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Montgomery u Stapleton 01 - Blind

Montgomery u Stapleton 01 - Blind

Titel: Montgomery u Stapleton 01 - Blind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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rechten Hand an die Brust. Blut von den zerkratzten Armen vermischte sich mit Wasser aus der Dusche und verschwand wirbelnd im Abfluß. Duncan taumelte aus dem Bad zur Wohnungstür. Es kümmerte ihn nicht, daß er fast nackt war, er brauchte Luft. Sein siedendes Gehirn drohte zu zerspringen. Mit letzter Kraft griff er nach der Klinke der Wohnungstür und riß sie auf.
    "Duncan!" schrie Sara Wetherbee auf. Schlimmer hätte sie nicht erschreckt werden können. Ihre Hand befand sich wenige Zentimeter vor Duncans Tür. Sie hatte gerade klopfen wollen, als Duncan die Tür aufriß und vor ihr stand, mit nichts als einer triefenden Jockey-Unterhose bekleidet. "Mein Gott!" rief Sara.
    "Was ist mit dir los?"
    Duncan erkannte seine langjährige Freundin nicht. Er rang nach Luft. Der bohrende Schmerz in der Brust hatte sich in den Rücken ausgedehnt. Er hatte das Gefühl, als würde wieder und wieder auf ihn eingestochen. Blind torkelte er vorwärts, streckte die Hand aus, um Sara beiseite zu schieben.
    "Duncan!" rief Sara erneut, als sie die blutenden Kratzer an seinen Armen bemerkte, die gehetzten, aufgerissenen Augen und das schmerzverzerrte Gesicht sah. Sie ließ sich nicht zur Seite schieben, packte ihn an den Schultern und drängte ihn zurück.
    "Was ist los? Wo willst du hin?"
    Duncan zögerte. Einen Augenblick durchdrang Saras Stimme seinen Wahn. Sein Mund öffnete sich, als wollte er sprechen. Doch er stieß nur ein klägliches Wimmern aus, das in einem Keuchen endete, als sein Zittern in krampfartige Zuckungen überging und er die Augen verdrehte. Eine gütige Ohnmacht umfing ihn, und er sank in Saras Arme.
    Zuerst mühte Sara sich vergeblich, Duncan aufrecht zu halten. Sie schaffte es nicht, vor allem da seine Zuckungen immer heftiger wurden. So behutsam wie möglich ließ sie Duncans sich windenden Körper über die Schwelle sinken, halb in die Diele hinein. Fast im gleichen Augenblick, als Duncan den Boden berührte, krümmte sich sein Rücken, und die Zuckungen gingen unvermittelt in die rhythmischen Konvulsionen eines schweren epileptischen Anfalls über.
    "Hilfe!" schrie Sara und blickte sich im Gang um. Wie zu erwarten, zeigte sich kein Mensch. Außer den Lauten, die Duncan ausstieß, hörte sie nur das Dröhnen einer nahen Stereoanlage.
    Es gelang Sara, über Duncans zuckenden Körper hinwegzusteigen. Sein blutschäumender Mund, den sie flüchtig wahrnahm, entsetzte und ängstigte sie. Sie wünschte verzweifelt zu helfen, aber sie wußte nicht, was sie tun konnte, außer einen Krankenwagen zu rufen. Mit zitternden Fingern tippte sie auf Duncans Telefon im Wohnzimmer die 911 ein. Während sie ungeduldig auf die Verbindung wartete, hörte sie, wie Duncans Kopf wiederholt auf den Parkettboden schlug. Bei jedem der gräßlichen Schläge zuckte sie zusammen, und sie betete, daß bald Hilfe kommen möge.
     
    Sara nahm die Hände vom Gesicht und sah auf ihre Uhr. Es war fast drei Uhr früh. Seit über drei Stunden saß sie jetzt auf demselben Vinylstuhl im Warteraum des General Hospital von Manhattan.
    Zum x-tenmal glitt ihr Blick durch den vollbesetzten Raum, der nach Zigarettenrauch, Schweiß, Alkohol und nasser Kleidung roch. Ihr direkt gegenüber hing eine große Tafel mit der Aufschrift: RAUCHEN VERBOTEN, doch der Hinweis wurde nicht zur Kenntnis genommen.
    Verletzte saßen da und Personen, die sie begleitet hatten; quengelnde Säuglinge und Kleinkinder, zusammengeschlagene Betrunkene, andere, die ein Handtuch auf einen zerschnittenen Finger oder ein aufgeschlitztes Kinn preßten. Die meisten starrten vor sich hin, an das endlose Warten gewöhnt. Einige waren offensichtlich krank, manche schienen Schmerzen zu haben. Ein gutgekleideter Mann hatte den Arm um seine ebenfalls gutgekleidete Begleiterin gelegt. Vor einigen Minuten hatte er erregt mit einer einschüchternd großen Schwester gestritten, die über die Reihenfolge der Behandlung entschied; sie hatte sich aber von seiner Drohung, er werde seinen Anwalt verständigen, wenn seine Begleiterin nicht versorgt werden würde, nicht beeindrucken lassen. Er hatte schließlich aufgegeben und starrte jetzt ebenfalls ins Leere.
    Wieder schloß Sara die Augen. Noch immer fühlte sie den Puls gegen ihre Schläfen hämmern. Das Bild des sich krümmenden Duncan auf der Schwelle seiner Wohnung ließ sie nicht los. Was immer heute nacht geschehen war, sie wußte, daß sie es nie aus ihrem Kopf würde verbannen können.
    Nachdem Sara den Notarzt angerufen und die Adresse

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