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Montgomery u Stapleton 01 - Blind

Montgomery u Stapleton 01 - Blind

Titel: Montgomery u Stapleton 01 - Blind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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reiche Kinder. Ist drüben bei der Tavern On The Green passiert. Nach all der Aufregung, die der erste Fall vor ein paar Jahren verursacht hat, sind die Medien hier, seit die Leiche gebracht wurde."
    Laurie schüttelte den Kopf. "Wie schrecklich für alle. Ein Leben verloren, und ein Leben ruiniert." Sie tat Zucker und etwas Sahne in ihren Kaffee. "Wer hat den Fall?"
    "Dr. Plodgett", sagte Vinnie. "Wurde vom Tour Doc angerufen und mußte raus zum Tatort. War gegen drei Uhr heute morgen."
    Laurie seufzte. "Oje", sagte sie leise. Paul tat ihr leid. Ein solcher Fall würde ihn höchstwahrscheinlich sehr mitnehmen, weil er, wie sie, noch relativ unerfahren war. Er arbeitete seit gut einem Jahr als außerplanmäßiger Pathologe beim Institut, so wie sie seit viereinhalb Monaten. "Wo ist Paul jetzt? In seinem Büro?"
    "Nein", sagte Vinnie. "Er ist bei der Autopsie."
    "Schon?" wunderte Laurie sich. "Warum diese Eile?"
    "Keine Ahnung", meinte Vinnie. "Aber die Jungs von der zweiten Nachtschicht haben mir erzählt, daß Bingham so gegen sechs reingekommen ist. Paul hat ihn wohl angerufen."
    "Das wird ja von Minute zu Minute spannender", sagte Laurie. Dr. Harold Bingham, achtundfünfzig Jahre, war der Direktor des Gerichtsmedizinischen Instituts für New York City, was ihn zu einem mächtigen Mann in der Welt der Gerichtsmedizin machte.
    "Ich glaube, ich geh mal in die Grube und sehe nach, was sich tut."
    "Ich wäre an Ihrer Stelle vorsichtig", warnte Vinnie, während er seine Zeitung zusammenfaltete. "Ich hatte auch vor, runterzugehen, aber es heißt, Bingham habe schlechte Laune. Obwohl das ja eigentlich nichts Besonderes ist."
    Laurie nickte Vinnie zu, als sie den Raum verließ. Um den vielen Reportern im Eingangsbereich auszuweichen, nahm sie den langen Weg zu den Aufzügen und ging durch die Telefonzentrale. Die Sekretärinnen waren zu beschäftigt, um ihren Gruß zu erwidern. Sie winkte einem der beiden dem Institut zugeteilten Polizeibeamten zu, der in seinem winzigen Dienstraum neben der Telefonzentrale saß. Auch er telefonierte.
    Sie ging durch eine weitere Tür und warf einen kurzen Blick in jedes der Arbeitszimmer der gerichtsmedizinischen Ermittler, um guten Morgen zu sagen, aber es war noch niemand da. Sie kam zum Hauptaufzug, drückte den Knopf und mußte wie üblich warten, bis die altersschwache Maschine reagierte. Rechts von ihr in der Halle konnte sie die vielen Reporter sehen, die im Empfangsbereich umherschwirrten. Laurie tat die arme Marlene Wilson leid.
    Während sie nach oben in ihr Büro im vierten Stock fuhr, dachte sie darüber nach, was Binghams frühes Erscheinen nicht nur im Institut, sondern auch im Sektionssaal zu bedeuten hatte. Beides war selten und weckte ihre Neugier.
    Da ihre Kollegin Dr. Riva Mehta noch nicht da war, blieb Laurie nur ein paar Minuten im Büro. Sie schloß ihre Aktentasche, Handtasche und die Lunchbrote in den Aktenschrank ein, dann zog sie den grünen Sektionskittel über. Da sie selbst keine Autopsie durchzuführen hatte, verzichtete sie darauf, die übliche zusätzliche Schutzkleidung aus undurchlässigem Material anzulegen.
    Mit dem Aufzug fuhr sie dann in den Keller hinunter, wo sich das Leichenschauhaus befand. Es war kein Keller im eigentlichen Sinn, denn er lag in Wirklichkeit auf Straßenniveau des Gebäudes zur 30th Street hin. Über eine Laderampe kamen von dort die Toten ins Leichenschauhaus und verließen es wieder.
    Im Umkleideraum, den Laurie nur selten benutzte, da sie sich lieber in ihrem Büro umzog, legte sie Schürze, Schuhbezüge, Maske und Haube an und ging in den Sektionssaal.
    Die "Grube", wie er salopp genannt wurde, war ein mittelgroßer Raum, etwa fünfzehn Meter lang und neun Meter breit. Er hatte einmal als das Beste vom Besten gegolten, aber das war einige Zeit her. Wie bei so vielen anderen städtischen Einrichtungen fehlte das Geld für die notwendige Instandhaltung und Modernisierung. Die acht Tische aus rostfreiem Stahl waren alt und von den zahllosen Obduktionen fleckig. Altmodische Federwaagen hingen über jedem Tisch. Ausgußbecken, flache Tische, Vorrichtungen zum Aufhängen von Röntgenbildern, alte Glasschränke und freiliegende Rohre säumten die Wände. Fenster gab es keine.
    Nur an einem Tisch wurde gearbeitet, am vorletzten rechts von Laurie. Als sich die Tür hinter ihr schloß, hoben die drei um den Tisch stehenden Männer kurz den Kopf, um zu ihr herüberzublicken, bevor sie sich wieder ihrer schrecklichen Arbeit zuwandten. Sie

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