Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor
mir dort ein paar neue Ideen. Außerdem verstehe ich Sie vielleicht etwas besser, wenn ich Ihren Arbeitsplatz gesehen habe.«
»Ich bin mir gar nicht so sicher, ob ich durchschaut werden will«, entgegnete Jack.
Der Fahrstuhl hielt, und die Türen glitten auf. Sie gingen nach draußen und blieben auf dem Bürgersteig stehen. »Also, was? Es wird ja wohl nicht die ganze Nacht dauern, mal kurz in Ihrem Institut vorbeizuschauen. Und besonders spät ist es auch noch nicht.«
»Sie sind ganz schön starrsinnig«, sagte Jack. »Setzen Sie eigentlich immer Ihren Kopf durch?«
»Normalerweise schon«, erwiderte Terese und fügte lachend hinzu: »Aber ich ziehe es vor, mich einfach als einen hartnäckigen Menschen zu beschreiben.«
»Okay«, willigte Jack schließlich ein. »Aber sagen Sie hinterher nicht, ich hätte sie nicht gewarnt.«
Sie nahmen ein Taxi und fuhren auf der Park Avenue in Richtung Süden.
»Ich habe den Eindruck, Sie sind ein Einzelgänger«, bemerkte Terese.
»Welch scharfsinnige Feststellung.«
»Seien Sie nicht immer so sarkastisch.«
»Diesmal habe ich es wirklich ernst gemeint«, sagte Jack. »Sie machen es einer Frau nicht gerade leicht zu wissen, woran sie ist«, fuhr Terese fort.
»Das gleiche könnte ich auch über Sie sagen«, entgegnete Jack. »Waren Sie schon mal verheiratet? Entschuldigen Sie, wenn ich jetzt wieder zu neugierig bin.«
»Ja, ich war mal verheiratet«, sagte Jack.
»Aber es hat offenbar nicht geklappt«, bemerkte Terese; sie bemühte sich redlich, die Unterhaltung in Gang zu halten. »Es gab ein Problem«, erklärte Jack. »Aber ich möchte nicht darüber sprechen. Und was ist mit Ihnen? Waren Sie schon mal verheiratet?«
»Ja.« Terese seufzte und sah aus dem Fenster. »Aber auch ich möchte nicht darüber reden.«
»Jetzt gibt es schon zwei Dinge, bei denen wir einer Meinung sind«, bemerkte Jack. »Wir mögen keine Nachtclubs, und wollen nicht über unsere früheren Ehen reden.«
Er hatte den Taxifahrer angewiesen, am Hintereingang des Gerichtsmedizinischen Instituts anzuhalten. Er war froh zu sehen, daß keiner der beiden Leichenwagen im Hof stand; so, hoffte er, würden sie nicht schon in der Halle über Rollbahren mit frischen Leichen stolpern. Zwar hatte Terese darauf bestanden, das Institut zu besichtigen, doch er war nicht sicher, ob ihre Nerven dem, was sie sehen würde, auch standhielten.
Terese schwieg, als Jack sie an der Wand mit den Kühlfächern vorbeiführte. Erst als sie die einfachen Kiefernholzsärge sah, fand sie die Sprache wieder. Sie wollte wissen, warum sie dort standen.
»Das sind die Särge für nicht abgeholte, nicht identifizierte Leichen«, erklärte Jack. »Sie werden auf Kosten der Stadt verbrannt.«
»Kommt das oft vor?«
»Ständig.«
Dann führte er sie zurück in den Autopsiebereich und öffnete die Tür zum Waschraum. Terese warf einen Blick durch die Tür, ging aber nicht hinein. Durch die Glastür konnte sie in den Sektionssaal sehen. Im Halbdunkel wirkten die glänzenden Seziertische aus rostfreiem Stahl ziemlich unheilvoll. »Ich hatte mir das Institut viel moderner vorgestellt«, sagte sie. Um bloß nichts zu berühren, hatte sie die Arme vor der Brust verschränkt.
»Irgendwann war diese Einrichtung auch mal auf dem neuesten Stand«, entgegnete Jack. »Eigentlich hätte hier längst renoviert werden müssen. Dummerweise leidet die Stadt ständig unter irgendeiner Finanzkrise, und hinzu kommt, daß die meisten Politiker sich sträuben, Geld für die Gerichtsmedizin abzuzwacken. Es ist schon schwer genug, die Mittel für den normalen Tagesbetrieb einzutreiben, an eine Erneuerung der Anlagen ist da gar nicht zu denken. Allerdings verfügen wir über ein hypermodernes DNA-Labor.«
»Und wo befindet sich Ihr Büro?«
»Oben im vierten Stock.«
»Darf ich es mal sehen?«
»Warum nicht? Wo wir nun schon mal hier sind.« Sie gingen am Besucherbüro vorbei und warteten auf den Fahrstuhl.
»Sie fühlen sich bestimmt ein bißchen unwohl, oder?« fragte Jack.
»Ein bißchen gruselig ist es schon«, gestand Terese. »Meine Kollegen und ich denken schon gar nicht mehr daran, wie dieser Ort auf Unbeteiligte wirken muß«, erklärte Jack. Doch im stillen war er beeindruckt davon, wie gelassen Terese die Vorführungen überstanden hatte. Sie fuhren hinauf in den vierten Stock.
»Wie sind Sie nur darauf gekommen, sich auf diesem Gebiet zu spezialisieren?« fragte Terese. »Haben Sie sich schon während des Medizinstudiums für
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