Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor
Sicherheitsdienst Sie in ein paar Minuten nach draußen geleiten wird.«
»Das ist wirklich sehr aufmerksam«, erwiderte Jack. »Aber es ist gar nicht nötig. Eigentlich war ich sowieso auf dem Weg nach draußen. Ich wünsche noch einen schönen Tag, meine Herren.«
25. Kapitel
Montag, 25. März 1996,15.15 Uhr
So, das war’s, sagte Terese und warf einen Blick in die Runde. Vor ihr stand das nunmehr vergrößerte Creative Team, das sie auf die Entwicklung der neuen National-Health-Kampagne angesetzt hatte. Angesichts der derzeitigen Notsituation hatten sie und Colleen von allen anderen Projekten die jeweils besten Leute abgezogen. »Irgendwelche Fragen?« Das gesamte Team hatte sich in Colleens engem Büro versammelt; da es keine Sitzplätze gab, standen sie aneinandergequetscht wie die Ölsardinen. Terese hatte ihren Mitarbeitern in groben Umrissen ihre Idee zum Thema ›Nicht mehr warten‹ dargelegt. Auf der Basis von Jacks Vorschlag hatte sie zusammen mit Colleen ein Konzept ausgearbeitet.
»Und wir haben wirklich nur zwei Tage Zeit?« fragte Alice. »Ich fürchte, ja«, erwiderte Terese. »Vielleicht schaffe ich es, noch einen Tag herauszuschlagen, aber darauf können wir uns nicht verlassen. Wir müssen alles auf diese eine Karte setzen, sonst können wir einpacken.« Ungläubiges Gemurmel erfüllte den Raum. »Ich weiß, daß ich Ihnen eine Menge abverlange«, fuhr Terese fort. »Aber es ist nun einmal so. Unsere Kollegen von der Kundenbetreuung haben uns gezielt sabotiert. Soweit ich weiß, haben sie hinter unserem Rücken bereits einen Spot vorbereitet, in dem bekannte Fernsehstars aus einer Krankenhausserie auftreten sollen. Sie gehen fest davon aus, daß wir uns mit unserer alten Idee lächerlich machen.«
»Mit gefällt das neue Konzept ohnehin besser als die Idee mit der Reinlichkeit«, meldete sich Alice zu Wort. Ein Spot über ›Reinlichkeit‹ wäre einfach zu technisch geworden. Irgendwie hätten wir ja all den Hokuspokus über Asepsis unterbringen müssen.
Das Thema ›Nicht mehr warten‹ ist für die meisten Leute viel verständlicher.«
»Außerdem ist es einfacher, humorvolle Szenen einzubauen«, meldete sich jemand anders.
»Ich finde die neue Idee auch prima«, rief eine weitere Mitarbeiterin. »Ich kriege jedesmal Zustände, wenn ich bei meinem Gynäkologen ewig lange im Wartezimmer hocken muß. Wenn ich dann ins Behandlungszimmer gebeten werde, bin ich immer völlig angespannt.«
Einige mußten lachen, und die Atmosphäre lockerte sich ein wenig.
»Genau dieses Gefühl wollen wir rüberbringen«, sagte Terese. »Machen wir uns also ans Werk! Zeigen wir Mr. Barker und seinen Leuten, wozu wir imstande sind - auch wenn wir mit dem Rücken zur Wand stehen!« Die Creatives drängten zur Tür.
»Warten Sie noch einen Augenblick!« rief Terese. Ich muß Ihnen noch etwas Wichtiges mit auf den Weg geben. Reden Sie um Gottes willen mit niemandem über dieses Meeting und über unsere neue Idee. Nicht einmal mit den Leuten aus der Creative-Abteilung, es sei denn, es läßt sich absolut nicht vermeiden. Ich will auf keinen Fall, daß die Kundenbetreuung irgend etwas erfährt, sie sollen absolut im dunkeln tappen. Okay?« Im Raum erhob sich zustimmendes Gemurmel. »Wunderbar!« rief Terese. »Dann also ans Werk!« Erschöpft ließ sie sich auf Colleens Stuhl sinken. Ihr inneres Gleichgewicht war an diesem Tag bereits mehrfach durcheinandergeraten, doch in gewisser Hinsicht war es ein typischer Agentur-Tag gewesen: Am Morgen hatte sie sich in Hochstimmung auf die Arbeit gestürzt, dann war ihre Euphorie nahezu auf den Nullpunkt gesunken, und jetzt lag ihre Stimmung irgendwo in der Mitte. »Unser Team ist begeistert«, bemerkte Colleen. »Du hast die Idee einfach großartig präsentiert. Ich wünschte, es wäre jemand von der National Health dabeigewesen.«
»Auf jeden Fall eignet sich die Idee ziemlich gut für eine Kampagne«, sagte Terese. »Die Frage ist nur, ob unsere Leute es schaffen, in so kurzer Zeit genug für eine richtige Präsentation zusammenzustellen .«
»Ich bin jedenfalls sicher, daß sie ihr Bestes geben«, erwiderte Colleen. »Du hast sie unheimlich motiviert.«
»Wollen wir’s hoffen«, sagte Terese. »Ich kann Barker doch unmöglich den Weg für diesen unsinnigen Mist mit den Fernsehstars ebnen. Das wäre ein Rückschritt in die Zeiten vor Bernbach. Willow and Heath würden sich bis auf die Knochen blamieren, wenn dem Kunden die Idee auch noch gefallen
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