Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor
unterschiedlichen Streetgangs angehörten. Wir wollen unbedingt verhindern, daß hier ein Bandenkrieg ausbricht. Denn wenn es so weit kommt, werden unweigerlich unschuldige Menschen getötet.«
»Ich brauche vierundzwanzig Stunden«, wiederholte Jack. »Bis dahin hoffe ich, die notwendigen Beweise für meine Theorie in der Hand zu haben. Wenn nicht, gebe ich zu, daß ich mich geirrt habe, und erzähle Ihnen alles, was ich weiß. Aber ich kann Ihnen jetzt schon sagen, daß es nicht viel ist.«
»Jetzt hören Sie mir mal gut zu, Doc«, sagte Lou. »Ich könnte Sie auf der Stelle festnehmen. Immerhin waren Sie in einige Verbrechen verwickelt. Sie behindern mutwillig die Ermittlungen in mehreren Mordfällen. Ich hoffe, Sie sind sich darüber im klaren, in welcher Lage Sie sich befinden?«
»Ich denke schon«, erwiderte Jack.
»Ich könnte Sie zwar festnehmen, aber ich werde es nicht tun«, erklärte Lou und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Statt dessen gehe ich einfach mal davon aus, daß Sie bei dieser Geschichte mit der Epidemie richtig liegen. Immerhin hält Dr. Montgomery ziemlich große Stücke auf Sie. Aber spätestens morgen abend will ich etwas von Ihnen hören. Ist das klar?«
»Ich habe verstanden«, sagte Jack und ließ seinen Blick zwischen dem Lieutenant und dem Sergeant hin- und herschweifen. »War’s das?«
»Fürs erste ja.«
Jack erhob sich und ging zur Tür, doch bevor er sie erreicht hatte, gab Sergeant Wilson ihm noch eine Ermahnung mit auf den Weg. »Ich hoffe, Sie sind sich darüber im klaren, wie gefährlich es ist, sich mit diesen Gangs einzulassen. Diese Burschen gehen davon aus, daß sie so gut wie nichts zu verlieren haben, und haben deshalb keinerlei Respekt vor dem Leben - weder vor ihrem eigenen noch vor dem anderer.«
»Ich werde es mir hinter die Ohren schreiben«, versprach Jack. Er eilte aus dem Gebäude und trat hinaus in die Nacht. Angesichts der Gnadenfrist, die man ihm gewährt hatte, fiel ihm ein Stein vom Herzen.
Während er vor dem Polizeirevier auf ein Taxi wartete, dachte er darüber nach, was er jetzt tun sollte. Er hatte Angst davor, nach Hause zu gehen. Im Augenblick wollte er weder jemandem von den Black Kings noch Warren über den Weg laufen. Vielleicht sollte er Terese in der Agentur aufsuchen, doch er fürchtete, daß er sie dann womöglich einer noch größeren Gefahr aussetzen würde. Am Ende beschloß er, sich ein billiges Hotel zu suchen. Zumindest würde er dort sicher sein und von seinen Freunden niemanden in Gefahr bringen.
31. Kapitel
Mittwoch, 27. März 1996, 6.15 Uhr
Das erste Symptom, das Jack spürte, war ein sich rasend schnell ausbreitender Hautausschlag auf seinen Unterarmen. Noch während er die geröteten Stellen inspizierte, begann der Ausschlag auch seine Brust und seinen Bauch zu überziehen. Er spreizte die Haut mit den Zeigefingern und übte ein wenig Druck aus, um zu prüfen, ob die Rötung dadurch ein wenig nachließ. Doch zu seiner Beunruhigung erschienen die Flecken nun noch röter.
Genauso unvermittelt, wie der Hautausschlag aufgetreten war, begannen die Stellen plötzlich zu jucken. Zunächst versuchte er, das lästige Gefühl zu ignorieren, doch dann wurde der Juckreiz so stark, daß er sich unweigerlich kratzen mußte. Das Kratzen hatte böse Folgen: Die Stellen fingen sofort an zu bluten und verwandelten sich in unzählige offene Wunden. Gleichzeitig setzte das Fieber ein. Es stieg zuerst langsam auf etwa achtunddreißig Grad, doch dann schnellte es plötzlich in die Höhe. Seine Stirn war schweißgebadet.
Als er in den Spiegel sah, erschrak er. Sein Gesicht war gerötet und mit offenen Wunden übersät. Ein paar Minuten später begann ihm das Atmen zusehends schwerer zu fallen. Er mußte regelrecht nach Luft ringen.
Jeder Herzschlag verursachte in seinem Kopf ein Dröhnen, als würde neben seinem Ohr eine Trommel geschlagen. Er hatte keine Ahnung, was für eine Krankheit er sich da eingefangen hatte, doch daß sie äußerst gefährlich war und sein Leben bedrohte, lag auf der Hand. Intuitiv wußte er, daß ihm nur wenig Zeit blieb, die Diagnose zu stellen und sich für die richtige Behandlungsmethode zu entscheiden. Doch dabei gab es ein Problem. Um die Diagnose stellen zu können, benötigte er eine Blutprobe, und er hatte keine Nadel zur Hand. Vielleicht konnte er sich mit einem Messer eine Ader aufritzen, um sich so ein wenig Blut abzunehmen. Dabei würde er zwar eine ziemliche Sauerei anrichten, aber es
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