit wie in meinem Büro."
    "Wer hat denn die Fälle?" fragte Laurie.
    "Dr. Southgate und Dr. Besserman", sagte Lou. "Wie sind die beiden, in Ordnung?"
    "Sie sind hervorragend. Beide haben viel Erfahrung."
    "Ein bißchen hatte ich ja gehofft, Sie würden es machen. Wir haben doch ganz gut zusammengearbeitet,

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