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Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor

Titel: Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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arbeitete schnell, doch er ließ äußerste Sorgfalt walten. Er bemühte sich, die inneren Organe möglichst nicht zu beschädigen; nur so konnte er weitgehend vermeiden, daß die infektiösen Mikroben in die Luft gelangten. Er nahm sich zuerst die Lungen vor. Inzwischen war Calvin wieder aufgetaucht und hatte sich hinter Jack aufgebaut.
    »Bronchopneumonie und beginnende Gewebenekrose«, stellte Calvin fest. »Sieht fast genauso aus wie bei Nodelman.«
    »Ich weiß nicht«, entgegnete Jack. »Das Gewebe scheint zwar genauso stark befallen zu sein, aber die Hepatisation ist offenbar noch nicht so weit fortgeschritten. Und sehen Sie sich mal diese Knoten an. Sie sehen fast aus wie Granulome im Frühstadium.« Clint hörte den beiden mit mäßigem Interesse zu; von der Fachsimpelei der Pathologen verstand er wenig. Während seines Medizinstudiums hatte er all diese Begriffe zwar schon mal gehört, doch er hatte längst vergessen, was sie bedeuteten. »Sieht es nach Pest aus?« fragte er.
    »Ja, ich denke schon«, erwiderte Calvin. »Sehen wir uns mal die Leber und die Milz an.«
    Jack nahm die genannten Organe vorsichtig aus der Schale, setzte das Skalpell an, machte seine Schnitte und klappte die Organe auf. Inzwischen war auch Laurie von ihrem Tisch herübergekommen.
    »Jede Menge Nekrose«, stellte Jack fest. »Das gleiche fortgeschrittene Stadium wie bei Nodelman und Mueller.«
    »Für mich sieht es eindeutig nach Pest aus«, meldete sich Calvin zu Wort.
    »Aber warum war der Immunofluoreszenstest dann negativ?« fragte Jack. »Das hat doch etwas zu bedeuten. Vor allem, wenn man das Erscheinungsbild der Lunge berücksichtigt.«
    »Was ist denn mit den Lungen?« wollte Laurie wissen. Jack zeigte Laurie die aufgeschnittene Lunge und erläuterte ihr den pathologischen Befund. »Jetzt, wo ich es sehe, verstehe ich, was du meinst«, sagte sie.
    »Diese Lunge sieht wirklich anders aus als die von Nodelman. Seine war viel stärker entzündet. Das hier sieht eher nach einer ungeheuer aggressiven Tuberkulose aus.«
    »Aber nein!« rief Calvin. »Das ist doch nicht Tuberkulose! Auf keinen Fall!«
    »Ich denke kaum, daß Laurie das gemeint hat«, sagte Jack. »Nein«, bestätigte Laurie. »Ich wollte nur sagen, daß das infizierte Gewebe so ähnlich aussieht wie bei Tuberkulose.«
    »Ich denke, es ist Pest«, erklärte Calvin. »Ich würde natürlich nicht darauf beharren, wenn wir nicht erst gestern aus dem gleichen Krankenhaus einen Pestfall diagnostiziert hätten. Was auch immer das Labor des Manhattan General behauptet, es ist doch wohl eher wahrscheinlich, daß wir es mit Pest zu tun haben.«
    »Ich glaube nicht, daß es Pest ist«, sagte Jack. »Aber warten wir ab, zu welchem Ergebnis unser Labor kommt.«
    »Was halten Sie davon, wenn wir noch einmal wetten?« schlug Calvin vor. »Sind Sie sich Ihrer Diagnose so sicher, daß Sie das Risiko eingehen wollen?«
    »Nein, so sicher bin ich nicht«, erwiderte Jack. »Aber die Wette gehe ich ein. Ich weiß ja, wieviel Ihnen das Geld bedeutet.«
    »Sind Sie mit der Obduktion fertig?« schaltete Clint sich ein. »Wenn ja, dann mache ich mich nämlich auf den Weg.«
    »Im großen und ganzen bin ich fertig«, erwiderte Jack. »Ich werde nur noch das Lymphgewebe etwas genauer unter die Lupe nehmen und ein paar Proben für die mikroskopische Analyse entnehmen. Sie werden also nichts Wesentliches verpassen, wenn Sie jetzt gehen.«
    »Ich begleite Sie nach draußen«, bot Calvin an. Calvin und Clint verschwanden im Waschraum. »Wenn du glaubst, daß wir es diesmal nicht mit Pest zu tun haben, was soll es denn dann sein?« fragte Laurie und warf noch einen Blick auf den toten Frauenkörper.
    »Es ist mir peinlich, dir meine Vermutung zu verraten«, erwiderte Jack.
    »Nun mach schon«, drängte Laurie. »Ich werde es auch nicht weitersagen.«
    Jack sah Vinnie an, der sofort seine Hände zum Schwur erhob: »Ich werde schweigen wie ein Grab.«
    »Na gut«, willigte Jack ein. »Ich muß noch einmal auf meine ursprüngliche Differentialdiagnose zurückgreifen, die ich gestern für Nodelman gestellt hatte. Um die in Frage kommenden Möglichkeiten einzugrenzen, muß ich mich wieder auf dünnes Eis begeben. Wenn wir es nicht mit der Pest zu tun haben, dann sprechen sowohl die pathologischen als auch die klinischen Befunde dafür, daß es eine Infektionskrankheit sein muß, die der Pest sehr ähnlich ist. Also, ich tippe auf Tularämie.« Laurie lachte auf. »Hasenpest?« fragte sie. »Bei

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