Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor
wirklich, daß Ihre tollen Experten auf meine Hilfe verzichten können?« fragte Jack. Er konnte es sich einfach nicht verkneifen.
»Ich würde sagen, Ihre Anwesenheit ist sogar mehr als störend«, fuhr Kelley dazwischen. »Was Sie betreiben, ist reinste Verleumdung. Richten Sie sich darauf ein, daß sich unsere Anwälte bei Ihnen melden werden.«
»Wow!« rief Jack und hob die Hände, als gelte es, einen körperlichen Angriff abzuwehren. »Daß ich hier störe, kann ich ja noch verstehen. Aber daß ich verleumderisch sein soll, ist ja wohl lächerlich.«
»Da bin ich anderer Meinung«, entgegnete Kelley. »Die Leiterin des Zentralmagazins hat mir berichtet, daß Sie ihr gegenüber behauptet haben, Katherine Mueller habe sich bei der Arbeit infiziert.«
»Und das ist bisher keineswegs bewiesen«, pflichtete Dr. Zimmerman bei.
»Wenn Sie derartige unerwiesene und diffamierende Behauptungen in die Welt setzen, schadet das dem Ruf unserer Klinik«, wetterte Kelley.
»Und dem Aktienwert«, ergänzte Jack. »Sehr richtig«, sagte Kelley.
»Das Problem ist nur, daß ich gar nicht behauptet habe, Katherine Mueller hätte sich im Krankenhaus infiziert«, erklärte Jack. »Ich habe gesagt, daß sie sich bei der Arbeit angesteckt haben könnte. Das ist ein großer Unterschied.«
»Mrs. Zarelli hat uns aber erzählt, daß Sie es als eine bewiesene Tatsache hingestellt haben«, insistierte Kelley. »Ich habe ihr lediglich die Fakten mitgeteilt und sie darauf hingewiesen, daß im Fall Katherine Mueller auch die Möglichkeit einer Ansteckung im Krankenhaus in Betracht zu ziehen ist«, entgegnete Jack. »Aber lassen Sie uns doch keine Haarspalterei betreiben! Allerdings scheinen Sie sich ziemlich in die Ecke gedrängt zu fühlen. Und das verleitet mich zu der Frage, wie es in Ihrem Krankenhaus eigentlich mit Nosokomialinfektionen aussieht. Haben Sie damit häufiger Probleme?« Kelley wurde puterrot, und da er Jack aufgrund seiner einschüchternden Körpergröße deutlich überlegen war, wich dieser vorsichtshalber einen Schritt zurück.
»Unsere Probleme mit Nosokomialinfektionen gehen Sie einen feuchten Kehricht an«, schnaubte Kelley.
»Das wage ich langsam zu bezweifeln«, entgegnete Jack, »aber ich spare es mir für nächstes Mal auf, dieser Sache auf den Grund zu gehen. Es war wirklich nett, Sie alle wiedergesehen zu haben. Also dann - bis demnächst.«
Jack löste sich aus der Gruppe und schlenderte davon. Als er hinter sich eine Bewegung wahrnahm, zuckte er zusammen. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn ihm ein Becherglas oder ähnliches um die Ohren geflogen wäre, doch er erreichte ohne Zwischenfälle die Tür. Er fuhr nach unten und radelte in Richtung Süden davon.
Auf seinem Weg durch den dichten Verkehr dachte er angestrengt nach. Am meisten verwirrte ihn, wie heftig die mit der Sache befaßten Mitarbeiter des Manhattan General auf den Vorfall reagierten. Sogar Martin hatte sich plötzlich so verhalten, als wäre Jack sein Feind. Was hatten sie zu verbergen? Vor allem aber - warum verbargen sie es vor ihm. Er wußte zwar nicht, wer die Krankenhausleitung über seine Anwesenheit informiert hatte, aber er konnte sich gut vorstellen, wer jetzt gleich bei Bingham anrufen würde. Er gab sich keinen Illusionen hin. Seine Befürchtungen bestätigten sich. Als er den Empfangsbereich des Gerichtsmedizinischen Instituts betrat, kam sofort der Mann vom Sicherheitsdienst auf ihn zu.
»Ich soll Ihnen mitteilen, daß Sie sich sofort im Büro des Chefs zu melden haben«, sagte der Mann. »Dr. Washington selbst hat mir diese Anweisung gegeben.«
Da ihm keine Verteidigungsstrategie in den Sinn kommen wollte, beschloß Jack im Fahrstuhl, in die Offensive zu gehen. Als er sich bei Mrs. Sanford meldete, war er in Gedanken immer noch dabei, seine Strategie auszufeilen.
»Sie können gleich hineingehen«, sagte Mrs. Sanford, wie immer, ohne aufzusehen.
Jack ging um ihren Schreibtisch herum und betrat Binghams Büro. Bingham war nicht allein. Vor der Glastür des Bücherschranks hatte sich der riesenhafte Calvin aufgebaut. »Chef - wir haben ein Problem«, begann Jack und klang sehr ernst. Er ging zu Binghams Schreibtisch und haute mit der Faust auf die Tischplatte, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. »Wir haben im Fall Hard immer noch keine Diagnose gestellt - dabei wird es höchste Zeit. Wenn wir nicht bald mit unserem Ergebnis rüberkommen, stehen wir nicht gut da, vor allem weil die Presse die Pestgeschichte so
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