Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor
wieder in die Küche und kettete ihn wie erwartet mit den Handschellen am Abflußrohr fest. Danach machten Terese und Richard es sich auf den Sofas vor dem Kamin bequem. Jack nahm die Rohrleitungen genau ins Visier, irgendwie mußte er es schaffen zu fliehen. Doch die alten Leitungen wirkten äußerst stabil, sie waren aus robustem Messing und Gußeisen. Er rüttelte ein wenig, doch das Abflußrohr gab nicht einen Millimeter nach.
Da ihm fürs erste nichts anderes übrigblieb, als sich mit seinem Schicksal abzufinden, legte er sich so bequem wie möglich auf den Boden. Wenigstens konnte er sich lang auf dem Rücken ausstrecken. Während er sich ausruhte, versuchte er zu verstehen, worüber Terese und Richard sprachen. Offensichtlich hatten sie ihren Streit vorerst begraben; sie unterhielten sich sachlich und in normalem Tonfall. Vermutlich hatten sie begriffen, daß sie ein paar Entscheidungen treffen mußten.
Die Rückenlage, die Jack zunächst bequem erschienen war, erwies sich als doch nicht so günstig; der Schleim aus seiner Nase floß ihm nun fortwährend in den Rachen, was neuerliche Husten- und Niesanfälle auslöste. Als ihm endlich eine kurze Atempause vergönnt war und er nach Luft schnappte, blickte er in die Gesichter von Terese und Richard.
»Wir wollen wissen, wie Sie auf Frazer Labs gekommen sind«, sagte Richard, die Pistole wieder auf ihn gerichtet. Jack befürchtete, daß die beiden ihn auf der Stelle erschießen würden, wenn sie herausbekämen, daß er der einzige war, der über Frazer Labs Bescheid wußte. »Das war ganz einfach«, erwiderte er.
»Dann erzähl’ uns doch mal, wie du dahintergekommen bist«, hakte Terese nach.
»Ich habe bei National Biologicals angerufen und gefragt, ob in der letzten Zeit jemand Pestbakterien bestellt hat. Daraufhin haben sie mir gesagt, daß Frazer Labs welche geordert hat.«
Als Terese die Antwort verarbeitet hatte, stürzte sie sich wie von der Tarantel gestochen auf Richard. »Es darf ja wohl nicht wahr sein, daß du das Zeug bei dieser Firma bestellt hast! Hast du mir nicht erzählt, du hättest all die widerlichen Erreger in deiner sogenannten Sammlung?«
»Pestbakterien hatte ich leider nicht«, erwiderte Richard. »Aber ich dachte, daß die Pest bei den Medien am besten einschlagen würde. Was soll’s? Es kann doch kein Mensch nachweisen, wo die Bakterien hergekommen sind.«
»Da liegen Sie ziemlich daneben«, widersprach Jack. »Die Firma National Biologicals kennzeichnet ihre Kulturen. Bei den Autopsien in unserem Institut ist alles ans Licht gekommen.«
»Du Idiot!« schrie Terese ihren Bruder an. »Bist du dir darüber im klaren, daß die Spuren direkt vor deine Haustür führen?«
»Ich wußte nicht, daß sie bei National Biologicals ihre Kulturen kennzeichnen«, erwiderte Richard beinahe kleinlaut. »O nein!« wütete Terese weiter. »Dann weiß also jeder im Gerichtsmedizinischen Institut, daß die Pest mit Absicht verbreitet wurde.«
»Was sollen wir jetzt bloß tun?« fragte Richard nervös. »Moment mal«, sagte Terese und sah Jack nachdenklich an. »Ich glaube, ich habe eine Idee. Ich bin mir gar nicht so sicher, ob er überhaupt die Wahrheit sagt. Colleen hat mir nämlich etwas ganz anderes erzählt. Eine Sekunde. Ich rufe sie an.« Das Gespräch war kurz. Terese gaukelte ihrer Untergebenen vor, daß sie sich ernsthafte Sorgen um Jack mache und sie deshalb bitte, kurz bei Chet anzurufen und ihn zu fragen, was er eigentlich von Jacks Verschwörungstheorie halte. Außerdem bat sie Colleen, in Erfahrung zu bringen, ob eventuell noch andere Mitarbeiter des Instituts von Jacks Theorie überzeugt waren. Zum Schluß teilte sie ihr mit, daß sie im Augenblick leider nicht zu erreichen sei und deshalb in einer Viertelstunde zurückrufen werde.
Während sie warteten, sprachen sie kaum ein Wort. Terese vergewisserte sich lediglich noch einmal bei ihrem Bruder, ob er auch wirklich alle Kulturen vernichtet habe. Richard versicherte, er habe alles ins Klo gekippt.
Als die Viertelstunde um war, wählte Terese erneut Colleens Nummer. Sie unterhielten sich wieder nur kurz. Am Ende bedankte sich Terese und legte auf.
»Die erste gute Nachricht heute«, verkündete sie. »Im Gerichtsmedizinischen Institut glaubt niemand an Jacks Theorie. Chet hat Colleen erzählt, alle wären davon überzeugt, daß Jack wegen seines Grolls gegen AmeriCare unter Hirngespinsten leidet.«
»Dann weiß also außer ihm keiner über Frazer Labs und die
Weitere Kostenlose Bücher