Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor
vermag, und daß der Kunde von dem Konkurrenzkampf zwischen den verschiedenen Anbietern letztendlich profitiert.«
»So sollte es vielleicht sein«, bemerkte Jack. »Die Realität sieht aber anders aus.«
»Schluß jetzt, ihr beiden!« mischte Chet sich ein und stellte sich zum zweitenmal zwischen Jack und Terese. »Ihr geratet ja schon wieder außer Kontrolle. Laßt uns das Thema wechseln! Können wir nicht mal über etwas Neutrales reden, zum Beispiel über Sex oder Religion?«
Colleen lachte und gab Chet einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter.
Während der nächsten halben Stunde redeten sie tatsächlich über Religion, und Jack und Terese vergaßen ihren kurzen Disput. Da Chet ein gewitzter Erzähler war, mußten sie sogar lachen. Um viertel nach elf sah Jack zufällig auf die Uhr und erschrak.
»Tut mir leid, Leute«, unterbrach er das Gespräch. »Ich muß aufbrechen. Schließlich habe ich noch eine Radtour vor mir.«
»Eine Fahrradtour?« fragte Terese entgeistert. »Sie fahren in dieser Stadt Fahrrad?«
»Er ist lebensmüde«, erklärte Chet. »Wo wohnen Sie denn?« wollte Terese wissen. »Auf der Upper West Side«, erwiderte Jack. »Fragen Sie ihn lieber mal, was er unter ›upper‹ versteht«, stichelte Chet.
»Also, wo genau wohnen Sie nun?« hakte Terese nach. »Auf der 106th Street«, antwortete Jack. »Jetzt wissen Sie’s ganz genau.«
»Sie wollen mir doch wohl nicht weismachen, daß Sie um diese Uhrzeit noch durch den Central Park fahren?« fragte Terese.
»Ich bin ziemlich schnell mit meinem Rad«, entgegnete Jack. »Also, für mich klingt das, als wären Sie darauf aus, Schwierigkeiten zu bekommen«, sagte Terese, während sie sich bückte, um ihre Handtasche aufzuheben. »Ich habe zwar keine Radtour vor mir, aber mein Bett wartet auf mich.«
»Einen Augenblick«, schaltete Chet sich ein und legte locker einen Arm um Colleens Schulter. »Schließlich sind Colleen und ich für diesen Abend verantwortlich. Hab’ ich recht, Colleen?«
»Ja, genau«, stimmte sie zu.
»Wir haben etwas beschlossen«, fügte Chet selbstgewiß hinzu. »Ihr beiden könnt erst nach Hause gehen, wenn ihr euch damit einverstanden erklärt, daß wir morgen abend alle zusammen essen gehen.«
Colleen schüttelte den Kopf und wand sich aus Chets Arm. »Ich fürchte, daraus wird nichts«, sagte sie. »Wir haben eine völlig unmögliche Deadline einzuhalten, deshalb werden wir wohl jede Menge Überstunden machen müssen.«
»An welches Restaurant hattet ihr denn gedacht?« fragte Terese. Colleen sah ihre Freundin mit großen Augen an. »Wie wär’s mit Elaine’s, gleich hier um die Ecke?« schlug Chet vor. »Gegen acht. Wenn wir Glück haben, sehen wir sogar ein paar Berühmtheiten.«
»Ich glaube nicht, daß ich kommen kann«, meldete sich Jack. »Deine Ausreden zählen heute nicht«, erklärte Chet. »Mit deiner angeblich so harmlosen Straßengang kannst du ein andermal spielen. Morgen gehst du mit uns essen.« Jack war zu müde, um zu widersprechen, und zuckte nur mit den Achseln.
»Dann steht der Termin also?« fragte Chet. Alle nickten.
Die beiden Frauen nahmen ein Taxi und boten Chet an, mit ihnen zu fahren, doch er lehnte ab, weil er bis zu seiner Wohnung nur ein paar Schritte zu gehen hatte.
»Wollen Sie Ihr Fahrrad heute nacht nicht lieber mal stehenlassen?« wandte sich Terese an Jack.
»Auf keinen Fall«, erwiderte er. Dann schwang er sich auf den Sattel und brauste winkend über die Second Avenue davon.
Terese nannte dem Taxifahrer die erste Adresse, die er ansteuern sollte, woraufhin das Taxi nach links in die Second Avenue einbog und in Richtung Süden davonfuhr. Colleen, die Chet noch aus dem Rückfenster zugewunken hatte, wandte sich ihr zu.
»Was für eine Überraschung«, sagte sie. »Da lernt man doch glatt in einer Kneipe zwei anständige Männer kennen. Offenbar passiert einem so etwas immer dann, wenn man am wenigsten damit rechnet.«
»Die beiden sind wirklich ganz nett«, stimmte Terese ihr zu. »Ich habe ihnen anfangs wohl Unrecht getan. Und Gott sei Dank haben sie nicht über Sport oder den Aktienmarkt palavert. Normalerweise können sich die Männer in dieser Stadt doch über nichts anderes unterhalten.«
»Das Witzigste an der Sache ist, daß meine Mutter mir schon seit eh und je in den Ohren liegt, ich möge mich doch mal mit einem Arzt einlassen«, sagte Colleen und lachte. »Ich glaube, keiner von den beiden ist ein typischer Arzt«, entgegnete Terese. »Vor
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