Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor
daß beide Patienten so schnell gestorben sind.«
»Was ist mit dem Fall Hard?« fragte Clint. »Den nehme ich mir als nächsten vor.«
»Darf ich Ihnen dabei über die Schulter sehen?« Jack zuckte mit den Achseln. »Das muß Dr. Washington entscheiden.«
»Ich habe nichts dagegen«, sagte Calvin.
»Dürfte ich Ihnen vielleicht auch eine Frage stellen?« wandte Jack sich an Dr. Abelard. »Haben Sie schon eine Theorie, wo die Pest hergekommen sein könnte?«
»Noch keine fertige Theorie«, brummte Clint. »Jedenfalls jetzt noch nicht.«
»Haben Sie denn irgendeine Vermutung?« bohrte Jack weiter und bemühte sich, seinen Sarkasmus zu unterdrücken. Clints Laune schien sich seit dem Vortag nicht gebessert zu haben. »Wir versuchen herauszufinden, ob die Nagetierpopulation in der Nähe des Krankenhauses von Pest befallen ist«, schnaubte Clint verächtlich.
»Eine hervorragende Idee«, erwiderte Jack. »Und wie gehen Sie dabei vor - wenn man fragen darf?«
Clint zögerte mit seiner Antwort, als gelte es, ein Staatsgeheimnis zu hüten.
»Wir haben das Center for Disease Control eingeschaltet«, enthüllte er schließlich. »Sie haben uns jemanden von ihrer Seuchen-Abteilung geschickt. Er ist dafür zuständig, die Viecher einzufangen und zu untersuchen.«
»Und - hat er schon Erfolg gehabt?«
»Ein paar von den Ratten, die er letzte Nacht gefangen hat, waren tatsächlich krank«, erwiderte Clint. »Aber sie hatten keine Pest.«
»Was ist mit dem Krankenhaus?« bohrte Jack weiter, unbeeindruckt davon, daß Clint offensichtlich nicht zum Reden aufgelegt war. »Die Frau, die wir gerade obduziert haben, hat im Zentralmagazin gearbeitet. Es scheint, daß auch sie sich die Krankheit durch eine Nosokomialinfektion zugezogen hat. Glauben Sie, sie hat sich direkt bei Nodelman angesteckt? Oder meinen Sie, es gibt im Krankenhaus oder dessen Umgebung einen primären Infektionsherd, mit dem sie in Berührung gekommen sein könnte?«
»Wir wissen es nicht«, gestand Clint.
»Mal angenommen, sie hat sich bei Nodelman angesteckt«, fuhr Jack fort, »haben Sie für diesen Fall eine Ahnung, auf welchem Weg die Bakterien dann übertragen worden sein könnten?«
»Wir haben das Belüftungssystem und die Klimaanlage des Krankenhauses gründlich unter die Lupe genommen«, erklärte Clint. »Sämtliche Filter waren da, wo sie hingehören, und sie waren allesamt in den vorgeschriebenen Abständen ausgewechselt worden.«
»Wie sieht es mit dem Labor aus?« fragte Jack. »Was meinen Sie damit?«
»Wissen Sie, daß der leitende Laborassistent der mikrobiologischen Abteilung den Laborchef sogar darauf hingewiesen hat, daß es einen Pestfall geben könnte? Das bloße klinische Erscheinungsbild von Nodelman hatte ihn zu der Annahme verleitet, doch der Laborchef hat ihn davon abgebracht, seinem Verdacht nachzugehen.«
»Das ist mir neu«, grummelte Clint.
»Wenn der leitende Laborassistent seiner Vermutung nachgegangen wäre, hätte er die Diagnose stellen und die entsprechende Therapie einleiten können«, fuhr Jack fort. »Wer weiß - vielleicht hätte Nodelman gerettet werden können. Das Problem ist nur, daß der Laborbetrieb im Manhattan General auf Druck von AmeriCare auf Sparflamme gefahren wird. »Von diesen organisatorischen Dingen weiß ich nichts«, entgegnete Clint. »Aber unabhängig davon hätte es den Pestfall trotzdem gegeben.«
»Da haben Sie recht«, erwiderte Jack. »Aber wie dem auch sei - es gilt nach wie vor herauszufinden, wo die Krankheit ihren Ausgang genommen hat. Und leider Gottes scheinen Sie in dieser Angelegenheit kein bißchen klüger zu sein als gestern.« Hinter seinem Plastikvisier grinste Jack in sich hinein. Es bereitete ihm ein diebisches Vergnügen, den Epidemiologen vorzuführen. »Ein bißchen weiter bin ich schon«, brummte Clint. »Gibt es unter den Angestellten des Krankenhauses schon Krankheitsfälle?« wollte Jack wissen.
»Ein paar Krankenschwestern haben Fieber und sind unter Quarantäne gestellt worden«, sagte Clint. »Es steht noch nicht fest, daß sie die Pest haben, aber wir müssen es befürchten. Sie hatten alle direkten Kontakt zu Nodelman.«
»Wann werden Sie die Leiche von Susanne Hard untersuchen?« schaltete Calvin sich nun ein.
»In etwa zwanzig Minuten«, sagte Jack. »Sobald Vinnie alles für die Obduktion vorbereitet hat.«
»Ich werd’ jetzt meine Runde drehen und mir die anderen Fälle ansehen.« Calvin wandte sich an Clint. »Wollen Sie bei Dr. Stapleton
Weitere Kostenlose Bücher