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Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor

Titel: Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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ausgelöst.
    »Meine Freundin hat eine neue Katze«, sagte Donald. »Als ich die letzten Male bei ihr war, habe ich immer unter einem leichten Juckreiz gelitten.«
    »Und wann sind Sie das letztemal bei ihr gewesen?« wollte Dr. Doyle wissen.
    »Gestern abend«, erwiderte Donald. »Aber als ich um kurz nach elf nach Hause gekommen bin, ging’s mir gut. Und ich hatte auch keine Probleme einzuschlafen.«
    »Wir sollten trotzdem überprüfen, ob Sie gegen Katzenhaare allergisch sind«, stellte Dr. Doyle klar. »Fürs erste würde ich Sie also gern noch ein bißchen hierbehalten. Was sagen Sie dazu?«
    »Sie sind der Arzt.«
    »Dann also bis später.«

 
     
    12. Kapitel
     
    Donnerstag, 21. März 1996, 9.45 Uhr
    »Verdammt noch mal!«
    Jack fluchte leise vor sich hin, als er mit der Autopsie von Susanne Hard beginnen wollte. Clint Abelard hing ihm wie eine Klette im Nacken und machte ihn ganz nervös, weil er ständig sein Gewicht von einem Bein auf das andere verlagerte. »Warum gehen Sie nicht einfach um den Tisch herum und stellen sich auf die andere Seite? Von dort können Sie viel besser sehen.«
    Clint folgte dem Vorschlag und stellte sich Jack gegenüber, wobei er seine Arme hinter dem Rücken verschränkte. »Und jetzt bleiben Sie gefälligst ruhig da stehen«, grummelte Jack. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, daß Clint ihn bei der Arbeit beobachtete, aber er mußte sich wohl damit abfinden.
    »Ganz schön traurig, wenn man so eine junge Frau hier liegen sieht«, sagte Clint plötzlich.
    Jack sah auf. Derart mitfühlende Worte aus Clints Mund - das überraschte ihn wirklich. Er hatte ihn für einen gefühllosen, verbiesterten Bürokraten gehalten. »Wie alt ist sie geworden?« fragte Clint.
    »Achtundzwanzig«, antwortete Vinnie, der am Kopfende des Tisches stand.
    »So wie ihre Wirbelsäule aussieht, hat sie es in ihrem Leben bestimmt nicht leicht gehabt«, bemerkte Clint. »Sie hat etliche größere Rückenoperationen über sich ergehen lassen«, entgegnete Jack.
    »Daß sie gerade ein Baby zur Welt gebracht hat, macht die ganze Angelegenheit noch trauriger«, sagte Clint. »Jetzt muß das Kind ohne Mutter groß werden.«
    »Es war ihr zweites Kind«, warf Vinnie ein.
    »Und vergessen wir nicht den armen Ehemann«, sagte Clint. »Es muß schrecklich sein, seinen Partner zu verlieren.« Diese Bemerkung versetzte Jack einen Stich, und er mußte stark an sich halten, um nicht einfach über den Tisch zu langen und Clint einen Haken zu verpassen. Abrupt verließ er den Tisch und flüchtete in den Waschraum. Er hörte, daß Vinnie hinter ihm herrief, doch er ignorierte ihn. Er beugte sich über den Rand des Waschbeckens und versuchte sich zu beruhigen. Er wußte natürlich, daß sein Zorn auf Clint völlig unangemessen war, daß er in Wahrheit nur jemanden suchte, dem er die Schuld an seinem Schicksal zuweisen konnte. Doch er konnte seinen Zorn nicht bändigen. Es brachte ihn jedesmal auf die Palme, wenn er diese klischeehaften Sprüche über den Verlust von nahen Angehörigen aus dem Mund von Leuten hören mußte, die in Wirklichkeit nicht den geringsten Schimmer hatten, wovon sie eigentlich sprachen.
    »Hast du irgendein Problem?« fragte Vinnie. Er hatte den Kopf durch die Tür gesteckt. »Ich komme sofort«, erwiderte Jack. Vinnie ließ die Tür wieder zufallen.
    Jack wusch sich die Hände und zog sich neue Handschuhe über. Dann kehrte er an den Obduktionstisch zurück. »Okay, laßt uns die Sache über die Bühne bringen«, versuchte er sich selbst aufzumuntern.
    »Ich habe mir den Körper schon genau angesehen«, sagte Clint. »Die Frau scheint keine Insektenstiche zu haben. Oder können Sie welche entdecken?«
    Jack war versucht, Clint die gleiche Belehrung zuteil werden zu lassen, die er selbst sich am Vortag hatte anhören müssen. Doch er hielt sich zurück und konzentrierte sich voll und ganz auf die äußere Untersuchung der Leiche. Erst als er damit fertig war, ergriff er wieder das Wort.
    »Keine Gangrän, keine Purpura und - soweit ich sehen kann - auch keine Insektenstiche. Doch allem Anschein nach sind einige Halslymphknoten geschwollen.« Jack wies auf die geschwollene Stelle. »Das ist ein deutlicher Hinweis auf Pest«, stellte Clint fest. Jack gab keine Antwort. Statt dessen nahm er das Skalpell, das Vinnie ihm hinhielt, und machte den typischen Y-förmigen Autopsieschnitt. Die rohe Brutalität dieser Handbewegung ließ Clint zusammenfahren. Erschrocken wich er einen Schritt zurück.
    Jack

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