Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor
längst nicht so enthusiastisch wie sonst.
»Seien Sie bitte vorsichtig. Ich möchte, daß die Sache unter uns bleibt.« Jack holte eine Visitenkarte hervor und schrieb seine Privatnummer auf die Rückseite. »Wenn Sie irgend etwas herausfinden oder wenn Sie meinetwegen Ärger bekommen, können Sie mich jederzeit anrufen«, sagte er und reichte ihr die Karte. »Das gilt übrigens auch nachts. Okay?«
Beth warf einen kurzen Blick auf die Karte und steckte sie in ihre Kitteltasche. »Okay«, sagte sie. »Würden Sie mir auch Ihre Nummer geben?« fragte Jack. »Vielleicht habe ich noch ein paar Fragen an Sie. Mikrobiologie scheint nicht gerade meine Stärke zu sein.« Nach kurzem Zögern war Beth einverstanden. Sie schrieb ihre Telefonnummer auf einen Zettel und reichte ihn Jack, der ihn in sein Portemonnaie steckte. »Ich glaube, Sie sollten jetzt gehen«, riet sie ihm. »Bin schon weg«, erwiderte Jack. »Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
»Gern geschehen«, sagte Beth. Jetzt war sie wieder ganz die alte. Besorgt verließ Jack den mikrobiologischen Teil des Labors und durchquerte eilig den Hauptbereich. Etwa sieben Meter vor der Pendeltür, die das Labor mit dem Rezeptionsbereich verband, blieb er abrupt stehen. Es versuchte gerade jemand, die Tür mit dem Rücken aufzudrücken, und dieser jemand sah Martin Cheveau erschreckend ähnlich. Er trug ein Tablett, auf dem jede Menge Rachenabstriche lagen, die nun ausplattiert werden sollten.
Jack kam sich vor wie ein in flagranti ertappter Verbrecher. Für den Bruchteil einer Sekunde überlegte er, ob er fliehen oder sich verstecken sollte, doch für beides war es zu spät. Außerdem fühlte er sich von seiner absurden Angst, von Cheveau erkannt zu werden, geradezu dazu angestachelt, sich der Situation zu stellen.
Martin hielt die Tür für einen zweiten Mann auf, den Jack sofort erkannte; es war Richard, auch er trug ein Tablett mit Rachenabstrichen. Richard war es, der Jack zuerst entdeckte, und einen Augenblick später hatte auch Martin ihn erkannt. Die Schutzmaske taugte offensichtlich wenig, seine Identität zu verbergen. »Hallo, Leute«, rief Jack ihnen zu. »Sie…«, brüllte Martin los.
»Ja, ich bin’s«, unterbrach ihn Jack und zog sich die Maske vom Gesicht.
»Sie schnüffeln also schon wieder hier herum«, raunzte Martin ihn an. »Haben wir Ihnen nicht deutlich zu verstehen gegeben, daß Sie in unserem Krankenhaus nichts zu suchen haben?«
»Das sehen Sie leider falsch«, erwiderte Jack und hielt Martin seine Dienstmarke unter die Nase. »Bedauernswerterweise hat es hier im General ein paar weitere Todesfälle gegeben. Ich bin ganz offiziell hier, um am Ausbruchsort der Krankheit zu ermitteln. Wenigstens ist es Ihnen diesmal gelungen, die Diagnose selbständig zu stellen.«
»Ob das wirklich ein offizieller Besuch ist, werden wir gleich sehen«, sagte Martin. Er stellte das Tablett auf einer der Arbeitsflächen ab, griff zum nächstbesten Telefonhörer und bat, mit Charles Kelley verbunden zu werden.
»Können wir nicht einfach mal wie Erwachsene miteinander reden?« fragte Jack. Martin ignorierte ihn.
»Eins wüßte ich gern«, fuhr Jack fort. »Warum waren Sie eigentlich bei meinem ersten Besuch so freundlich zu mir und beim nächstenmal so ruppig?«
»Weil Mr. Kelley mich in der Zwischenzeit über Ihr Verhalten bei Ihrem ersten Besuch informiert hatte«, erwiderte Martin. »Und er hat mir auch erzählt, daß Sie keinen offiziellen Auftrag hatten, hier zu ermitteln.«
Jack wollte gerade etwas erwidern, als er merkte, daß Kelley offenbar am anderen Ende der Leitung war. Während Martin sich den Monolog von Kelley anhörte, ging Jack ein Stück zur Seite und lehnte sich lässig gegen die Laborbank. Richard hingegen blieb wie angewurzelt stehen; er wagte nicht einmal, das Tablett mit den Rachenabstrichen abzustellen.
Gelegentlich unterbrach Martin Kelleys Wortschwall, indem er an strategisch richtigen Stellen ja sagte; er beendete das Gespräch mit den Worten: »Yes, Sir!«. Als er aufgelegt hatte, grinste er Jack hochnäsig an.
»Mr. Kelley hat mich gebeten, Ihnen folgendes mitzuteilen«, sagte er von oben herab. »Er wird gleich persönlich den Bürgermeister, die Gesundheitsbeauftragte und Ihren Chef anrufen. Außerdem wird er eine offizielle Beschwerde einreichen, weil Sie uns ständig belästigen, während wir uns alle erdenkliche Mühe geben, eine Notsituation unter Kontrolle zu bekommen. Darüber hinaus soll ich Ihnen ausrichten, daß unser
Weitere Kostenlose Bücher