Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor
gekennzeichneten Bakterien Bescheid?« fragte Richard. »Du hast es erfaßt. Das vereinfacht die Situation natürlich erheblich. Jetzt müssen wir nur noch Jack aus dem Weg schaffen.«
»Und wie sollen wir das anstellen?«
»Als erstes gehst du nach draußen und gräbst ein Loch«, erklärte Terese. »Am besten hinter der Scheune in der Nähe der Heidelbeersträucher.«
»Jetzt?«
»Natürlich jetzt, du Idiot!« schrie sie ihn an. »Meinst du, wir können noch ewig und drei Tage warten?«
»Der Boden ist bestimmt gefroren und hart wie Stein«, wandte Richard ein.
»Daran hättest du denken sollen, als du uns in diese Katastrophe hineingeritten hast«, sagte Terese. »Jetzt mach, daß du rauskommst, und grab das verdammte Loch! Hacke und Schaufel müßten in der Scheune sein.«
Richard grummelte irgend etwas Unverständliches und zog seine Jacke an. Mit einer Taschenlampe gewappnet, ging er nach draußen, während Terese im Wohnzimmer verschwand. »Terese!« rief Jack ihr nach. »Glaubst du nicht, daß du jetzt ein bißchen zu weit gehst?«
Sie erhob sich von ihrem Sofa und kam zurück in die Küche. Dort lehnte sie sich mit verschränkten Armen gegen den Schrank und musterte ihren am Boden liegenden Gefangenen. »Komm mir bloß nicht mit der Mitleidstour«, sagte sie. »Ich habe dich nicht nur einmal gewarnt - ich habe dir mindestens ein dutzendmal eingehämmert, daß du die Finger von der Sache lassen sollst. Du hast dir alles selbst eingebrockt.«
»Mein Gott, so wichtig kann dir deine Karriere doch gar nicht sein«, entgegnete Jack. »Es sind mehrere Menschen gestorben, ihr habt sie auf dem Gewissen. Und wahrscheinlich sterben noch mehr, womit ich nicht nur mich meine.«
»Ich habe nie gewollt, daß irgend jemand stirbt«, stellte Terese klar. »Das haben wir einzig und allein meinem verrückten Bruder zu verdanken. Seit der High School ist er in seine verdammten Mikroben vernarrt. Wie ein Waffennarr Pistolen sammelt, hat er in seinem Labor Bakterienkulturen gehortet. Es muß ihm irgendwie einen Kick gegeben haben, das gefährliche Zeug um sich zu haben. Vielleicht hätte ich damit rechnen müssen, daß er irgendwann durchdreht und etwas damit anstellt. Aber wie dem auch sei. Jetzt werde ich jedenfalls zusehen, daß ich unsere Haut rette.«
»Was dein Bruder auch immer getan hat«, entgegnete Jack. »Du bist seine Komplizin, dich trifft genausoviel Schuld wie ihn.«
»Weißt du was?« fuhr Terese ihn an. »Deine Meinung interessiert mich einen Scheißdreck.«
Mit diesen Worten ging sie zurück zum Kamin. Jack hörte, wie sie ein paar weitere Holzscheite ins Feuer legte. Er versuchte sich ein wenig auszuruhen, indem er sich bequemer hinlegte und die Augen schloß. So elend hatte er sich noch nie gefühlt. Er war krank und wurde vor Angst fast wahnsinnig. So mußte es einem zum Tode Verurteilten gehen, dessen Gnadengesuch abgelehnt worden war.
Als eine Stunde später die Tür aufgerissen wurde, fuhr Jack zusammen. Er war wieder eingeschlafen und merkte nun, daß ihm ein weiteres Influenzasymptom zu schaffen machte: Die kleinste Bewegung seiner Pupillen verursachte ihm furchtbare Schmerzen. »Es war viel einfacher, als ich dachte«, sagte Richard und zog seine Jacke aus. »An der Stelle muß wohl mal ein Moor gewesen sein. Ich mußte nicht mal Steine ausbuddeln.«
»Hoffentlich hast du tief genug gegraben«, erwiderte Terese und legte ihr Buch zur Seite. »Ich lege nämlich keinen Wert auf unangenehme Überraschungen - zum Beispiel, daß er beim nächsten Frühjahrsregen nach oben geschwemmt wird.«
»Das Loch ist tief genug«, stellte Richard klar und verschwand im Bad, um sich die Hände zu waschen. Als er zurückkam, war Terese gerade dabei, sich ihren Mantel überzuziehen. »Wo willst du hin?«
»Nach draußen«, erwiderte sie und ging zur Tür. »Ich mache einen Spaziergang, und während ich weg bin, erschießt du ihn.«
»Moment mal«, wandte Richard ein. »Wieso ich?«
»Weil du der Mann bist«, sagte Terese mit einem verächtlichen Grinsen. »Ihn umzubringen ist Männersache.«
»Von wegen Männersache«, protestierte Richard. »Ich kann und werde ihn nicht töten. Ich bringe doch keinen wehrlosen, mit Handschellen angeketteten Menschen um.«
»Ich glaube, ich höre nicht richtig!« brüllte Terese los. »Drehst du jetzt völlig durch? Als du die Luftbefeuchter im Manhattan General mit den tödlichen Bakterien verseucht und hilflose Patienten umgebracht hast, haben dich doch auch keine
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