Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor
und sie fingen an zu lachen. Jack merkte, daß er knallrot wurde. Offensichtlich sprachen sie über ihn. Chet löste sich aus dem Getümmel an der Theke und kam an den Tisch.
»Hey, alter Junge«, flüsterte Chet und stellte sich absichtlich so vor Jack, daß er die beiden Frauen nicht mehr sehen konnte. »Siehst du die beiden Miezen da drüben an der Theke? Was hältst du von den beiden? Ich finde, sie sind ’ne Wucht! Und weißt du, was? Sie wollen dich kennenlernen.«
»Chet, bitte«, sagte Jack. »Bisher hat der Abend ja Spaß gemacht, aber…«
»Komm, sei kein Spielverderber«, unterbrach ihn Chet. »Du darfst mich jetzt nicht hängenlassen. Paß auf - ich bin scharf auf die im Sweatshirt.«
Da Jack wußte, daß es ihn wesentlich mehr Kraft gekostet hätte, sich dem Wunsch von Chet zu widersetzen, kapitulierte er und ließ sich an die Bar bugsieren. Chet machte ihn mit den beiden Frauen bekannt. Jack war sofort klar, was Chet an Colleen so attraktiv fand. Sie war genauso keß und schlagfertig wie er. Terese machte den beiden allerdings einen Strich durch die Rechnung. Sie musterte Jack mit ihren mattblauen Augen einmal von oben bis unten und wandte sich wieder ihrem Weinglas zu. Chet und Colleen waren sofort in eine angeregte Unterhaltung vertieft. Jack starrte den Hinterkopf von Terese an und verfluchte die Situation, in die er sich hatte bringen lassen. Eigentlich wollte er zu Hause in seinem Bett liegen, und nun ließ er sich von einer Frau anöden, die genauso ungesellig war wie er.
»Chet!« rief er nach ein paar Minuten. »Das ist doch pure Zeitverschwendung!«
Plötzlich wirbelte Terese herum. »Pure Zeitverschwendung? Für wen?«
»Für mich«, erwiderte Jack und musterte die Frau, die vor ihm stand. Obwohl sie mager war, hatte sie sinnliche, volle Lippen. Ihre heftige Reaktion überraschte ihn.
»Was glauben Sie, wie ich mich fühle?« raunzte Terese ihn an. »Meinen Sie, ich stehe darauf, von Männern belästigt zu werden, die auf Frauenjagd sind?«
»Jetzt halten Sie aber mal die Luft an!« entgegnete Jack. Auch er wurde langsam wütend.
»Hey, Jack«, mischte Chet sich ein. »Ruhig Blut!«
»Das gleiche gilt für dich, Terese«, ermahnte Colleen ihre Freundin. »Reiß dich zusammen! Wir sind schließlich hier, um uns zu vergnügen.«
»Ich habe keinen Pieps zu dieser Lady gesagt, und sie ist sofort über mich hergefallen«, beschwerte sich Jack »Es hat gereicht, wie Sie mich angeglotzt haben«, keifte Terese zurück.
»Nun reicht’s aber, ihr Streithähne!« Chet stellte sich zwischen die beiden und warf Jack einen ernsten Blick zu. »Wir sind in dieser Kneipe, um in netter Gesellschaft ein Bierchen zu trinken.«
»Ich gehe jetzt wohl besser nach Hause«, sagte Terese. »Du bleibst gefälligst hier«, befahl Colleen. Dann wandte sie sich an Chet: »Ihre Nerven sind zum Zerreißen gespannt. Damit sie endlich mal zur Ruhe kommt, habe ich darauf bestanden, daß wir heute etwas unternehmen. Ihre Arbeit frißt sie regelrecht auf.«
»Bei Jack sieht’s ähnlich aus«, erklärte Chet. »Er hat sich völlig eingeigelt und geht kaum unter Menschen.« Jack und Terese starrten in verschiedene Richtungen. Sie waren wütend, kamen sich gleichzeitig aber ziemlich albern vor. Chet und Colleen orderten eine Runde Drinks, verteilten sie und setzten ihr Gespräch über Jack und Terese unbeirrt fort. »Jacks soziales Umfeld beschränkt sich auf eine völlig heruntergekommene Gegend, wo er mit Drogensüchtigen und Killern Basketball spielt«, führte Chet aus.
»Wenigstens hat er überhaupt irgendein soziales Umfeld«, entgegnete Colleen. »Dort, wo Terese lebt, wohnen außer ihr nur Achtzigjährige. Ihr aufregendstes Wochenenderlebnis ist es, am Sonntag nachmittag ihren Abfall in den Müllschlucker zu werfen.«
Jack und Terese warfen sich ein paar flüchtige Blicke zu, während sie schweigend an ihren Getränken nippten. »Chet hat erwähnt, daß Sie Arzt sind«, sagte Terese schließlich. »Haben Sie sich auf irgendeinem Gebiet spezialisiert?« Sie klang inzwischen erheblich freundlicher. Jack erklärte ihr, daß er Gerichtsmediziner sei. »Und zwar einer der besten weit und breit«, schaltete Chet sich ein. »Einer, von dem man noch hören wird. Unser Jack hat nämlich heute die Diagnose des Tages gestellt. Obwohl ihm zuerst keiner glauben wollte, hat er einen Pestfall festgestellt.«
»Hier in New York?« fragte Colleen aufgeschreckt. »Im Manhattan General«, antwortete Chet. »Um Gottes
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