Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor
willen«, rief Terese. Ich habe dort schon mal gelegen. Pest ist doch absolut selten, oder?«
»Allerdings«, bestätigte Jack. In den USA werden nur wenige Fälle pro Jahr gemeldet, in der Regel im tiefen Westen - und das auch nur während der Sommermonate.«
»Ist die Pest nicht furchtbar ansteckend?« fragte Colleen. »Unter Umständen ja«, erwiderte Jack. »Vor allem, wenn es sich um Lungenpest handelt, wie bei unserem Fall.«
»Haben Sie keine Angst, daß Sie sich angesteckt haben?« wollte Terese wissen. Unwillkürlich waren sie und Colleen einen Schritt zurückgewichen.
»Nein«, sagte Jack. »Und selbst wenn wir uns angesteckt hätten, könnten wir die Krankheit erst dann übertragen, wenn die Lungenentzündung bei uns bereits ausgebrochen wäre. Sie brauchen also nicht die Flucht zu ergreifen.«
Peinlich berührt kamen die beiden Frauen wieder näher an die Theke heran. »Besteht die Gefahr, daß in der Stadt eine Epidemie ausbricht?« fragte Terese.
»Wenn die Pestbakterien die städtische Nagetierpopulation befallen haben, dann wird es problematisch«, erklärte Jack. »Vor allem, wenn die Ratten infiziert sind und auch noch Rattenflöhe haben - dann könnte die Pest in den Ghettobezirken durchaus zu einem Problem werden. Aber wahrscheinlich würden die Bakterien irgendwann von selbst wieder verschwinden. Den letzten großen Pestausbruch in den USA gab es 1919, und damals haben sich nur zwölf Menschen infiziert. Und zu der Zeit gab es noch nicht einmal Antibiotika. Ich gehe nicht davon aus, daß uns eine Epidemie bevorsteht. Schließlich nimmt man den Zwischenfall im Manhattan General sehr ernst und trifft entsprechende Vorsichtsmaßnahmen .«
»Ich gehe davon aus, daß Sie die Medien informiert haben«, sagte Terese.
»Ich nicht«, erwiderte Jack. »Das ist nicht mein Job.«
»Sollte die Öffentlichkeit nicht gewarnt werden?«
»Ich glaube nicht«, sagte Jack. »Die würden mit ihrer Sensationsgier alles nur noch schlimmer machen. Wenn die Pest auch nur erwähnt wird, geraten die Leute doch schon in Panik. Und Panik ist in diesem Fall kontraproduktiv.«
»Mag sein«, entgegnete Terese. »Aber ich wette, daß die Leute das anders sehen würden, wenn sie aufgrund einer Vorwarnung die Chance hätten, der Pest zu entkommen.«
»Was wir hier diskutieren, ist sowieso reine Theorie«, sagte Jack. »Die Medien werden auf jeden Fall Wind davon bekommen. Bald wird der Fall durch sämtliche Nachrichten gehen, glauben Sie mir.«
»Wechseln wir lieber das Thema«, schlug Chet vor und sah die beiden Frauen an. »Was machen Sie eigentlich beruflich?«
»Wir arbeiten als Art Directors in einer ziemlich großen Werbeagentur«, erwiderte Colleen. »Das heißt, eigentlich bin nur ich Art Director. Terese ist in die oberen Ränge aufgestiegen und darf sich Creative Director nennen.«
»Klingt ganz schön beeindruckend«, sagte Chet. »Und kurioserweise befassen wir uns zur Zeit am Rande mit Ihrem Metier, nämlich mit der Medizin«, fügte Colleen hinzu. »Was meinen Sie damit?« wollte Jack wissen. »Was haben Sie denn mit Medizin zu tun?«
»Die National Health ist einer unserer Großkunden«, erklärte Terese. »Ich nehme an, der Name ist Ihnen ein Begriff.«
»Leider ja«, erwiderte Jack in mißbilligendem Tonfall. »Haben Sie etwas gegen die National Health?«
»Könnte man so sagen.«
»Darf ich fragen, warum?«
»Ich habe vor allem etwas gegen Werbung in der Medizin«, erklärte Jack. »Besonders gegen die Art von Werbung, mit der die neuen Gesundheitsversorgungsgiganten uns überziehen.«
»Aber warum denn?« hakte Terese nach.
»Weil diese Kampagnen nur einen Zweck erfüllen: den großen Unternehmen neue Mitglieder zu bescheren und damit deren Profit zu erhöhen. Dabei beruhen all diese Kampagnen auf maßlosen Übertreibungen, Halbwahrheiten und der Heuchelei, bessere Krankenhäuser zu haben als die Konkurrenz. Die wirkliche Qualität der Gesundheitsversorgung spielt doch für die Werbung keine Rolle. Dazu verschlingt die ganze Werbung einen Haufen Geld, und das ist der eigentliche Skandal. Jeder Dollar, der für die Werbung verpulvert wird, muß bei der Patientenversorgung eingespart werden.«
»Sind Sie fertig?« fragte Terese.
»Wenn ich noch ein bißchen nachdenke, fällt mir bestimmt noch mehr ein«, erwiderte Jack.
»Ich muß Ihnen nämlich aufs schärfste widersprechen.« Terese ereiferte sich genauso wie Jack. »Ich glaube, daß die Werbung durchaus Unterschiede herauszustellen
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